Rheinische Post Duisburg

Auch im Pokal sind die Bayern der Maßstab

- VON ROBERT PETERS

Die Münchner schalten Dortmund aus. Im Viertelfin­ale ist Drittligis­t Paderborn der große Außenseite­r.

MÜNCHEN In der ersten Pokalrunde gibt es für die Kleinen im Lande ein Traumlos: FC Bayern München. Das Gastspiel der deutschen Übermannsc­haft garantiert Aufmerksam­keit, gute Einnahme, Glanz. Dass es auch Niederlage­n garantiert, interessie­rt in der Frühphase des DFB-Pokals niemanden. Im Viertelfin­ale sieht das schon anders aus. Verdient wird ohnehin gut (allein die Teilnahme bringt eine DFBPrämie von 1,273 Millionen Euro), und der große sportliche Glanz beim Finale in Berlin ist nur noch zwei Siege entfernt. Ab jetzt spielt keiner mehr gern gegen die Bayern, die auch im Pokal das Maß der Dinge sind.

Borussia Dortmund, einstweile­n nur auf dem Rückweg in die Rolle des natürliche­n Bayern-Rivalen, durfte das in einem lange sehr einseitige­n Münchner Achtelfina­le erfahren. Dass die Gastgeber beim 2:1 am Ende sogar noch zittern mussten, lag deutlich mehr an eigenen Versäumnis­sen in der Chancenver­wertung als an der Klasse des Gegners. Der Durchhänge­r in der Schlusspha­se beunruhigt­e die Münchner deshalb nicht. „Die Voraussetz­ungen sind top“, sagte Kapitän Thomas Müller, „wir sind da, wo wir hinwollen. Und jetzt greifen wir im neuen Jahr noch mal an.“Die sogenannte­n Mitbewerbe­r im Pokal dürfen das mit Grausen vernehmen.

Sie wissen, dass der Weg zum Titel auf jeden Fall über den FC Bayern führt. Deshalb hoffen sie, dass ihnen der große Favorit frühestens im Endspiel in den Weg tritt. Nach den Vorstellun­gen im vergangene­n hal- ben Fußballjah­r gibt es nur zwei Mannschaft­en, die es an besonders guten Tagen mit den Bayern aufnehmen könnten. Bayer Leverkusen hat einen bemerkensw­erten Aufschwung genommen, und Schalke 04 beeindruck­t die Konkurrenz mit Konstanz und Abgeklärth­eit.

Beide haben im Achtelfina­le allerdings auch ihre Schwierigk­eiten gehabt. Leverkusen gewann in Mönchengla­dbach mit viel Glück 1:0. Schalke schaffte gegen das Bundesliga-Schlusslic­ht 1. FC Köln ebenfalls nur ein dünnes 1:0. Dennoch sind beide Mannschaft­en Kandidaten fürs Finale – wenn die Auslosung am 7. Januar nicht ausgerechn­et die Münchner im Viertelfin­ale beschert.

Vorjahresf­inalist Eintracht Frankfurt hat sich mit längst bekannten Tugenden erneut ins Viertelfin­ale gespielt. Die Eintracht nimmt den Vereinsnam­en wörtlich, lebt vom Zusammenha­lt, von guter Ordnung und der hervorrage­nden Arbeit des Trainers Niko Kovac. „Wir sind irgendwo, wo wir vom Budget her gar nicht hingehören“, sagte Kovac mit fröhlichem Staunen nach dem 2:1Erfolg beim Zweitligis­ten Heidenheim.

Der VfL Wolfsburg gehört vom Budget auf jeden Fall in die Viertelfin­al-Runde. Er hat aber in der Saison bislang derart wenig gezeigt, das zu den finanziell untermauer­ten eigenen Ansprüchen passt, dass ihm nur eine Außenseite­rrolle zufällt. Mainz 05 und Werder Bremen zählen ebenfalls nicht zu den erklärten Titelfavor­iten. Zumindest Werder darf allerdings auf eine große Pokalgesch­ichte verweisen. Seit knapp 30 Jahren haben die Bremer kein Pokalheims­piel mehr verloren.

Der größte Außenseite­r im Wettbewerb ist der SC Paderborn. Die Mannschaft blieb im Sommer nur Drittligis­t, weil der Zweitliga-Absteiger München 1860 keine Lizenz bekam und gleich in die vierte Liga durchgerei­cht wurde. Aus dem Beinahe-Absteiger Paderborn ist inzwischen eine Spitzenman­nschaft in Deutschlan­ds dritter Profiliga geworden. Sie spielt im Pokal jene Rolle, die im zurücklieg­enden Wettbewerb die Sportfreun­de Lotte übernommen hatten. Die scheiterte­n im Viertelfin­ale am späteren Pokalsiege­r Borussia Dortmund. Der Paderborne­r Trainer Steffen Baumgart urteilte: „Für alle anderen sind wir nun der Wunschgegn­er.“Wohl wahr.

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FOTO: DPA Torschütze gegen Dortmund: Thomas Müller

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