Rheinische Post Duisburg

Verführeri­scher Rechtsansp­ruch

- Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

In der Politik sind Rechtsansp­rüche auf soziale Wohltaten derzeit groß in Mode. Bundesarbe­itsministe­rin Andrea Nahles tüftelte jahrelang an einem Gesetzentw­urf, der den Rechtsansp­ruch auf Vollzeit nach einer Teilzeittä­tigkeit festschrei­ben sollte. Schon lange gibt es den Rechtsansp­ruch auf einen Kita-Platz für alle Ein- bis Sechsjähri­gen. Und in den JamaikaVer­handlungen waren sich die Parteien zumindest darin einig, den Rechtsansp­ruch auf die Ganztagsbe­treuung für Grundschül­er einzuführe­n.

Ein Rechtsansp­ruch ist gut, wenn derjenige, der ihn gewährt, auch für die Finanzieru­ng und Bereitstel­lung aufkommt. Das ist aber meistens nicht der Fall. Schon der Rechtsansp­ruch auf einen Kita-Platz, verbindlic­h zugesagt von der Bundespoli­tik, stellte Länder und Kommunen vor fast unlösbare Aufgaben. Sie bekamen nur eine unzureiche­nde Finanzieru­ng des Bundes, konnten aber angesichts der Popularitä­t des

Die Politik verspricht Rechtsansp­rüche auf KitaBetreu­ung, Ganztagssc­hulen, Teilzeitar­beit oder Rückkehr in die Vollzeit – meist zu Lasten anderer Wirtschaft­sakteure.

Themas kaum ungestraft Nein sagen zu den Vorgaben.

Ähnlich verhält es sich mit der Ganztagsbe­treuung. Der Rechtsansp­ruch ist schnell von einer künftigen Regierung ins Gesetz geschriebe­n, die Zeche zahlen müssten aber wieder die finanziell ausgeblute­ten Kommunen. Der Ruhm, diesen Rechtsansp­ruch durchgeset­zt zu haben, maßen sich aber die Bundespoli­tiker an.

Vollends absurd wird es, wenn Unternehme­n zu Trägern der Sozialpoli­tik werden. Die verbriefte Rückkehr auf einen Vollzeitpl­atz nach einer temporären Teilzeitbe­schäftigun­g ist zwar grundsätzl­ich wünschensw­ert. Aber wenn der Staat das will, soll er dafür die Unternehme­n entlohnen. Einfach die Betriebe zu belasten, ist eine einfache Übung. Manch einem Mittelstän­dler bringt sie jedoch den Ruin. Das Gleiche gilt für Pflegeurla­ub, Familienze­it und andere Dinge. Es ist gut, wenn sich die Unternehme­n darüber Gedanken machen. Schließlic­h ist derzeit die Zahl der Fachkräfte äußerst knapp. Und Betriebe müssen für Arbeitnehm­er attraktiv werden. Staatliche­r Zwang jedoch ist fehl am Platz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany