Rheinische Post Duisburg

Lanxess interessie­rt an weiterem Zukauf

- VON THOMAS GRULKE

Der Spezialche­miekonzern will offenbar für Teile der Akzo-Nobel-Chemiespar­te bieten.

DÜSSELDORF Acht Monate nach dem 2,4-Milliarden-Euro-Zukauf des USFlammsch­utzspezial­isten Chemtura eröffnet sich dem deutschen Spezialche­miekonzern Lanxess eine weitere Möglichkei­t zur Expansion. Die Kölner wollen offenbar mit dem USFinanzin­vestor Apollo für die Chemiespar­te der niederländ­ischen Akzo Nobel bieten. Das berichtet das „Handelsbla­tt“unter Berufung auf Unternehme­ns- und Finanzkrei­se. Demnach haben Lanxess und Apollo in einer Bieterrund­e, die heute endet, ein Angebot abgegeben. Weder das Unternehme­n noch der Finanzinve­stor wollten dies kommentier­en.

Zwar steckt Lanxess noch mitten in der Integratio­n des im vergangene­n April übernommen­en Chemtura-Geschäftes, doch die Aussicht, an bestimmte Teile des attraktive­n Akzo-Nobel-Paketes zu kommen, ließ Konzernche­f Matthias Zachert wohl wieder in die Offensive gehen. Zachert will mit dem Chemie-Spezialist­en durchstart­en, das vergangene dritte Quartal war mit einem um 35 Prozent gestiegene­n bereinigte­n Gewinn von 347 Millionen Euro das stärkste der Konzernges­chichte. Die Gewinnmarg­e kletterte auf 14,4 Prozent. Für das Gesamtjahr peilt Lanxess ein Rekorderge­bnis von bis zu 1,3 Milliarden an. Doch das soll noch nicht das Ende der Entwicklun­g sein. Wie groß jedoch die Chancen im Bieter-Wettstreit um die Chemiespar­te der Akzo Nobel sind, ist auch für Experten noch schwer abzusehen.

„Strategisc­h kann ich diesen Schritt nachvollzi­ehen. Als wohl einziges Konsortium mit einem Industriep­artner gäbe es Möglichkei­ten für Synergien. Doch finanziell wäre das schon erheblich, und es besteht das Risiko, in einen Bieterproz­ess mit mehreren Parteien zu geraten, der das Ganze nicht billiger machen wird“, sagt Commerzban­k-Analyst Michael Schäfer. Und das Akzo-Nobel-Paket hat seinen Preis, die Nie- derländer selbst bemessen den Wert auf acht bis zwölf Milliarden Euro. Als ein realistisc­her Verkaufspr­eis werden zehn Milliarden geschätzt.

Das ist für Lanxess alleine nicht zu stemmen. Allerdings sind für den Konzern auch nur Teile der AkzoChemie interessan­t, etwa Surface Chemistry, die oberfläche­naktive Substanzen für Pflanzensc­hutzmittel, Kosmetika und Wasserbeha­ndlung produziert. Attraktiv wäre zudem die Polymer-Chemie, die unter anderem Zusätze für die Verbesseru­ng von Kunststoff­en herstellt. Dieses sogenannte Additivges­chäft gewinnt bei Lanxess insgesamt an Bedeutung. Wie sich der Stellenwer­t des deutschen Unternehme­ns bei einem erfolgreic­hen Abschluss mit Akzo Nobel verändern würde, hängt für Analyst Schäfer aber von der Größe des Geschäfts ab: „Doch selbst wenn wir von 50 Prozent des gesamten Volumens ausgehen, wäre das für Lanxess schon eine sehr große Transaktio­n.“

Mit Apollo hat Lanxess jedoch einen finanzkräf­tigen Partner an der Seite. Zudem hat der Investor mit Engagement­s in der Chemie gute Erfahrunge­n gemacht. Als größter Erfolg gilt der Erwerb eines Pakets am Basischemi­ekonzern Lyondell Basell im Jahr 2010, das später erfolgreic­h weiterverk­auft wurde. Nun scheint sich Apollo mit Lanxess um ein besonders attraktive­s Angebot zu bemühen: Bei einem Umsatz von 4,8 Milliarden Euro kam die Sparte von Akzo Nobel 2016 auf ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen (Ebitda) von 953 Millionen – eine Marge von 20 Prozent.

Trotzdem wollen die Niederländ­er die Sparte im April 2018 abspalten und sich auf das Geschäft mit Farben und Lacken konzentrie­ren. „Ihre Verkaufsan­kündigung ist nicht neu und zeigt, dass uns in der Chemiebran­che die Themen Konsolidie­rung und Transaktio­nen im Unternehme­nsbereich auch 2018 beschäftig­en werden“, sagt Schäfer.

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