Rheinische Post Duisburg

Mit Musicals gegen die schlechte Laune

- VON MILENA REIMANN

Türchen Nummer 22: Die Broadway Voices aus Schermbeck

sind ein Jugendchor, der aus einer Musikschul­e hervorgega­ngen ist. Ihr Name ist nicht zufällig gewählt: Die

Bühnen der Region bereichern sie mit Musicalmus­ik.

NIEDERRHEI­N Sie sind geschrumpf­t, aber sie sind noch da. Wobei: Eigentlich ist das Problem, dass die Kinder gewachsen sind – und deshalb die Gruppe der „Broadway Vioces“um einige Mitglieder kleiner wurde. Es war nicht nur die Pubertät, durch die dem Kinder- und Jugendchor aus Schermbeck einige Mitglieder abhandenka­men, weil andere Dinge cooler oder wichtiger wurden. „Da schmeißen viele alles über Bord“, sagt Gesangsleh­rerin Martina Hennig-Düsterhus. Auch die Umstellung auf das Abitur in zwölf Jahren in NRW, genannt G8, sorgte dafür, dass viele Kinder schlicht keine Zeit mehr fanden für den Musical-Projektcho­r der Musikschul­e Piano Forte. Leiterin Hennig-Düsterhus sagt: „Da ist eine Lücke entstanden, weil die Kinder bis nachmittag­s in der Schule sind und sich danach natürlich auch mit Freunden treffen wollen.“

Dennoch: Die, die geblieben oder neu dazugekomm­en sind, brennen mit vollem Herzen für Musicalmus­ik. Lina zum Beispiel ist mit Musicals großgeword­en, sagt die 14-Jährige. „Ich mache auch Schauspiel, das passt ganz gut zusammen.“Und sowieso macht Singen Spaß: „Das ist so befreiend: Wenn man schlechte Laune hat und dann singt, ist die schlechte Laune weg“, sagt Lina. Selina (16) gefällt, dass über Musicalmus­ik immer auch eine Geschichte erzählt wird. Angefangen hatte der Chor als Jungsgrupp­e.

Doch weil nach und nach auch die Geschwiste­r mitmachen wollten, kamen immer mehr Mädchen dazu. Seit 2003 tritt der Chor in immer anderen Zusammenst­ellungen immer wieder mit Broadwaysh­ows auf. König der Löwen haben sie schon gesungen, Ariel, Aladin oder Abba waren auch schon dabei. „Mu- sicals haben eine ziemliche Bandbreite“, sagt Henning-Düsterhus. Aber: Auch für diese Musik müsse man die klassische­n Gesangsgru­ndlagen beherrsche­n. Meist haben die Schüler in Kleingrupp­en oder einzeln bei ihr Unterricht und studieren dann für Auftritte zusammen ein Programm ein. „Die Kleinen müssen erst einmal lernen, sich zu konzentrie­ren und mit ihrer Stim- me umzugehen. Wenn das dann läuft, kann man mit der Stimme spielen.“Manchmal ist aber auch die Chorleiter­in selbst überrascht, „was alles geht“.

Eine Schülerin habe ihr einmal gesagt, sie wolle ein Lied von Whitney Houston singen. Obwohl sie zweifelte, dass die Stimme des Mädchens dafür schon reif war, stimmte sie „mit Zahnschmer­zen“zu. Die Schülerin übte das Lied zu Hause und brachte am Ende eine beeindruck­ende Version zustande. „Manchmal muss man sich auch als Lehrer überzeugen lassen“, sagt Henning-Düsterhus.

Im Laufe der Jahre, beobachtet die Musiklehre­rin, ändere sich dann der Geschmack der Jugendlich­en. Manche fänden sogar Gefallen an klassische­m Gesang und probierten italienisc­he Arien aus. Eine Schülerin habe in der Region auch mal mit einer Soulband „für Furore gesorgt“. Andere wiederrum hörten mit dem Singen auf.

Doch nie wirklich ganz, vermutet Henning-Düsterhus, die von ihren ehemaligen Schützling­en einige Geschichte­n erzählen kann. Eine junge Frau wohne inzwischen mit ihrem Partner zusammen, die beiden hätten sich ein Klavier angeschaff­t und musizierte­n nun wieder zusammen. Ein anderes Mal, erzählt die Musikschul­lehrerin, seien ehemalige Broadway Vioces zu einer Weihnachts­feier gekommen – und das gemeinsame Singen klappte auch Jahre später wieder einwandfre­i. „Das sind Momente, in denen man einen Kloß im Hals hat“, sagt Henning-Düsterhus. Auf den Facebookse­iten unserer Redaktione­n vom Niederrhei­n finden Sie ein Video vom Chor, zum Beispiel unter „Rheinische Post Wesel – Hamminkeln – Schermbeck – Hünxe“oder via www.facebook.com/rp.wesel

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