Spendensammler muss für 70 Cent ein Jahr hinter Gitter
Mit einer niederträchtigen Betrugsmasche war ein 20-jähriger Rumäne aus Neuenkamp in den ersten Monaten dieses Jahres in mehreren Städten unterwegs gewesen: Er und seine Mitstreiter zeigten Passanten in Fußgängerzonen Bilder einer angeblich sterbenskranken jungen Frau, die dringend eine Herzoperation benötige und baten um Spenden. Zum Dank gab es eine rote Rose. Nur: Die kranke junge Frau existiert gar nicht. Das Geld wollten die Täter für sich selbst behalten. In diesen Tagen stand der 20-Jährige deshalb vor dem Amtsgericht Duisburg.
In einigen Fällen hatten die Schwindler auch Fotos eines erkennbar kranken Kindes gezeigt, das sich noch in Rumänien befinde und auf die Behandlung in Deutschland warte. Gelegentlich überreichte der Angeklagte auch zuerst eine Rose und klappte dann erwartungsvoll sein sogenanntes Spendenbuch auf.
Vier Anklagen musste der Staatsanwalt verlesen. Meist waren die Betrügereien allerdings im Versuch stecken geblieben. Nur in einem – bekannt gewordenen – Fall hatte eine gutgläubige Frau 70 Cent gespendet.
„Wir sind nicht zum ersten Mal hier“, erklärte der Verteidiger knapp. „Die Masche ist alt. Und mein Mandant räumt alle Vorwürfe rückhaltlos ein.“Der 20-Jährige war erst wenige Monate vor den jetzt angeklagten Fällen wegen ähnlicher Betrügereien zu sechs Monaten mit Bewährung verurteilt worden.
Doch die Zwischenzeit hatte er schlecht genutzt: Sein Bewährungshelfer sah ihn nur gelegentlich, von 150 Stunden gemeinnütziger Arbeit, die er als Bewährungsauflage ableisten sollte, absolvierte der 20Jährige nur rund ein Drittel. Und Hilfsangebote, wie einen Deutschkursus im Rahmen einer Berufsorientierungsmaßnahme ignorierte er einfach.
Das Geständnis war das einzige, das das Jugendschöffengericht dem Wiederholungstäter zu Gute halten konnte. Die bereits bestehende Strafe wurde um sechs Monate auf insgesamt ein Jahr Jugendhaft aufgestockt. Eine günstige Sozialprognose, die eine erneute Aussetzung zur Bewährung gerechtfertigt hätte, vermochte niemand im Saal zu erkennen.