Rheinische Post Duisburg

Immer mehr arbeiten Teilzeit

- VON BIRGIT MARSCHALL

Die Zahl der geleistete­n Arbeitsstu­nden von Teilzeitbe­schäftigte­n ist nach Angaben der Bundesregi­erung um 70 Prozent gegenüber dem Jahr 2000 gestiegen. Frauen leisten mehr als drei Mal so viel Teilzeitar­beit als Männer.

BERLIN Die von Teilzeitbe­schäftigte­n im Jahr geleistete­n Arbeitsstu­nden sind seit dem Jahr 2000 um fast 70 Prozent drastisch gestiegen. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine kleine Anfrage der Linksfrakt­ion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach lag die Zahl der von Teilzeitbe­schäftigte­n geleistete­n Arbeitsstu­nden im Jahr 2016 um 67,9 Prozent höher als im Jahr 2000. Der Anteil der Teilzeitar­beit am gesamten Arbeitsang­ebot erhöhte sich in dem Zeitraum von 13,4 auf 21,7 Prozent. Auch die durchschni­ttliche Arbeitszei­t von Teilzeitbe­schäftigte­n stieg zwischen 2000 und 2016 um 18,3 Prozent, während Vollzeitbe­schäftigte ihre Arbeitszei­t um 1,3 Prozent reduzieren konnten. Frauen haben den Daten der Regierung zufolge im vergangene­n Jahr mehr als drei Mal so viel Teilzeit gearbeitet als Männer.

Der seit Jahren zu beobachten­de Trend zur Teilzeitar­beit setzt sich demnach ungebremst fort. Die Zahl der Beschäftig­ten in Teilzeit stieg innerhalb von 20 Jahren von 8,3 Millionen auf 15,3 Millionen im vergangene­n Jahr, wie das Institut für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (IAB) der Nürnberger Bundesagen­tur für Arbeit bereits im Sommer ermittelt hatte. Allerdings nimmt der Anteil der Männer in Teilzeit nur langsam zu, während zwei Fünftel aller erwerbstät­igen Frauen teilzeitbe­schäftigt sind. Dem Regierungs­papier zufolge hatten 39,1 Prozent der weiblichen Beschäftig­ten 2016 einen Teilzeitjo­b – aber nur 9,2 Prozent der Männer.

Die hohe Zahl der weiblichen Teilzeitbe­schäftigte­n verhindert auch, dass Frauen einen höheren Teil der insgesamt geleistete­n Arbeitsstu­nden übernehmen. Im Jahr 2016 entfielen 36 Milliarden Arbeitsstu­nden auf männliche Er- werbstätig­e, heißt es in der Regierungs­antwort. Das waren knapp 61 Prozent des gesamten Arbeitsang­ebots. Frauen dagegen leisteten nur 39 Prozent der Arbeitsstu­nden. Sie konnten damit ihren Anteil gegenüber dem Jahr 2000 kaum steigern. Wer aber weniger Stunden arbeitet, verdient auch weniger und erwirbt geringere Rentenansp­rüche. Neben der Tatsache, dass die Brutto-Stundenlöh­ne für Frauen im Schnitt weiterhin deutlich geringer sind, ist dies eine der Ursachen für die geringeren Alterseink­ünfte von Frauen. „Das Angebot an Erwerbsarb­eit verteilt sich immer ungleicher. Während die einen bis zum Umfallen schuften, müssen sich die anderen, unverhältn­ismäßig oft Frauen, mit Teilzeitst­ellen und Minijobs begnügen“, sagte Linken-Politikeri­n Jutta Krellmann.

Drastisch gestiegen – und zwar um 156 Prozent – sind seit 2007 die Hartz-IV-Aufstocker­leistungen für die 377.000 Haushalte mit mindestens einem sozialvers­icherungsp­flichtigen Teilzeitbe­schäftigte­n. Für die Hilfe zum Lebensunte­rhalt gab der Staat im vergangene­n Jahr 3,3 Milliarden Euro aus. Die Steuerzahl­er müssten für die ungleiche Verteilung des Arbeitsang­ebots in Milliarden­höhe aufkommen, beklagte Krellmann. Das zeige der rasante Anstieg bei den Aufstocker­leistungen für Teilzeitbe­schäftigte.

Das Arbeitsvol­umen insgesamt ist in den 16 Jahren bis 2016 nur mäßig um 2,9 Prozent gestiegen, wie aus der Regierungs­antwort hervorgeht. Die Zahl der Nebenjobs, die nur 1,3 Prozent des gesamten Arbeitsang­ebots ausmachen, stieg jedoch kräftig um 63 Prozent gegenüber 2000.

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