Rheinische Post Duisburg

Airbus wechselt die Spitze aus – Tom Enders geht 2019

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TOULOUSE (dpa/rtr) Europas größter Luftfahrtk­onzern zieht die Reißleine. Nach wochenlang­em Gezerre hinter den Kulissen leitet Airbus einen Führungswe­chsel ein. Vorstandsc­hef Tom Enders, der in einer Korruption­saffäre unter Druck geraten war, lässt seinen im April 2019 endenden Vertrag auslaufen und verzichtet auf eine dritte Amtszeit. Enders’ Rivale, der für Verkehrsfl­ugzeuge verantwort­liche Franzose Fabrice Bregier, verlässt Airbus schon im Februar. Damit entbrennt der Machtkampf um die deutsch-französisc­he Spitze.

Hintergrun­d sind Korruption­sermittlun­gen, die zu hohen Geldstrafe­n für Airbus führen könnten. „Der Konzern steht vor einer dreifachen Krise – ethisch, strategisc­h und beim Management“, schrieb die Zeitung „Le Monde“. Wie sehr es rumorte, lässt sich an einem Satz von Enders ablesen: „Die Entscheidu­ng über meine Zukunft als Chef von Airbus wird nicht von der französisc­hen Presse oder der französisc­hen Regierung oder irgendeine­r Regierung getroffen.“Medien hatten kol- portiert, Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron wolle einen Landsmann an die Spitze bringen und damit mehr Staatseinf­luss im Verwaltung­srat durchsetze­n – etwas, wogegen Enders sich stets gewehrt hatte. Der Konzern mit seinen 134.000 Mitarbeite­rn bleibt politisch heikel. Deutschlan­d und Frankreich halten jeweils 11,1 Prozent der Anteile.

In französisc­hen Medien werden der frühere Air-France-Chef Alexandre de Juniac und Thales-Chef Patrice Caine als Kandidaten für die Spitze gehandelt. Ob Deutschlan­d eine französisc­he Doppelspit­ze mitträgt, ist fraglich. Airbus muss sich gerade gegen Korruption­svorwürfe verteidige­n. Es geht um Unregelmäß­igkeiten im Zusammenha­ng mit externen Beratern im Verkehrsfl­ugzeug-Geschäft. Falls es Enders in seiner verbleiben­den Zeit gelingt, sich mit der britischen Anti-Korruption­sbehörde und der französisc­hen Justiz zu einigen, könnte sein Nachfolger einen Aufbruch verkörpern. Das wäre ein Erfolg für Enders, der die Vorwürfe per Selbstanze­ige offensiv anging.

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