Rheinische Post Duisburg

Familiengr­ab auf Friedhof verschwund­en

- VON WILJO PIEL

Adolf und Liesel Weidemann haben Anzeige wegen Diebstahls gestellt. Ihr Familiengr­ab auf dem Grevenbroi­cher Friedhof ist geräumt und planiert worden, obwohl der Vertrag noch bis 2022 läuft. Auch der Grabstein ist weg.

GREVENBROI­CH Adolf und Liesel Weidemann sind entsetzt. Ihr Familiengr­ab auf dem Grevenbroi­cher Friedhof ist spurlos verschwund­en. Grabstein, Marmoreinf­assung, Pflanzen und Laterne – alles weg. Und niemand weiß, wo das ganze Material geblieben ist. Die Weidemanns haben Strafanzei­ge bei der Polizei gestellt. Die hofft jetzt darauf, dass sich Zeugen melden.

Seit 1928 hat die Familie die Grabstätte gepachtet. Der Vertrag mit der Stadt läuft erst im Jahr 2022 aus, soll aber verlängert werden. „An dieser Stelle wollen wir irgendwann einmal unsere letzte Ruhestätte finden“, sagt Adolf Weidemann. Der

Adolf Weidemann 78-Jährige hatte das Grab seiner Eltern und Großeltern im Oktober noch mit Pflanzen ausgestatt­et und alles schön gestaltet. Umso erstaunter war er jetzt, als ihm ein Brief des Friedhofsa­mtes ins Haus flatterte.

Die Stadt beklagte darin, dass die Weidemanns das Grab bereits vor dem Ablauf der Nutzungsfr­ist abgeräumt hätten – und das sei mit der zuständige­n Behörde nicht abgesproch­en worden. Das Friedhofsa­mt forderte die Familie unmissvers­tändlich dazu auf, die Grabstelle bis zum 15. Januar nächsten Jahres wieder gärtnerisc­h zu gestalten.

„Ich habe den Brief nicht verstanden“, sagt Liesel Weidemann (78). „Denn an dem Grab war doch alles in Ordnung.“Sicherheit­shalber machte sich ihr Mann Adolf auf den Weg zum Friedhof, um mal nachzusehe­n – und dort verschlug es ihm die Sprache. „Das gesamte Grab war geräumt worden. Nur der Sockel, auf dem der schwere Grabstein ruhte, war noch da.“

Die Weidemanns meldeten sich daraufhin unverzügli­ch beim Friedhofsa­mt, um den Verlust zu beklagen. „Doch leider fühlte man sich dort nicht zuständig“, schildert Adolf Weidemann. „Wir wurden zur Polizei geschickt.“Auf der Wache erstattete das Ehepaar schließlic­h Strafanzei­ge wegen Diebstahls.

Wer das Grab wann geräumt hat, lässt sich allerdings nur schwer feststelle­n. „Es muss in der Zeit zwischen dem 24. November und dem 14. Dezember passiert sein, das ist ein recht langer Zeitraum“, sagt Po- lizeisprec­herin Diane Drawe. Möglicherw­eise, so hofft sie, gebe es Augenzeuge­n, die den Ermittlern einen Tipp geben könnten.

Möglicher Verursache­r könnte ein Steinmetz gewesen sein, vermuten die Weidemanns. Der Nutzer des nebenan liegenden Grabes habe nämlich einen solchen damit beauftragt, die von ihm gepachtete letzte Ruhestätte zu räumen. Das ist zum Teil auch geschehen, nur noch der Grabstein steht dort. „Möglicherw­eise ist bei dieser Gelegenhei­t auch unser Grab geräumt worden“, mutmaßt Adolf Weidemann.

Doch wer der Steinmetz war, lasse sich von heute auf morgen nicht feststelle­n, sagt Grevenbroi­chs Stadtsprec­her Robert Jordan, der den Weidemanns helfen möchte. Wertvolle Hinweise könne zwar der Nutzer des nebenan liegenden Grabes geben – doch: „Der liegt zurzeit in einem Krankenhau­s. Wir versuchen, Kontakt mit ihm aufzunehme­n“, berichtete Jordan gestern. Die Weidemanns hoffen indes darauf, dass das möglichst schnell geschehen wird – und zwar bevor ihr Familiengr­abstein irgendwo verschrott­et oder anderweiti­g verarbeite­t wird.

Dass Grableucht­en aus Messing oder Kupfer auf Friedhöfen entwendet werden, kommt im Rhein-Kreis hin und wieder vor. „Manchmal sind es kleine Diebstahls­serien, in denen fünf bis zehn Lichter in der Nacht von Metalldieb­en entwendet werden“, sagt Diane Drawe. Auch ein Grabstein sei einmal als gestohlen gemeldet worden. Dass aber ein ganzes Grab spurlos verschwind­et, habe sie in ihren Dienstjahr­en noch nicht erlebt.

„An dieser Stelle wollen wir irgendwann einmal unsere letzte Ruhe

stätte finden“

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FOTO/REPRO: L. BERNS Adolf und Liesel Weidemann vor dem kläglichen Rest des Familiengr­abes. Grabstein, Einfassung, Laterne und Pflanzen sind verschwund­en.
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Noch im Oktober war das Grab komplett neu gestaltet worden.

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