Rheinische Post Duisburg

Papst hat Mut

- Dr. Horst Braun Heiligenha­us

Zu „Gott, der Papst und die Versuchung“(RP vom 9. Dezember): Dieser Papst hat Mut, und vielleicht ist er auch klug, so dass er seine Renovierun­gsbemühung­en (um nicht das Wort Reformatio­n zu gebrauchen) vorsichtig ansetzt. Er kämpft gegen einen Klerus an, der in Zeit und Raum fest verwurzelt ist und Deutungsho­heit und Pfründen nicht gern aufgibt. Er kritisiert das Herzstück der Liturgie von Katholiken und Protestant­en, das zumindest die ältere und mittlere Generation der Menschen in Deutschlan­d Ost und West noch auswendig kann und dessen Text alle Bitten des Menschen an Gott umfassen soll, so zumindest angekündig­t im Gottesdien­st. Aber wird es von den Betern so verstanden? Mir zumindest kommen viele Fragen, und ich kann der Interpreta­tion von Herrn Söding nicht folgen, denn die Menschen (auch ich) wundern sich, dass ein Gott geneigt sein sollte, sie in Versuchung zu führen. Also warum soll der Text nicht lauten „. . . und bewahre uns vor Versuchung­en . . .“? Ebenso denke ich bei der zentralen Bitte „Unser täglich Brot gib uns heute“nicht an das Abendmahl (ich bin evangelisc­h), sondern erbitte von Gott ein auskömmlic­hes Leben für mich, die Meinen und möglichst alle Menschen. Die deutsche Sprache bietet alle Möglichkei­ten, um auch in Nuancen genau auszudrück­en, was der Verfasser dieses Gebets sagen wollte. Missverstä­ndnisse und Fragen sollten gerade beim einfachen, „kindlichen“Beter nicht aufkommen. Dass der Papst daran zu arbeiten beginnt, ist gut, und hier bin ich auch für gemeinsame Anstrengun­gen aller christlich­en Konfession­en.

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