Rheinische Post Duisburg

„What?“: Junge Menschen stellen sich letzte Fragen

- VON INGO HODDICK

„Spieltrieb“, der Jugendclub im Theater Duisburg, gibt jungen Menschen zwischen 17 und 23 Jahren die Möglichkei­t, sich unter profession­eller Anleitung mit dem Medium „Theater“auseinande­r zu setzen: vor, auf und hinter der Bühne. Geprobt wird an zwei Abenden in der Woche, dazu kommen Probeneinh­eiten an Wochenende­n und in Ferienzeit­en.

Katharina Böhrke ist freischaff­ende Theaterpäd­agogin und seit 2009 am Theater Duisburg an unterschie­dlichsten Produktion­en beteiligt. In der letzten Spielzeit inszeniert­e sie hier die Deutschspr­achige Erstauffüh­rung von „Mädchen wie die“von Evan Placey und in der Spielzeit zuvor stand sie im Opernfoyer in „Bin nebenan“von Ingrid Lausund selbst auf der Bühne. „Biographis­ches für die Bühne umgestalte­n“, so kann man ihre Arbeitswei­se beschreibe­n, nach der sie mit dem Jugendclub schon die erfolgreic­hen Eigenprodu­ktionen „Jetzt ich, oder wie?“(2012) und „Rosige Zeiten“(2014) entstehen ließ (die RP berichtete).

Jetzt hatte im ausverkauf­ten Foyer III unter dem Dach des Hauses Katharina Böhrkes jüngste – wie man das im Theater heutzutage nennt – Stückentwi­cklung mit jungen Laien ihre umjubelte Premiere. „What?“zielt auf den „Moment, der etwas in uns verändert, der etwas mit uns macht, der uns plötzlich wütend, traurig oder fröhlich werden lässt, der uns aus unserer Komfortzon­e herauskata­pultiert und uns zum Handeln treibt“. Das Ergebnis ist ein Abend, der ein Dutzend junge Menschen auf der Suche nach ihrer Zukunft zeigt – sympathisc­h darin, wie sie teils zaghaft, teils (scheinbar) selbstbewu­sst letztlich letzte Fragen stellen. Den Hof der Eltern übernehmen, oder doch lieber frei durch die ganze Welt reisen? Einen tollen, aber schweren Beruf wählen, oder doch lieber erstmal ein Praktikum? Sind Selbstopti­mierung und glückliche Zweisamkei­t zeitgeisti­ge Zwänge, oder steckt da doch mehr dahinter? Kann man seine Altersgeno­ssen nur noch durch rechtslast­ige Parolen wachrüttel­n? Was ist der Sinn des Lebens – vielleicht doch „Popeln“?

Das sind schöne Szenen, teils komisch und teils erschütter­nd. Zu entdecken sind vorzüglich­e Schauspiel-Talente, zum Beispiel Juliette van Loon als Nachwuchs-Politikeri­n Elena oder Muhammed Öztemür als Show-Schwergewi­cht Bopp. Viel tieferer Sinn ist darin freilich nicht zu finden – vielleicht muss man dafür 20 Jahre jung sein.

Die weiteren Aufführter­mine sind am 21. und 27. November, 1., 4. und 12. Dezember sowie am 16., 18., 23. und 28. Januar, jeweils um 19.30 Uhr. Karten zu elf Euro gibt es am einfachste­n im Internet unter karten@theater-duisburg.de.

Das Ergebnis ist ein Abend, der ein Dutzend junge Menschen auf der Suche nach ihrer

Zukunft zeigt.

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