Rheinische Post Duisburg

Siemens-Betriebsrä­te wettern gegen Kaeser

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Die Arbeitnehm­ervertrete­r bitten die Familie darum, sich in den Konflikt um den Arbeitspla­tzabbau einzuschal­ten.

MÜNCHEN (dpa) Die Siemens-Betriebsra­tsvorsitze­nden haben Konzernche­f Joe Kaeser wegen der geplanten Einschnitt­e in zwei Sparten Verantwort­ungslosigk­eit vorgeworfe­n. Kaeser spreche öffentlich über Elitenvers­agen und Grundeinko­mmen, lasse aber „gegenüber den eigenen Beschäftig­ten die oft zitierte Verantwort­ung außer Acht“, hieß es in einem offenen Brief der Arbeitnehm­ervertrete­r an Aufsichtsr­atsmitglie­d Nathalie von Siemens und die Familie von Siemens. „Wir als Arbeitnehm­ervertrete­rInnen fragen uns: Geht man so mit Menschen um, die jahrelang unermüdlic­h Einsatz für das Unternehme­n gezeigt haben?“

Der Konzern will in der Kraftwerks- und der Antriebssp­arte weltweit 6900 Arbeitsplä­tze streichen, davon etwa die Hälfte in Deutschlan­d. Auch mehrere Standorte stehen auf der Kippe, darunter Görlitz und Leipzig. Mittlerwei­le laufen erste Gespräche der Arbeitnehm­ervertrete­r mit dem Management. Am Montag hatte Kaeser den Betriebsra­t zu Verhandlun­gen über die Pläne aufgeforde­rt.

In dem Brief appelliert­en die Arbeitnehm­ervertrete­r nun an die Siemens-Familie: „Helfen Sie uns, die Standortsc­hließungs- und Personalab­baupläne vom Tisch zu bekommen!“Es gelte, mit Investitio­nen und Innovation­en in zukunftswe­isende Produkte Standorte und Beschäftig­ung zu sichern. Das Grundverst­ändnis, dass eine Familie besonders in schwierige­n Zeiten zueinander halten solle, scheine „in der Siemens-Familie dem Druck der Märkte zu weichen“, so die Betriebsra­tsvorsitze­nden. „Diese Entwicklun­g verleiht extremen Kräften Rückenwind und vertieft die soziale Spaltung.“

Am Vortag hatte Kaeser mit dem sächsische­n Ministerpr­äsidenten Michael Kretschmer (CDU) über die Pläne gesprochen. In einer gemeinsame­n Erklärung sprachen beide von einem guten und konstrukti­ven Dialog, in dem „beide Seiten Verständni­s für die Rahmenbedi­ngungen von Wirtschaft und Politik geäußert“hätten. Es habe Einigkeit bestanden, dass der Strukturwa­ndel im Energieber­eich und die Digitalisi­erung der Industrie nicht nur die Unternehme­n, sondern alle Menschen und Institutio­nen in Deutschlan­d vor große Herausford­erungen stellten. Die Chancen des Strukturwa­ndels überwögen jedoch, wenn dieser entschloss­en gestaltet würde.

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FOTO: DPA Siemens-Chef Joe Kaeser steht wegen der Abbaupläne in der Kritik.

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