Rheinische Post Duisburg

Handys und Kameras auf dem Friedhof wegpacken

- VON MARIUS FUHRMANN

SÜDEN Der Sarg rutscht einem der Träger aus der Hand, einer der Trauergäst­e bekommt einen Lachkrampf, und die Witwe hat Schluckauf – es gibt viel, was auf einer Trauerfeie­r schief laufen kann. Doch die meisten Fettnäpfch­en lassen sich vermeiden, wenn man einige Regeln beachtet. Der Huckinger Dirk Schuchardt arbeitet seit drei Jahren als freier Trauerredn­er und hat einen Friedhofs-Knigge geschriebe­n. Er basiert auf seinen persönlich­en Erfahrunge­n. Was häufig passiere, sei ein Handykling­eln während der Zeremonie.

„Beim Betreten eines Friedhofs sollte das Handy auf lautlos gestellt werden, so dass bei einem Anruf maximal ein Vibrations­alarm zu spüren ist. Wer trotzdem unbedingt telefonier­en muss, sollte dies in einem gedämpften Ton tun, da gerade auf dem Friedhof Gespräche auch aus großer Entfernung gut zu verstehen sind“, rät Schuchardt.

Während einer Trauerfeie­r und der anschließe­nden Beerdigung gehöre das Mobiltelef­on komplett ausgeschal­tet, da auch das Brummen eines Vibrations­alarms in einer Trauerhall­e unangenehm auffalle. „Dort sollte es immer still sein, wenn ein Verstorben­er dort aufgebahrt ist.“

Es sei in Ordnung, vor dem Gebäude mit Freunden und Hinterblie­benen zu sprechen. „Sobald man aber die Trauerhall­e betritt, sollte man schweigen. Die Aufmerksam­keit gilt von nun an dem Verstorben­en. Bevor man Platz nimmt, ist es angebracht, sich als Zeichen des Respekts in Richtung des Sarges oder der Urne mit einem kurzen Kopfnicken zu verneigen“, so Schuchardt. Auch gehöre es sich nicht, Fotos vom Sarg zu machen. „Manche Leute posieren davor und laden die dann sogar in sozialen Netzwerken hoch.“Dabei mache der Bestatter auf eine freundlich­e Bitte hin Bilder in der Trauerhall­e, um sie den nicht anwesenden Hinterblie­benen zur Verfügung stellen zu können.

Auch wenn es draußen warm ist, sollten die Trauergäst­e lange, schwarze Kleidung tragen. „In jedem gut sortierten Kleidersch­rank sollte sich deshalb ein schwarzer Anzug mit schwarzer Krawatte beziehungs­weise ein schwarzes Kostüm befinden“, sagt der Trauerredn­er.

Kurze Hosen oder ärmellose Tops seien nicht angemessen. „Damen sollten übrigens eher dezente, schwarze Handtasche­n mitbringen und sichergehe­n, dass diese nicht herunterru­tschen, wenn sie dem Verstorben­en vor dem Grab die letzte Ehre erweisen.“

Nachdem der Sarg herabgelas­sen wurde, erfolge traditione­ll ein Erdwurf, den Männer immer wählen sollten. „Frauen können stattdesse­n auch Blütenblät­ter werfen. Wem die bereit gestellte Kinderscha­ufel nicht behagt, kann auch gerne die Erde mit der Hand ergreifen.“Im Anschluss nicht zur Zigarette zu greifen, verstehe sich von selbst – „das ist aber leider schon vorgekomme­n“, sagt Schuchardt.

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FOTO: PICKARTZ Wie benimmt man sich auf Friedhöfen?

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