Wie Oppa den Rock’n’Roll erfand
Das neue Buch von Zepp Oberpichler nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau. Zum Glück, denn die Geschichte über Opas Erfindung macht riesigen Spaß.
BISSINGHEIM Wussten Sie, dass der Rock’n’Roll zumindest irgendwie aus Bissingheim kommt? Wussten Sie, dass der Opa von Autor und Musiker Zepp Oberpichler, „Oppa Wallusch“, Erfinder dieser Musikrichtung ist? Und wussten Sie, dass das alles gar nicht stimmt?
Das Publikum in der Kneipe „Anne Tränke“weiß es mittlerweile,
„Oppa hat immer Combo gesagt, nie Band oder Group oder so“
Zepp Oberpichler
Autor
jedenfalls diejenigen, die jetzt bei der Veranstaltung dabei waren. Bereits nach dem ersten Kapitel, das Autor Oberpichler aus seinem neuen Buch „Chuck Berry over Bissingheim“vorlas, war die Sache klar.
Dem Spaß beim Zuhören tat das aber keinen Abbruch, im Gegenteil. Die Geschichte liest sich wie eine Mischung aus der Familie Popolski, deren Opa nachweislich die komplette Popmusik erfunden hat, und Forrest Gump, der aus Versehen mehrfach die Geschichte der Vereinigten Staaten mitschrieb – unterhaltsam eben.
Sein Opa, so erklärt Zepp Oberpichler in seinem Buch, sei im Krieg als Funker in England gelandet und habe dort von einem amerikanischen Freund den Blues gelernt. Zurück in Deutschland, in der neuen Heimat Duisburg, erkennt Oppa Wallusch das Elend der Leute in Nachkriegsdeutschland und gründet seine erste Combo. „Oppa hat immer Combo gesagt, nie Band oder Group oder so“, betont der Autor.
Der Blues, kombiniert mit der Polka seiner polnischen Heimat, lässt Oppa Wallusch den Rock’n’Roll erfinden – der Rest ist Geschichte. Die mag zwar nicht wahr sein, ein Spaß für Musikfans ist sie aber trotzdem.
Ständig streift die Lebensgeschichte von Oberpichler Opa Zäsuren der Rockgeschichte: echte Geburtsstunden des Rocks, die Erfin- dung des modernen Verstärkers durch Jim Marshall etwa.
Von all diesen Dingen erzählte Zepp Oberpichler quasi als letzter Zeitzeuge. Wenn nämlich früher bei Familienfesten alle drinnen saßen und Schnaps tranken, saß der mittlerweile verstorbene Oppa Wallusch mit seinem Enkel Zepp in der Laube und gab all seine abenteuerlichen Geschichten weiter.
Und damit sich das Publikum so richtig in die Geschichten hineindenken konnte, spielte Oberpichler hin und wieder Klassiker der Rockgeschichte auf einer Gitarre und sang dazu. Und weil sich Zepp Oberpichler nicht bei all seinen Fans mit der Gitarre ins Wohnzimmer stellen kann, sei allen Lesern empfohlen, gleichzeitig Spotify, Youtube oder den guten, alten Plattenspieler bereitzustellen, um die vielen erwähnten Songs auch gleich nachhören zu können.
Neben großer Musikgeschichte gibt es im Buch auch viel Lokalkolorit. Duisburg und der Pott an sich sind dem rauen Rock’n’Roll charakterlich ja gar nicht so fremd. Dass ausgerechnet das komatös-verschlafene Bissingheim Wiege des Rocks sein soll, sorgte zu Recht für viele Lacher.
Das Buch „Chuck Berry over Bissingheim“ist in der „Ruhrgebiet de luxe“-Reihe des Henselowsky Boschmann-Verlags erschienen und wird, ganz dem lokalen Thema des Buchs entsprechend, in zahlreichen Buchhandlungen vor Ort verkauft.
Ständig streift die Lebensgeschichte von Oberpichler Opa
Zäsuren der Rockgeschichte.