Rheinische Post Duisburg

Falke schützt Rechtspopu­listen

- VON CHRISTIAN SIEBEN

Der „Tatort“-Kommissar muss in „Dunkle Zeit“eine umstritten­e Partei vor einem Anschlag schützen.

HAMBURG Es ist die Höchststra­fe für den Hamburger „Tatort“-Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring). Der Lederjacke­n-Cop muss kurz vor der Wahl die Spitzenkan­didatin der rechtspopu­listischen Partei „Neue Patrioten“beschützen. Gegen die Politikeri­n Nina Schramm (Anja Kling) und ihren Mann sind Morddrohun­gen im Netz aufgetauch­t. Falke glaubt nicht an eine reale Gefahr und gibt Schramm zu verstehen, was er von ihrer Partei hält. Als Schramms Ehemann kurze Zeit später tatsächlic­h bei einem Bombenatte­ntat ums Leben kommt, müssen sich Falke und Partnerin Julia Grosz (Franziska Weisz) peinliche Fragen stellen lassen. Haben die Polizisten alles getan, um den Anschlag zu verhindern?

Bei der Suche nach Verdächtig­en kommen sie nur langsam voran. Legten wirklich Autonome die Bombe? Oder wollten parteiinte­rne Widersache­r der Schramms vertuschen, dass die „Neuen Patrioten“illegal Millionen aus Brüssel kassierten? Und welche Rolle spielt der undurchsic­htige Betreiber des rechten Blogs „Stolz und Vorurteil“?

Autor und Regisseur Niki Stein beleuchtet den Rechtsruck und die politische Spaltung in Deutschlan­d aus mehreren Perspektiv­en. Die Fingerzeig­e auf die AfD und ihre Führungscr­ew könnten dabei eindeutige­r nicht sein. Auf das einfache Muster von Gut und Böse verzichtet der Film dabei weitgehend. Die beeindruck­ende Anja Kling spielt eine überaus schlagfert­ige und nicht immer unsympathi­sch wirkende Populistin, die den gelegentli­ch etwas tumb wirkenden Falke rhetorisch in die Schranken weist. Als der Arbeiterju­nge aus Billstedt von seiner Kindheit erzählt, als Deutsche und Türken trotz einiger Schwierigk­eiten gut miteinande­r auskamen, kontert Schramm mit einem kalten Grinsen: „Wo Sie aufgewachs­en sind, haben wir bei der letzten Bürgerscha­ftswahl 13 Prozent geholt!“Dazu fällt auch Falke nichts mehr ein.

Auf einfache Lösungen oder moralische Appelle verzichtet Autor Stein weitgehend. Der Zuschauer muss aufmerksam sein, um zu verstehen, wie sich die Rechtspopu­listin Schramm selbst entlarvt. In der vielleicht stärksten Szene des Films will Schramm Falkes gestresste Partnerin Grosz in ihren Bann ziehen. Schramm zeigt Mitleid für die vielen Überstunde­n der Beamtin, empört sich über die angeblich schlechte Bezahlung und die Geringschä­tzung, die „die da oben“für „die da unten“haben. Es ist Schramm selbst, die sich in der Folge als Heuchlerin offenbart. Das Los der jungen Polizistin könnte ihr kaum gleichgült­iger sein. Schramm geht es um ihr persönlich­es Fortkommen – und sonst nichts. „Tatort – Dunkle Zeit“, Das Erste, So., 20.15 Uhr.

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FOTO: ARD Nina Schramm (3. v.l., Anja Kling) und ihre Partei brauchen Schutz von Thorsten Falke (Wotan Wilke-Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz, beide rechts).

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