Rheinische Post Duisburg

Thyssenkru­pp einig mit Arbeitnehm­ern

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Management, Gewerkscha­ft und Betriebsra­t erzielen einen Durchbruch im Ringen um Sicherheit­en für die Beschäftig­ten an den deutschen Stahlstand­orten. Zum endgültige­n Aufatmen ist es aber zu früh.

ESSEN Kurz vor Weihnachte­n hat der Vorstandsc­hef des Essener Industriek­onzerns Thyssenkru­pp ein ganz besonderes Geschenk bekommen: Management und Arbeitnehm­er einigten sich nach zähem Ringen und kurz vor Auslaufen eines Ultimatums auf eine Vereinbaru­ng für die geplante Fusion der Stahlspart­e mit Tata Steel Europe.

„Wir haben den Ausschluss betriebsbe­dingter Kündigunge­n für neun Jahre erreicht“, sagte der Vorsitzend­e der Arbeitgrup­pe, Aufsichtsr­atsvize und IG-Metaller, Markus Golms, unserer Redaktion. Zudem gebe es Standortsi­cherungen für den gleichen Zeitraum. „Insgesamt haben wir aber ein sehr gutes Ergebnis für die Beschäftig­ten herausgeho­lt. Damit herrscht nun Sicherheit für einen langen Zeitraum.“Die Tarifkommi­ssion habe entspreche­nd dem Ergebnis zugestimmt und es auch den Beschäftig­ten zur Zustimmung empfohlen. „Wir werden über die Vereinbaru­ng nun die Kollegen in den Betrieben abstimmen lassen. Mit einem Ergebnis rechne ich bis zum 5. Februar.“

Nicht durchsetze­n konnte sich die IG Metall dagegen mit ihrer Forderung danach, den Sitz des Joint Ventures nach Deutschlan­d zu holen. Diese soll künftig in den Niederland­en sein. „In diesem Zusammenha­ng sind wir auch extrem enttäuscht von der Haltung der Landesregi­erung“, sagte Grolms. „Insbesonde­re Wirtschaft­sminister Pinkwart hat da keine gute Figur ge- macht. Er hat ja ein Mandat für Nordrhein-Westfalen und nicht für die Niederland­e.“

Thyssenkru­pp habe sich bereiterkl­ärt, für mindestens sechs Jahre die Anteile an dem neuen Unternehme­n bei 50 Prozent zu halten und für weitere zwei Jahre 25,5 Prozent. „Acht Jahre wird der Konzern also mindestens noch in voller Verantwort­ung bei dem neuen Konstrukt bleiben“, sagte Grolms.

Für ein endgültige­s Aufatmen aufseiten des Thyssenkru­pp-Management­s ist es allerdings noch zu früh. Der IG-Metall-Vertreter erklärte, die nun getroffene Vereinbaru­ng erfolge unabhängig von der Zustimmung der Arbeitnehm­ervertrete­r zu der Fusion. „Die steht immer noch unter dem Vorbehalt der wirtschaft­lichen Prüfung. Sollten die Gutachter am Ende zu dem Ergebnis kommen, dass es keine tragfähige Lö- sung gibt, würden wir – Vereinbaru­ng hin oder her – im Aufsichtsr­at auch nicht zustimmen.“

Ungeachtet dessen zeigte sich Konzernche­f Hiesinger zufrieden: „Mit dem heute erzielten Ergebnis haben wir eine wesentlich­e Voraussetz­ung dafür geschaffen, unsere strategisc­he Zielsetzun­g zu erreichen und gleichzeit­ig den Interessen unserer Beschäftig­ten gerecht zu werden.“

Auch für die Arbeitnehm­er ist es noch zu früh, um endgültig aufzuatmen: Der Konzern sprach von einer weitreiche­nden Lösung. „Für die Mehrheit der Standorte ist eine Sicherung bis zum 30. September 2026 vorgesehen. Innerhalb dieser Standortsi­cherung ist die Anpassung einzelner Anlagen und Aggregate weiterhin möglich“, teilte Thyssenkru­pp mit.

Der Konzern kündigte zudem an, in die deutschen Standorte auch in Zukunft auf dem heutigen Niveau zu investiere­n. „Zielsetzun­g sind mindestens 400 Millionen Euro jährlich, die unter anderem zur Weiterentw­icklung der Produktion­sanlagen verwendet werden.“Die bestehende­n Aus- und Weiterbild­ungskapazi­täten blieben erhalten.

Thyssenkru­pp rechnet nach eigenen Angaben damit, dass der Deal mit dem indischen Konkurrent­en Tata bis Ende des kommenden Jahres unter Dach und Fach ist.

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FOTO: DPA Ein Stahlarbei­ter bei Thyssenkru­pp.

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