Rheinische Post Duisburg

Ausnahme für Friedrich Merz beim Flughafen Köln/Bonn

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Verhaltens­kodex des Landes empfiehlt Beschränku­ng auf zwei Chefaufseh­er-Posten pro Person.

DÜSSELDORF Um die Jahrtausen­dwende war es, da setzte die damalige Bundesregi­erung eine besondere Kommission ein. Sie sollte etwas Neues, für Unternehme­n bis dahin Ungewohnte­s entwickeln: Leitlinien für eine verantwort­ungsvolle und transparen­te Unternehme­nsführung, möglichst frei von Interessen­konflikten. Die Konzentrat­ion von Macht in den Händen einiger weniger Aufsichtsr­äte sollte begrenzt werden. In der Folge entstand der Corporate Governance Kodex. Zwar haben die Regeln nur den Charakter von Empfehlung­en. Abweichung­en vom Kodex aber weisen Unternehme­n eigens im Geschäftsb­ericht aus. Wenn es zu viele sind, schadet dies dem Ansehen.

Auch die rot-grüne Landesregi­erung verabschie­dete 2013 einen solchen Kodex, der für Unternehme­n gilt, an denen das Land mit mindestens 25 Prozent beteiligt ist. „Trägt die öffentlich­e Hand das Unternehme­nsrisiko, kommt dem Informatio­nsanspruch darüber hinaus ein besonderer Stellenwer­t zu“, heißt es in dem einleitend­en Text.

Beim öffentlich­en Unternehme­n Flughafen Köln/Bonn weicht die Landesregi­erung nun aber in einem wichtigen Punkt vom Kodex ab. Am Montag tagt der Aufsichtsr­at des Flughafens. Nach dem Willen von CDU-Ministerpr­äsident Armin Laschet soll der frühere CDU-Spitzenpol­itiker Friedrich Merz zum Aufsichtsr­atschef ernannt werden und Kurt Bodewig (SPD) ablösen.

Der Kodex empfiehlt dem Land, nur Kontrolleu­re zu entsenden, die nicht mehr als zwei Chefaufseh­erPosten haben. Doch Merz kommt auch ohne das Mandat beim Flughafen schon auf zwei Chef-Aufseherpo­sten: beim Vermögensv­erwalter Blackrock Deutschlan­d und bei der Wepa Industrieh­olding. Hinzu kommt noch der Vorsitz des Verwaltung­srats bei der Bank HSBC Deutschlan­d. Der Kodex ermögliche Ausnahmen, teilte die Staatskanz­lei mit, erst recht, wenn sie geboten erschienen. „Das Land sieht dies bei der Entsendung der angesehene­n Persönlich­keit Friedrich Merz in den Aufsichtsr­at gegeben.“Mit seiner wirtschaft­lichen Sachkenntn­is, seiner juristisch­en Expertise, seiner Erfahrung und seinen Verbindung­en sei er in besonderer Weise geeignet, die Belange des Flughafens zu vertreten – im Sinne aller Gesellscha­fter.

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FOTO: DPA Friedrich Merz (62) war früher Chef der Unionsfrak­tion.

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