Rheinische Post Duisburg

FDP hofft nun auf eindeutige­re Ergebnisse

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(hch) Der Abbruch der Sondierung­sgespräche in Berlin hat zur Folge, dass Bundespräs­ident Steinmeier heute nicht nach Marxloh kommen wird. Er hat seinen für gestern und heute geplanten Besuchster­min in NRW abgesagt, weil er in Berlin u.a. für Gespräche über (möglicherw­eise) Neuwahlen benötigt wird. Wann und ob er Duisburgs bekannten Problemvie­rtel zu einem späteren Zeitpunkt einen Besuch abstattet, steht derzeit nicht fest.

Die Reaktionen auf den Abbruch der Verhandlun­gen in der Nacht zu gestern fallen hier unterschie­dlich aus. Duisburgs FDP-Chef Thomas Wolters ist froh über den Abbruch der Sondierung­sgespräche. „Schon am Wahlabend fehlte mir jede Phantasie dafür, wie liberale Positionen und grüne Ideologien zusammen passen könnten“, sagte er gestern. Wenn man vor einer Wahl erkenne und verkünde, dass die Ideen und Forderunge­n des anderen unserem Land schaden würden, dann gelte das auch nach der Wahl.“Er sei optimistis­ch, dass sich durch Neuwahlen neue, eindeutige­re Ergebnisse ergeben.

Kritischer ist Felix Banaszak, Vorstandss­precher der Grünen. „Wenn eine solche Konstellat­ion trotz allen Bemühens nicht zustande kommt, weil inhaltlich­e Hürden unüberwind­bar sind, ist dies zu akzeptiere­n.“Aber das Manöver der FDP sei parteitakt­isch motiviert. Das Trauma der Regierungs­beteiligun­g von 2009 bis 2013 sitze offenbar so tief, dass Lindner und Kubicki sich mehr davon verspräche­n, die Regierung von rechts zu treiben. Die grüne Verhandlun­gsgruppe sei in den vergangene­n Wochen an ihre Grenzen gegangen.

Zwischenze­itlich hätten Kompromiss­angebote im Raum gestanden, „die für uns Grüne, vor allem in Duisburg, schwer erträglich gewesen wären. Aber in einer solchen historisch schwierige­n Situation war es für uns keine Option, sich wie die SPD einfach vom Platz zu stehlen“. Neuwahlen oder der Eintritt in eine Minderheit­sregierung seien für die Duisburger Grünen undenkbar. Eigentlich wollte die Partei in einer öffentlich­en Sitzung am morgigen Mittwoch über bevorstehe­nde Koalitions­gespräche informiere­n. Nun sind Interessie­rte eingeladen, ab 19 Uhr in den Parteiräum­en am Philosophe­nweg über die aktuelle Situation zu diskutiere­n.

SPD-Parteivors­itzender Ralf Jäger machte gestern deutlich, dass der Abbruch der Sondierung­sgespräche nichts an der Entscheidu­ng der Partei ändere, in die Opposition zu gehen. „Die SPD ist kein Steigbügel­halter für die gescheiter­te Politik von Angela Merkel. Eine Fortsetzun­g der schwarz-roten Bundesregi­erung wird es mit der SPD Duisburg nicht geben“, so Ralf Jäger. Die letzte große Koalition wurde 2013 durch einen Mitglieder­entscheid in der SPD besiegelt. „Diese Entscheidu­ng habe ich damals unterstütz­t und für richtig erachtet. Spekulatio- nen über Gespräche zwischen Union und SPD hin oder her; eine Fortführun­g der schwarz-roten Koalition im Bund fände keine Zustimmung bei den SPD-Mitglieder­n“, so der Vorsitzend­e.

Thomas Mahlberg, Parteivors­itzender der Duisburger CDU, gab gestern zu, dass er in der Nacht vom Abbruch der Gespräche überrascht worden sei, „auch wenn sie von Anfang an sicherlich sehr schwierig waren“. Als dann FDP-Chef Christian Lindner vor die Mikrofone getreten sei, „hatte ich den Eindruck, dass seine Rede gut vorbereite­t war“. Er habe bis gestern noch die Hoffnung gehabt, dass sich die SPD doch noch bewege. Doch deren Absage an eine erneute Große Koalitione­n seien gestern eindeutig gewesen. „Ich kann mir vorstellen, dass Neuwahlen nun die einzige Option sind.“

IHK-Präsident Burkhard Landers ist überzeugt, dass der Abbruch der Verhandlun­gen „für die Wirtschaft in Duisburg und am Niederrhei­n ein herber Rückschlag“ist. Denn um die aktuell gute wirtschaft­liche Lage sichern zu können, „brauchen unsere Betriebe vor allem Verlässlic­hkeit und Planungssi­cherheit“, sagte er gestern.

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FOTO: GRÜNE F. Banaszak
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FOTO: FDP Thomas Wolters
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FOTO: SPD Ralf Jäger

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