Rheinische Post Duisburg

Falsche Polizisten zocken Senioren ab

- VON STEFAN ENDELL duisburg@rheinische-post.de 0203 92995-94 RP Duisburg rp-online.de/whatsapp 0203 92995-29

Die Zahl der Fälle in Duisburg, in denen sich Betrüger am Telefon als Polizeibea­mte ausgeben, nimmt deutlich zu. Die Opfer sind fast immer betagte Mitbürger.

Die Zahl der Fälle in Duisburg, in denen sich Betrüger am Telefon als Polizeibea­mte ausgeben und dabei im Telefondis­play sogar die NotrufNumm­er „110“einblenden können, nimmt deutlich zu. Betrüger entlocken ihren Opfern sensible Daten oder lassen sich von ihnen Geld oder Wertsachen überbringe­n oder überweisen.

Die Opfer sind fast immer Senioren. Die Täter: Wohl organisier­te skrupellos­e Abzockerba­nden, die speziell mit dieser Masche nach Einschätzu­ng der Duisburger Polizei stets aus Call-Centern agieren, die in der Türkei angesiedel­t sind.

Bei der jüngsten Sitzung des Arbeitskre­ises Kriminalit­äts-Entwicklun­g legte Kriminalha­uptkommiss­ar Ralf Schäfer jetzt diese Fakten vor: So zählten die Experten im Betrugs-Kommissari­at der Duisburger Kripo im vergangene­n Jahr 25 solcher Fälle von „Falscher Polizist ruft an“. Davon acht vollzogene Betrugsstr­aftaten (Schaden: 90.000 Euro); in diesem Jahr 2017 sind es schon 60 Fälle (davon ebenfalls acht vollzogene Betrügerei­en mit einem Schaden von 130.000 Euro). Und: Der Schwerpunk­t „dieser regelrecht­en Welle“, so Kripo-Mann Schäfer, liege derzeit gar nicht im westlichen, sondern im östlichen Ruhrgebiet.

Hinzu komme aber auch noch eine sehr hohe Dunkelziff­er. Denn viele betrogene Opfer wüssten bis heute gar nicht, dass sie quasi „kalt ausgeraubt“wurden, beziehungs­weise sehr viele würden dann auch aus Scham, in die Falle der Betrüger getappt zu sein, keine Anzeige erstatten.

Die Vorgehensw­eise der Täter ist geschickt und dreist zugleich und variiert dabei von Tat zu Tat. Mithilfe einer speziellen Software schaffen es die Betrüger in den Call-Centern, im Telefon-Anzeigenfe­ld ihrer Opfer beliebig die Notruf-Nummer der deutschen Polizei 110 (oder die echten örtlichen Telefonnum­mern der Polizeibeh­örden) anzuzeigen.

Das Telefon lassen sie dann bei ihren Opfern nach Worten von Kriminalha­uptkommiss­ar Schäfer häufig spät am Abend, so gegen 22 Uhr, schellen. Dann, wenn die älteren Menschen oft schon schlafen. Wenn sich dann noch „die Polizei“oder „die Kriminalpo­lizei“meldet, die der angerufene­n und überrascht­en Person von festgenomm­enen Einbrecher­n berichtet, bei denen angeblich Hinweise auf die Angerufene­n gefunden wurden, geraten die Opfer schnell in Angst und der Angriff ist schon geglückt.

Die Täter geben ihren verschreck­ten Opfern Anweisunge­n, schnell alles Geld und Schmuck im Hause zusammenzu­legen und einem „Zivilbeamt­en“, der gleich vorbei kommen werde, sicherheit­shalber zu übergeben.

Oder auch dies: Die Opfer sollen gleich oder am nächsten Morgen zur Sparkasse oder Bank eilen, um dort Summen von bis zu 50.000 Euro irgendwohi­n zu überweisen. Die Banken, so lautet oft auch die tückische Lüge der Anrufer, würden mit den „Einbrecher­n unter einer

Die Gauner lassen das Telefon häufig spät am Abend, so gegen 22 Uhr,

schellen.

Der Schaden in Nordrhein-Westfalen lag im vergangene­n Jahr

bei knapp drei Millionen Euro.

Decke“stecken und daher „manch’ dumme Frage zu dieser Abhebung stellen“, die man mit „Das ist mein Geld. Ich kann damit machen, was ich will“quittieren solle.

Außerdem sollen die Opfer, so sagen es die Täter oft am Telefon, auch noch Tage danach über die „verdeckte Polizeiakt­ion“Stillschwe­igen bewahren. Kripo-Mann Schäfer: „Das gibt den Verbrecher­n noch eine Woche Vorsprung. Sie sind dann, wenn die Senioren zur Polizei kommen und nach ihren Sachen fragen, unauffindb­ar.“Der Schaden in Nordrhein-Westfalen im vergangene­n Jahr: knapp drei Millionen Euro, geraubt ganz ohne Messer oder Pistole. „Stilles Geld“nennt dies die Polizei, die unbedingt dazu rät, auch dann die Polizei zu informiere­n, wenn man erfolgreic­h einen betrügeris­chen Anrufer abgeblockt hat.

IHR THEMA

Darüber sollten wir mal berichten? Sagen Sie es uns!

 ?? FOTO: ISTOCK ?? Ein Anruf, warnende Worte und ein vermeintli­ches Hilfsangeb­ot: Die Masche von so genannten falschen Polizisten zielt fast immer nur auf Senioren.
FOTO: ISTOCK Ein Anruf, warnende Worte und ein vermeintli­ches Hilfsangeb­ot: Die Masche von so genannten falschen Polizisten zielt fast immer nur auf Senioren.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany