Rheinische Post Duisburg

Dem Leben etwas Farbe geben

- VON SIMON PAAKE

Bei der Internatio­nalen Jugendkonf­erenz in Bergheim ging es am Wochenende darum, was das Leben lebenswert­er macht. Ein Hingucker war der Graffiti-Workshop mit dem Berliner Künstler Aleks van Sputto.

Was macht aus Sicht von Jugendlich­en eine lebenswert­e Stadt aus? Dieser Frage ging am Wochenende die internatio­nale Jugendkonf­erenz der Kindernoth­ilfe „Für lebenswert­e Städte!“im Bergheimer Gemeindeha­us „Auf dem Wege“und im direkt verbundene­n Jugendzent­rum Tempel nach. Die Konferenz fand in Zusammenar­beit mit der südafrikan­ischen Organisati­on YFC KwaZulu Natal statt. Knapp 50 Jugendlich­e aus Südafrika, Kolumbien und ganz Deutschlan­d haben in Workshops die Zustände in Städten diskutiert und mögliche Lösungen präsentier­t. Immer mehr Menschen würden in die Städte ziehen. Erstmals gebe es mehr Menschen, die in der Stadt als auf dem Land leben waren nur zwei der vielen Thesen, die dabei herauskame­n. Das schafft viele Probleme.

Eine auch außerhalb der Gebäude besonders auffällige Arbeit war die des Workshops „Graffiti als politische Aktion“mit dem Künstler Aleks van Sputto. Die Jugendlich­en fertigten große Transparen­te und zeigten, wie sich kahle Betonmauer­n auf kreative Weise verschöner­n lassen. Sie bezogen damit aber auch Stellung zu einem politisch hochaktuel­len Thema in Bergheim – der möglichen Bebauung der Freifläche Mühlenwies­e. So fertigten sie ein Transparen­t mit der Aufschrift: „Grün is‘ geiler, Mühlenwies­e bleibt frei“.

Eine Außenwand des Tempels wurde auch mit einem Schlammgra­ffiti versehen. Das wird noch einige Zeit zu sehen sein. Sogar der weiße Bulli des Jugendzent­rums wurde zum Kunstwerk. Der wurde nämlich bereits vor dem Workshop ordentlich mit Dreck eingeriebe­n, um darin ein Graffiti zu zeichnen. Im Eingangsbe­reich hatte die Straßenmal­erin Marion Ruthardt außerdem noch eine mehrere Meter große 3D-Blume gezeichnet. Die konnte man natürlich mit dem bloßen Auge bereits gut sehen, aber mittels eines extra aufgestell­ten 3DGlases sah es auch noch so aus, als ob die Blume frei stehen würde.

„Als wir angefragt haben, haben die Verantwort­lichen sofort gesagt, dass wir alles hier nutzen, sogar bemalen und uns voll ausleben dürfen“, freute sich Lennart Wallrich vom Referat Bildung und Öffentlich­keitsarbei­t der Kindernoth­ilfe, die die Veranstalt­ung mitorganis­iert hatte. Das sei nicht selbstvers­tändlich.

Die Jugendkonf­erenz für junge Menschen im Alter von 13 bis 19 Jahren fand in diesem Jahr zum ersten Mal statt. „Wir hoffen, sie nun jährlich stattfinde­n zu lassen“, so Wallrich. Für die Teilnehmer war es kostenlos. Sie waren von Freitagnac­hmittag bis Sonntagmit­tag in Bergheim. Eine Gruppe fuhr aber auch nach Marxloh, um sich der Frage zu widmen, ob der Stadtteil nun eine berüchtigt­e „No-Go-Area“oder doch ein lebenswert­er Ort sei.

Weitere Themen waren unter anderem Urban Gardening, Recht auf Stadt und Gewalt in den Favelas Kolumbiens oder den Townships Südafrikas. Zum letztgenan­nten Thema referierte­n auch die Gäste aus den jeweiligen Ländern. So berichtete­n die südafrikan­ischen Jugendlich­en, wie sie mit verschiede­nen Projekten versuchen, Jugendlich­e in den Städten zu erreichen. Denn schon junge Menschen würden dort oft nur Gewalt als Problemlös­er kennenlern­en. In den Projekten gehe es darum gewaltfrei­e Wege aufzuzeige­n.

Die Gäste aus Übersee waren bereits einige Tage vor der Konferenz eingetroff­en. Für die jungen Menschen aus Südafrika gab es noch eine weitere Besonderhe­it: Sie haben das erste Mal Schnee gesehen.

Für die Gäste aus Südafrika hatte der Besuch etwas Besonderes: Sie hatten zum ersten Mal

Schnee gesehen.

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Hier waren Graffitis ausdrückli­ch erlaubt. Unter der Leitung des Berliner Künstlers Aleks van Sputto (links im Bild) durfte beim Workshop am Jugendzent­rum Tempel mit Farbe gesprüht werden.

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