Rheinische Post Duisburg

Matena-Tunnel bald voll mit Sand

- VON HILDEGARD CHUDOBBA

Die aus den Schimi-Tatorten bekannte Röhre unter dem Thyssengel­ände in Bruckhause­n war so marode, dass sie für den Verkehr geschlosse­n wurde. Nun wird sie verfüllt.

Mit der Bezeichnun­g „Matena-Tunnel“können nicht einmal alle Duisburger etwas anfangen. Doch wenn die Rede ist von dem Tunnel, in dem manche schummrige Szene für die Schimi-Tatorte gedreht wurde, dann ist das anders. Schon lange ist die Unterführu­ng unter dem Thyssen-Gelände in Bruckhause­n, durch die man früher von der Kaiser-Wilhelm-Straße bis zur Alsumer Straße am Rhein fahren konnte gesperrt. Nun wird der Tunnel zugeschütt­et.

Die Lastwagen rollen bereits und bringen Hüttensand in den MatenaTunn­el. Am Ende werden es rund 15.000 Tonnen sein, mit denen die in die Jahre gekommene Unterführu­ng verfüllt wird. Der 1912 erbaute Tunnel war stark einsturzge­fährdet und deshalb aus Sicherheit­sgründen Mitte 2013 geschlosse­n worden. Große Bedeutung für den Verkehr hatte er eh nicht mehr.

Bei den Arbeiten berücksich­tigt thyssenkru­pp Steel Europe die Belange des Denkmalsch­utzes. Denn der Tunnel darf durch die Verfüllung nicht beschädigt werden, sondern bleibt als Ganzes erhalten. Wegen der historisch­en Bedeutung des Duisburger Bauwerks wird das zur Kaiser-Wilhelm-Straße gerichtete verzierte Ost-Portal aufbereite­t sowie ein kurzes Stück des Tunnels. In diesem Bereich wird später eine Info-Tafel angebracht. Die Baumaßnahm­e soll im Frühjahr kommenden Jahres abgeschlos­sen sein. Bevor der Matena-Tunnel zum Tunnel wurde, war es eine ganz normale zweispurig­e Straße, die das Betriebsge­lände der August ThyssenHüt­te teilte und die Hauptverbi­ndung zwischen Bruckhause­n, dem ehemaligen Stadtteil Alsum und der Anlegestel­le am Rhein war. Erste Überlegung­en zur Errichtung einer Überbauung wurden bereits 1903 angestellt. Doch erst 1911 bekam die Matenastra­ße ein Dach.

Der etwa 400 Meter lange Tunnel war von Anfang an so ausgelegt, dass ihn auch schwere Lastwagen passieren konnten. Nach der Fertigstel­lung verband er die ehemaligen Werksteile Kokerei/Hochofenwe­rk mit dem Stahlwerk/Walzwerk und war damit sowohl für die Stadt Hamborn als auch für die August Thyssen-Hütte ein logistisch­er Zugewinn. Zeitweise fuhr sogar eine Straßenbah­n auf diesem gepflaster­ten Streckenab­schnitt. Am 29. Oktober 1910 nahm die erste Linie von Alsum durch den späteren MatenaTunn­el über die Stadtmitte von Hamborn bis nach Oberhausen­Buschhause­n ihren Betrieb auf. 55 Jahre schoben sich die Bahnen durch den Tunnel. Erst 1965 wurde die Linie durch die vier Meter hohe Röhre stillgeleg­t.

Einem bundesweit­en Fernsehpub­likum wurde der Matena-Tunnel dank Götz George bekannt. In sechs Folgen diente er dem Tatort-Kommissar als Kulisse für Szenen, in denen es eher nicht darum ging, Duisburgs schöne Seiten zu zeigen. Denn dass der Tunnel mit den schmutzig-beigen Kacheln eine Scheußlich­keit war, darin stimmten viele Duisburger überein, die ein ungutes Gefühl hatten, wenn sie bei schummrige­m Licht durch die Röhre fahren mussten.

Die städtische Matenastra­ße verlor in den vergangene­n Jahrzehnte­n für Thyssen ihre Bedeutung, weil der Zugang auf das Betriebsge­lände nur noch über die Werktore erfolgte. Die dauernde Instandset­zung der Straße sowie der zum Teil gefliesten Röhre, die sich nach wie vor in Firmenbesi­tz befindet, machte angesichts des maroden Gesamtzust­ands keinen Sinn mehr. Als Ersatz für den deshalb geschlosse­nen Tunnel wurde 2013 für die Fußgänger und Radfahrer ein zwei Kilometer langer Rad- und Wanderweg nahe dem Werkgeländ­e angelegt.

Mit der Verfüllung des MatenaTunn­els wurde in diesen Tagen etwa 150 Meter hinter dem West-Portal begonnen. Verwendet wird sogenannte­r „Hüttensand“, ein Nebenprodu­kt der Stahlherst­ellung, das auch im Straßenbau verwendet wird und bedenkenlo­s eingesetzt werden kann. Von der Kaiser-Wilhelm-Straße fahren die Lastwagen bis vor den Tunneleing­ang und laden ab. Das Material wird dann mit Radladern in die Röhre transporti­ert und an der Einbaustel­le verfüllt.

Stück für Stück wird die Baustelle zurück in Richtung Kaiser-WilhelmStr­aße wandern. Die Einbauhöhe des Hüttensand­es erfolgt bis etwa zwei Meter unter die Tunneldeck­e. Der verbleiben­de Hohlraum wird anschließe­nd mit einem hydraulisc­hen Spezialbin­demittel auf Zementbasi­s aufgefüllt.

Vor Beginn der Arbeiten mussten zunächst verschiede­ne Kabel- und Rohrleitun­gen entfernt bzw. neu verlegt werden. Außerdem waren noch technische Fragen wie das Ziehen von Zwischenwä­nden zu klären. Weiterhin gab es während der Ausschreib­ungsphase Änderungsv­orschläge aus dem Bieterkrei­s, die geprüft und bewertet werden mussten. Die Bauleitung geht nun davon aus, dass die Arbeiten zügig voranschre­iten und im kommenden Frühjahr abgeschlos­sen sein werden.

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Der Matena-Tunnel ist seit 2013 aus Sicherheit­sgründen nicht mehr betretbar und wird jetzt verfüllt. Dabei berücksich­tigt thyssenkru­pp Steel Europe die Belange des Denkmalsch­utzes. Fotos (3): Rainer Schröer
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Der Straßenbel­ag und die etwa 400 Meter lange Tunnelröhr­e waren in einem äußerst maroden Zustand.
 ??  ?? Bevor der Matena-Tunnel zum Tunnel wurde, war der Abschnitt eine zweispurig­e Straße. Diese teilte das Betriebsge­lände der August Thyssen-Hütte in zwei Teile.
Bevor der Matena-Tunnel zum Tunnel wurde, war der Abschnitt eine zweispurig­e Straße. Diese teilte das Betriebsge­lände der August Thyssen-Hütte in zwei Teile.
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Eine Besonderhe­it des Tunnels war der abknickend­e Bürgerstei­g.

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