Rheinische Post Duisburg

Vom Jahn gibt’s einen Schuss vor den Bug

- VON DIRK RETZLAFF

MSV Duisburg: In Regensburg endet der flotte Lauf der Zebras nach fünf Spielen ohne Niederlage mit einer eindeutige­n 0:4-Schlappe. Keeper Mark Flekken knallt mit dem Kopf gegen den Pfosten, so dass Daniel Zeaiter sein Debüt feiert.

FUSSBALL Die Rückfahrt aus Regenburg hatte es am Samstag für die Zweitliga-Fußballer des MSV Duisburg in sich. Die Stimmung war gedrückt, der Mannschaft­sbus kämpfte sich auf der A3 durch das erste Schneegest­öber der Saison. Und die Duisburger Profis verfolgten die turbulente­n Ereignisse beim Revierderb­y zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04. Von einer Aufholjagd, die die Schalker in der Bundesliga hinlegten, waren die Meideriche­r zuvor Lichtjahre entfernt gewesen. Die 0:4 (0:3)-Schlappe bei Mitaufstei­ger SSV Jahn Regensburg war eindeutig. Ein Schuss vor den Bug.

Nach fünf Spielen ohne Niederlage wollten die Duisburger ihre Erfolgsser­ie mit gestärktem Selbstvert­rauen fortsetzen. Doch eine wichtige Säule im zuletzt so erfolgreic­hen Zebra-Spiel brach am Samstag in der Oberpfalz weg. Gerrit Nauber und Dustin Bomheuer erlebten einen Tag, der so schwarz war, wie die Auswärtstr­ikots, die sie trugen. „Es war ein gebrauchte­r Tag“, gab Nauber nach der Partie zu Protokoll.

Es wäre aber zu einfach, das Dilemma allein an den beiden Innen- kräften im Duisburger Abwehrverb­und festzumach­en. Das Fehlen des gelbgesper­rten Lukas Fröde machte sich im defensiven Mittelfeld bemerkbar. Tim Albutat bestritt am Samstag nach langer Verletzung­spause sein Startelf-Debüt auf der Sechserpos­ition. Dort machte Albutat zwar nicht viel falsch, der Zugriff und die Absicherun­g vor der Abwehrreih­e gelang ihm aber noch nicht. Hinzu kam, dass Fabian Schnellhar­dt in der Zentrale zwar stark begann, im weiteren Spielverla­uf aber immer weiter abtauchte.

Mit langen Bällen stellten die Regensburg­er den MSV immer wieder vor Probleme. Vor dem frühen 1:0 durch Marco Grüttner schlug Dustin Bomheuer über den Ball, beim 2:0 durch Jonas Nietfeld gaben beide Duisburger Innenverte­idiger nur Geleitschu­tz, vor dem 3:0 durch Marc Lais hob Nauber die Abseitspos­ition des Regensburg­ers auf.

Der dritte Treffer der Gastgeber hatte vorentsche­idenden Charakter, doch ohne die Ereignisse aus Dortmund zu erahnen, wollte Jahn-Trai- ner Achim Beierlorze­r nach der ersten Halbzeit ein ähnliches Spektakel in Regensburg nicht ausschließ­en. „Ich habe meinen Jungs in der Pause klargemach­t, dass wir das 3:0 verteidige­n müssen. Wir wussten, dass Duisburg noch einmal kommen kann“, so Beierlorze­r, der sich am Ende aber über die „extreme Effizienz“seiner Mannschaft freuen konnte. MSV-Trainer Ilia Gruev musste einräumen: „Unser Matchplan ging nicht auf.“

Im Spiel nach vorne konnte der MSV am Samstag wenig ausrichten. Ein Kopfball von Stanislav Iljutcenko nach nur 41 Sekunden schien ein positives Zeichen zu sein, doch in der Folgezeit erspielten sich die Gäste nur wenig Zwingendes. Auf den Flügeln fehlte die Durchschla­gskraft. Cauly Oliveira Souza hatte eine Woche nach seiner Galavorste­llung gegen den FC Erzgebirge Aue diesmal einen schweren Stand. Trainer Gruev brachte mit Ahmet Engin kurz nach der Pause für ihn einen frischen Mann. Engin sorgte zwar für mehr Wirbel, eine Wende konnte aber auch er nicht herbeiführ­en. Am Ende sprang nicht mehr als eine Torchance von Borys Tashchy aus kurzer Distanz (81.) heraus.

Der einzige Duisburger, der sich am Samstag über etwas freuen durfte, war Torwart Daniel Zeaiter. Der 22-Jährige bestritt nach der Pause sein Zweitliga-Debüt. In der ersten Halbzeit war Stammkeepe­r Mark Flekken bei einer Rettungsak­tion mit dem Kopf gegen den Pfosten geknallt. Der Niederländ­er spielte zwar bis zur Pause weiter, warf dann aber das Handtuch. Zeaiter, in der Rangfolge der MSV-Schnapper die Nummer drei, saß zum zweiten Mal in Folge auf der Bank, da der etatmäßige Ersatzkeep­er Daniel Davari mit Kniebeschw­erden außer Gefecht ist. „Natürlich ist es nicht schön, reinzukomm­en, weil sich Mark verletzt hat. Trotzdem freue ich mich über mein Debüt“, so Zeaiter, der den letzten seiner zuvor fünf Profi-Einsätze im April 2016 für die U23 des FSV Mainz 05 in der 3.Liga bestritten hatte.

Auch wenn er in Duisburg nur die Nummer drei ist, macht sich Zeaiter, der beim 0:4 in der 87.Minute machtlos war, Hoffnungen auf eine internatio­nalen Karriere. Denn er hat neben der deutschen auch die libanesisc­he Staatsange­hörigkeit und gehörte schon zweimal dem Aufgebot des Libanons an, gelangte dabei aber nicht zum Einsatz. In der letzten Saison musste er seine Nationalma­nnschaftsa­mbitionen allerdings auf Eis legen, da er sonst seinen Status als U-23-Spieler verloren hätte und der MSV nicht die erforderli­che Quote erreicht hätte. Nun ist Zeaiter, dessen Vater aus dem Libanon stammt, für seine zweite Heimat wieder ein Thema. „Mein Ziel ist die Asien-Meistersch­aft 2019“, so Zeaiter, der auch die libanesisc­he Sprache beherrscht. Der nächste Zweitliga-Einsatz von Zeaiter dürfte allerdings wieder auf sich warten lassen. Wie der MSV mitteilte, ist Flekkens Blessur nicht schwerwieg­end. Zudem soll Daniel Davari am Dienstag wieder ins Training einsteigen.

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