Eindrucksvoll: Totenmesse kurz vor dem Totensonntag
OESTRUM Wie könnte es besser passen, als eine Totenmesse kurz vor dem Totensonntag zu veranstalten? In dem Konzert „Libera me, domine“hatte Kantor Bernd Hänschke ausschließlich Titel zusammengestellt, die sich unmittelbar mit dem irdischen Ableben beschäftigen. In der evangelischen Friedenskirche Oestrum an der Lutherstraße zeigten etwa 100 Zuschauer Interesse für dieses musikalische Totengedenken durch die Kantorei der Friedenskirche, das als Höhepunkt die Aufführung des romantischen Requiems von Gabriel Fauré hatte.
Ruhige, introvertierte eineinhalb Stunden des Zuhörens entwickelten sich, zumal die 30-köpfige Kantorei direkt mit der Motette „Selig sind die Toten“von Heinrich Schütz begann. Einen Hauch von Renaissance verspürten die andächtig lauschenden Besucher bei den Stücken von Josquin des Préz. Über ihn soll Martin Luther gesagt haben: „Er ist der noten meister, die habens müssen machen, wie er wollt.“Und die Kantorei liefert eine äußerst stimmhafte Abbildung der Werke „La déploration sur la mort de Johannes Ockegham“und dem „Agnus Dei“aus der Messe „L’homme armé“. Die Sänger schaffen auch schwierigste Harmonien eindrucksvoll acapella zu interpretieren unter dem genauen Dirigat von Bernd Hänschke.
Vom Dirigenten selbst entstammt die Motette „Eli, eli lama sabachtani“. Hänschke ist ja bekannt als Komponist von Neuer Musik, und genau in diese Stilrichtung entwi- ckelt sich auch der nah an Disharmonien grenzende Chorgesang.
Der Höhepunkt war aber sicherlich das komplette Requiem von Gabriel Fauré. Schon der Einstieg ist gespenstisch, als der Chor scheinbar unisono „Requiem aeternam“intoniert, dann aber schrille harmonische Verschiebungen diese Anrufung gewaltig erscheinen lassen. Ein gewaltiges Fortissimo bereitet die Zuhörer auf göttliche Urgewalt vor, die dann später in Sequenzen von „Dies Irae“(Tag des Zorns) angedeutet wird. Das „Pie Jesu“, sicherlich die farbenprächtigste Melodie im Requiem, trägt die Sopranistin Nadine Trefzer mit ihrem weichen Timbre versöhnlich vor.
Im Responsorium übernimmt Bassist Heiner Lüger den Solopart, bevor die Kantorei im Gesang „Libera me“fast Verdi-Chormäßige Züge annimmt und die 100 Seelen im Kirchenraum mitnimmt. Das letzte Stück „In Paradisum“erklingt normalerweise, wenn die Toten zum Grabe aus der Friedhofskirche überführt wurden, und war somit neu in 1887 für die ursprüngliche Form des Requiems. Eine Seelen reinigende, musikalische Wanderung wurde reichlich mit Applaus bedacht.