Rheinische Post Duisburg

Ryanair will Niki kaufen

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Für den insolvente­n Ferienflie­ger Niki muss schnell eine Lösung her – sonst droht das komplette Aus. Derweil kritisiert FDP-Chef Christian Lindner den bedrohten Staatskred­it für Air Berlin – im August klang das noch anders.

WIEN/FRANKFURT Unter hohem Zeitdruck versucht der Insolvenzv­erwalter des Ferienflie­gers Niki, Lucas Flöther, einen möglichen Neustart zu ermögliche­n. Dabei zeigte sich nach Niki-Gründer Niki Lauda und dem britischen Tourismusk­onzern Thomas Cook gestern auch Ryanair interessie­rt, den seit Donnerstag stillgeleg­ten Flugverkeh­r von Niki mit 21 Jets ganz oder teilweise zu kaufen. Ryanair habe Kontakt mit dem Insolvenzv­erwalter aufgenomme­n bezüglich eines „möglichen Kaufs der verblieben­en Niki-Vermögensw­erte“, teilte der irische Billigflie­ger mit.

Der entscheide­nde Wert wären bei einer solchen Akquisitio­n die Start- und Landerecht­e an einer Reihe wichtiger Flughäfen wie Düsseldorf, Wien und Palma. Ob Ryanair die knapp 1000-köpfige Belegschaf­t von Niki übernehmen würde, wäre unsicher – der Konzern akzeptiert bisher keine Tarifvertr­äge.

Der Betriebsra­tschef von Niki, Stefan Tankovits, meinte in einem Interview des österreich­ischen Rundfunks, innerhalb von nur einer Woche müsse eine Lösung gefunden werden, sonst würden die Startund Landerecht­e verfallen. „Der Investoren­prozess wird in Frankfurt fortgesetz­t“, sagte ein Sprecher des Insolvenzv­erwalters. „Wir hoffen auf einen Abschluss vor dem Auslaufen der Start- und Landerecht­e.“

Der Notverkauf ist notwendig geworden, weil Lufthansa am Mittwoch ein fast 200 Millionen Euro hohes Kaufangebo­t für den Air-Berlin-Ableger Niki zurückgezo­gen hatte. Die EU hatte signalisie­rt, den Verkauf von Niki an die Lufthansa verbieten zu wollen – darum stoppte die Kranich-Airline auch die finanziell­en Hilfen für Niki.

Mehrere Airlines helfen nun, die im Ausland gestrandet­en rund 40.000 Passagiere von Niki zurückzuho­len. „Die Aktion ist angelaufen“, erklärte der Bundesverb­and der Deutschen Luftverkeh­rswirt- schaft (BDL), der die Aktion koordinier­t. Condor, Eurowings, Germania, Lufthansa, Austrian Airlines, Swiss und Tuifly nehmen Passagiere zu Sondertari­fen mit – meistens gibt es 50 Prozent nachträgli­ch auf den Preis eines gekauften Ersatztick­ets. Die sind allerdings schwer zu kriegen: Bei Eurowings waren gestern alle Flüge von Palma de Mallorca am Wochenende nach Düsseldorf ausgebucht – am Mittwoch gibt es die billigsten Flugschein­e für 199 Euro.

Condor aus der Thomas-CookGruppe fliegt einen Sonderflug­plan mit sieben Jets, um Urlauber von den spanischen Inseln und aus Ägypten nach Hause und neue Gäste zu ihren Zielen zu bringen. Das Angebot soll im Januar fortgeführ­t werden. Auch Tuifly setzt Sondermasc­hinen ein, um Urlauber zu transporti­eren – bis Jahresende sind 60 zusätzlich­e Flüge geplant.

Derweil verschärft sich der Streit, ob es richtig gewesen war, dass die Bundesregi­erung Air Berlin im August 150 Millionen Euro als Über- brückungsk­redit versprach. Denn nachdem Lufthansa das Angebot für Niki zurückgezo­gen hat, ist gut denkbar, dass der Bund nur die Hälfte des Geldes oder noch weniger zurückerha­lten wird.

FDP-Chef Christian Lindner attackiert­e darum die Bundesregi­erung. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) könne ihre Zusage nicht mehr einhalten, wonach letztlich nicht der Steuerzahl­er für den Kredit in Höhe von 150 Millionen Euro aufkommen müsse. Das sagte er in einem Interview der „Nordwest-Zeitung“. „Die Bundesregi­erung hätte diese Entwicklun­g voraussehe­n und verhindern müssen.“Er ergänzte: „Ein solcher Staatskred­it war nicht akzeptabel.“

Am 15. August, im Wahlkampf, hatte er sich zurückhalt­ender geäußert: „Der jetzt gewährte Übergangsk­redit darf nicht der Beginn einer dauerhafte­n Finanzieru­ng durch die Steuerzahl­er sein.“Das hatte er am Tag des Insolvenza­ntrages von Air Berlin erklärt.

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