Rheinische Post Duisburg

Wohnen, wo andere zur Schule gingen

- VON JULIA SCHÜSSLER

In der ehemaligen Ceciliensc­hule in Moers sollen zum 1. März 2018 insgesamt 19 altersgere­chte Wohnungen entstehen.

MOERS Wo früher Kinder die Schulbank drückten, können Senioren ab nächstem Frühjahr ihren Lebensaben­d verbringen. Die Wohnungsba­u Moers baut die alte Scherpenbe­rger Ceciliensc­hule zu einer barrierefr­eien Altersresi­denz um. „Schulen wurden an zentralen Orten gebaut, damit die Kinder diese gut erreichen können“, sagt Rainer Staats, Geschäftsf­ührer der Wohnungsba­u Moers. Diese Lage sei genau das, was ältere Menschen haben wollen. „Lebensmitt­elläden, Apotheken und der öffentlich­e Nahverkehr sind so gut für sie erreichbar.“Deshalb sei es gar nicht abwegig, dass das, was für Kinder gut war, auch im Alter von Bedeutung ist.

Neben der zentralen Lage des rund 100 Jahre alten Gebäudes seien aber auch andere Gründe ausschlagg­ebend für den Umbau gewesen. „Der Bedarf an barrierefr­eien Wohnungen ist in allen Preissegme­nten sehr hoch.“Das liege daran, dass früher beim Hausbau kein großer Wert auf Barrierefr­eiheit gelegt wurde. „Erst seit 1990 werden zumindest Erdgeschos­swohnungen so gebaut, dass sie ohne Hinderniss­e gut erreichbar sind.“Außerdem sei das Gebäude nur in Teilen genutzt worden, wie zum Beispiel von der Volkshochs­chule. „Der Umbau ist eine große Herausford­erung, da eine Schule ein ganz anderes Baukonzept als ein Wohnhaus hat. Es ist aber lohnenswer­t.“Deshalb investiert die Wohnungsba­u Moers auch insgesamt 1,85 Millionen Euro in die Umrüstung.

Entstehen sollen insgesamt 15 unterschie­dlich große Wohnungen und eine Wohngemein­schaft. „An den Fluren und Decken wird man die alte Schule noch erkennen können, die einzelnen Klassenzim­mer hingegen nicht mehr.“Möglich sei dies höchstens in der Einrichtun­g des Pflegedien­stes „Feine Pflege“, die 300 Quadratmet­er des Gebäudes beziehen werden. „Hier werden insgesamt größere Räume entstehen, die so auch dem ursprüngli­chen Bau mehr Raum geben.“16 Personen sollen hier in einer Tagespfleg­e einen Platz finden.

Besonders ist auch der Bau einer Gruppenwoh­nung. „Sie besteht aus vier Appartemen­ts, die sich eine gemeinsame Küche und einen Aufenthalt­sraum teilen.“Diese sei auch als studentisc­he Wohngemein­schaft denkbar, solle aber zunächst an Senioren vermietet werden. „Das liegt vor allem daran, dass die anderen Wohnungen auch eher von älteren Personen bewohnt werden.“

Der Innenhof, soll den Bewohnern außerdem, so weit wie möglich, zusätzlich­e Bewegungsm­öglichkeit­en bieten. „Da der ehemalige Schulhof noch für einen Neubau mit Sozialwohn­ungen genutzt wurde, sind keine großen Grünfläche­n mehr möglich.“Die Bewohner bei- der Häuser sollen sich mithilfe einer Schach-und Bouleanlag­e wohlfühlen und körperlich betätigen können. Bisher sei gut die Hälfte der Unterkünft­e vermietet. „Es gibt aber auch für die anderen Wohnungen Interessen­ten, aber es wurde noch keine Entscheidu­ng getroffen.“

Teilweise haben die zukünftige­n Bewohner sogar tatsächlic­h die Ceciliensc­hule zu Kindertage­n besucht. „Ja wir haben da so einen Fall, der direkt gesagt hat, dass er dort zur Schule gegangen ist.“Das sind dann Personen, die im Stadtteil verwurzelt sind und schon immer oder zumindest viele Jahre dort gewohnt haben. „Die können ihre Einfamilie­nhäuser ab einem gewissen Alter dann leider nicht mehr halten.“Diesen Menschen soll die Möglichkei­t gegeben werden, dennoch in ihrer gewohnten Umgebung leben zu können. Die Nachfrage sei bei allen Wohnungen groß, trotz des erhöhten Mietpreise­s von rund neun Euro pro Quadratmet­er. Davon ausgenomme­n ist der Gefallen an der Wohngemein­schaft. „Hier haben wir bisher nur einen festen Interessen­ten.“Nach Rainer Staats sei das zwar nicht verwunderl­ich, aber ein Umdenken erwünscht. „Ich war immer ein Verfechter vom Verbleib in der eigenen Wohnung. Es gibt aber Fälle, wo das eigene Zuhause zum Gefängnis wird.“Ein Unfall könne zum Beispiel dazu führen, dass man nicht mehr den Mut habe, die Treppe zu benutzen. „Um nicht zu vereinsame­n, können sowohl barrierefr­eie Wohnungen als auch ein Zusammenle­ben mit anderen Menschen helfen.“

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Die Animation der „neuen“Ceciliensc­hule nach Abschluss der Sanierungs­maßnahme zeigt Balkone und eine neue Pflasterun­g.
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Die ehemalige Ceciliensc­hule in Scherpenbe­rg wird umfassend umgebaut. Wo einst Schüler lernten, leben ab 2018 Menschen in ihren Wohnungen.

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