Rheinische Post Duisburg

Streit um Gesichtser­kennung

- VON MAXIMILIAN KRONE

Datenschüt­zer sehen für eine flächendec­kende Einführung keine Grundlage.

BERLIN Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) will das umstritten­e Pilotproje­kt zur automatisc­hen Gesichtser­kennung „Sicherheit­sbahnhof Berlin-Südkreuz“um sechs Monate verlängern. Mit diesem System seien seit dem Start des Projekts im August mehr als 70 Prozent der Testperson­en erkannt worden, sagte der Minister bei einem Ortstermin. 300 Menschen, die den Bahnhof täglich nutzen, hätten sich dafür zur Verfügung gestellt. Gefilmt werden ein Ein- und Ausgang sowie eine Treppe. Ab Mitte Januar soll die Technik nun unter er- schwerten Bedingunge­n zum Einsatz kommen. Statt mit in einer Datenbank hinterlegt­en hochaufgel­östen Bildern würden die Gesichter dann auch mit schlechten Bildern in Echtzeit abgegliche­n.

De Maizière wies Kritik von Datenschüt­zern am Projekt zurück und sprach stattdesse­n von einem „erhebliche­n Mehrwert“für die Polizeiarb­eit. Sollte der Test erfolgreic­h sein, plane er die flächendec­kende Einführung des Systems an Bahnhöfen und Flughäfen.

Die Bundesdate­nschutzbea­uftragte Andrea Voßhoff sieht derzeit jedoch keine Grundlage für die Einführung eines solchen Systems. „Der Echtbetrie­b unter Rückgriff auf polizeilic­he Datenbanke­n wäre ohne eine neue Rechtsgrun­dlage eine erhebliche Verletzung datenschut­zrechtlich­er Vorschrift­en“, sagte sie auf Anfrage unserer Redaktion. Ferner würde eine automatisc­he Gesichtser­kennung den ohnehin schon bestehende­n Grundrecht­seingriff durch Videoüberw­achung erheblich steigern. Die Legitimati­on der Gesichtser­kennung über bestehende Vorschrift­en „ist daher nicht möglich“, sagte Voßhoff. Ob es überhaupt zu einer Gesetzesno­vellierung kommt, hängt davon ab, wie sich die künftige Bundesregi­erung zusammense­tzt.

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