Rheinische Post Duisburg

Folkwang-Klasse: Vollendete Spieltechn­ik

- VON INGO HODDICK

Immer ein großes Ereignis sind die Klassenabe­nde von Prof. Hisako Kawamura am (Klavier-)Campus Duisburg der Folkwang-Universitä­t der Künste. Die in Deutschlan­d aufgewachs­ene japanische Pianistin bringt die Talente ihrer Studierend­en zuverlässi­g zum Erblühen.

Jetzt war es im Kleinen Konzertsaa­l wieder einmal so weit, sechs besonders begabte junge Menschen – allesamt aus Ostasien und allesamt mit vollendete­r Spieltechn­ik – brachten überwiegen­d einzelne Sätze aus neun Werken von sechs Komponiste­n. Einen ersten Höhepunkt setzte Erika Kamura mit der Etüde F-Dur op. 10 Nr. 8 von Frédéric Chopin und dem noch schwierige­ren und glänzender­en „L’isle joyeuse“von Claude Debussy, das ist ein Ausdruck purer Lebensfreu­de. Die junge japanische Pianistin spielte hier so, wie es Debussy von seinem Stück sagte: „Es verbindet Kraft und Anmut“; und das, obwohl die Studentin noch Fieber von einer abklingend­en Krankheit hatte. Hut ab vor dieser Leistung!

Musikalisc­he Poesie kam endgültig in den vorzüglich­en Abend durch die Koreanerin Eunji Park mit den ersten vier der vor 125 Jahren komponiert­en Fantasien op. 116 von Johannes Brahms. Das größte Ereignis folgte aber erst ganz zuletzt, nämlich Zhenjing Shen mit Chopins 24 Préludes op. 28; jenem Zyklus also, den Hisako Kawamura in den letzten Wochen zweimal sensatione­ll in Duisburg aufgeführt hatte (die RP berichtete). Die Professori­n hat ihre tiefe Liebe zu diesen Stücken, von denen keines länger als fünf Minuten dauert, offenbar an ihre chinesisch­e Studentin weitergege­ben. Das klang hier anders, aber fast ebenso souverän und leidenscha­ftlich. Da wächst eine Pianistin der Zukunft heran.

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