Die Sportartenwechsler
Einige Athleten waren gleich in mehreren Sportarten aktiv. Eine Geschichte von Erfolg und Scheitern.
DÜSSELDORF Das erste Sprintrennen im Weltcup der aktuelle BiathlonSaison wird zum bisherigen Höhepunkt einer sportlichen Neuorientierung. Denise Herrmann ist eine der erfolgreichsten Skilangläuferinnen Deutschlands, holt 2014 mit der Staffel Olympia-Bronze in Sotschi. 2016 wechselt die Sächsin zum Biathlon, gewinnt nun ein Jahr später im schwedischen Östersund sowohl den Sprint als auch das Verfolgungsrennen.
Nun ist der Sprung vom Skilanglauf zum Biathlon recht klein, auch die dreifache Biathlon-Olympiasiegerin Kati Wilhelm nimmt in beiden Sportarten an Olympischen Spielen teil. Ähnlich verhält es sich im Skispringen. Hier beginnen viele Athleten zunächst als Nordische Kombi-
Mildred Ella Didrikson
Zaharias holte bei Olympia 1932 Gold im Speerwurf und über
80 Meter Hürden
nierer, streichen dann je nach Talent den Langlauf und werden Spezialspringer. Das prominenteste Beispiel ist Andreas Wellinger. In der Vergangenheit sorgten jedoch auch ungewöhnliche „Sportartenwechsler“für Furore.
Eine Legende der sportlichen Vielseitigkeit ist Mildred Ella Didrikson Zaharias. Die Amerikanerin gewinnt 1932 bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille im Speerwurf und über 80 Meter Hürden, im Hochsprung muss sie sich mit Silber begnügen. Qualifiziert ist Zaharias gar für alle fünf ausgetragenen Leichtathletik-Disziplinen, darf laut Statuten jedoch nur in drei starten. Damit nicht genug: Zaharias ist in zehn weiteren Sportarten aktiv. So spielt sie im Herren-Baseballteam der Brooklyn Dodgers, was ihr in Anlehnung an Baseball-Legende Babe Ruth den Spitznamen „Babe“einbringt. Im Golf gewinnt sie gleich zehn Major-Turniere.
Die Vielseitigkeit von Zaharias ist unerreicht und in heutigen Zeiten sportlicher Spezialisierung undenkbar. Doch auch in späteren Jahrzehnten trauten sich Sportler noch zweite Karrieren zu, die über den Wechsel innerhalb zweier Ski-Disziplinen deutlich hinausgingen.
Baseball hat sich als beliebte Zweitverwertung für amerikanische Sportler etabliert. Basketball-Superstar Michael Jordan scheiterte am Projekt Profi-Baseballer. Einige Footballer fuhren hingegen erfolgreich zweigleisig. Vincent Edward „Bo“Jackson ist der Einzige, der sowohl in der MLB als auch in der Football-Profiliga NFL in das Allstar-Team der besten Spieler einer Saison gewählt wurde. Deion Sanders spielt als Einziger in MLB und NFL um den Titel, 1994 und 1996 gewinnt er den Super Bowl. Uneinig sind sich die beiden in der Gewichtung ihrer Sportarten. Für Jackson ist Baseball, für Sanders Football die „wahre Liebe“.
Der Kampfsport ist ein weiteres Steckenpferd der Wechselwilligen. Bill Goldberg wechselt nach seiner NFL-Karriere in den Showkampf zum Wrestling und wird dort zum millionenschweren Superstar. Der englische Fußballer Curtis Woodhouse (drei Premier League-Spiele für Birmingham City) wird 2006 zum Box-Profi. Von 29 Kämpfen gewinnt er immerhin 22, hält mehrfach nationale Titel. Bei Darko Mili- cic ist der Wechsel weniger von Erfolg gekrönt. Der serbische Basketballer lässt sich in seinem KickboxDebüt ebenso verprügeln wie der Wrestler CM Punk in seinem einzigen Versuch als Mixed Martial ArtsKämpfer. Der in Hawaii geborene Sumo-Ringer Akebono steigt als erster Nicht-Japaner in den höchsten Rang der Sportart, den „Yokozuna“, auf. Seine darauffolgenden Karrieren im Kickboxen (ein Sieg, neun Niederlagen) und im Mixed Martial Arts (vier Niederlagen) enden ernüchternd.
Andere wechseln nicht nur die Sportart, sondern gleich die Jahreszeit ihrer Tätigkeit. Ilhan Mansiz ist so ein Beispiel. Der deutschtürkische Fußballer, der 2002 mit der Na-