Aus dem Tierheim ins Büro
Dank eines ehrenamtlichen Projekts können ab sofort zertifizierte Hunde mit zur Arbeitsstelle genommen werden.
Maya legt sich ganz brav neben den Schreibtisch. Als Belohnung gibt es ein Leckerli für die Hündin, ein Labrador-Weimaraner-Mix. Im Büro des Tierheims fühlt sich die Dreijährige trotz des laufenden Betriebs nicht gestresst – eine Eigenschaft, die die Vermittlung erleichtern kann. Immer wieder, erzählt Tierheimleiter Daniel May, gibt es Interessenten, die Hunden gerne ein neues Zuhause bieten würden, es aus zeitlichen, aus beruflichen Gründen aber nicht können. Deshalb freut sich May über nun gestartete Zusammenarbeit mit einem Mülheimer Ausbildungszentrum für Büro- und Besuchshunde, dass Stefanie Richter und Marc Engelhardt betreiben. „Das ist eine ganz tolle Sache“, so May.
Engelhardt hat als Trainer ein Prüfverfahren mit Leitlinien entwickelt. Damit ist es, den Mitarbeitern des Tierheims nun möglich, zu erkennen, welche Vierbeiner geeignet sind, mit zur Arbeit genommen zu werden oder etwa in Pflegeheimen und Kindergärten eingesetzt zu werden. Bei Hunden wie Maya gibt es nach einer erfolgreichen Vermittlung einen Trainingsgutschein, der innerhalb von sechs Monaten eingelöst werden kann, aber nicht werden muss.
Das Coaching findet dann am jeweiligen Arbeitsplatz oder im Aus- bildungszentrum statt. „Wichtig ist, dass die Hunde im Büro entspannen können, keinen Kunden melden oder Postboten stellen, sondern einfach liegen bleiben“, erklärt Stefanie Richter. Normalerweise kostet so ein Training Geld, ab 75 Euro für eine Einzelstunde. Bei Hunden des Duisburger Tierheims wollen Engelhardt und Richter aber keinen Cent haben. „Klar ist aber, dass Hunde wie Maya auch einfach so vermittelt werden können und wir nicht da- rauf warten, dass jemand kommt, der sie auch mit zur Arbeit nimmt“, sagt May. Er betont bei aller Freude über das Projekt, dass das Wohl des Tiers auch hier immer im Vordergrund steht. „Wir schauen ganz genau, ob Interessenten für Bürohunde auch einen Plan B haben. Was ist, wenn das Tier aufgrund einer Geschäftsreise oder eines Jobwechsels nicht oder nicht mehr mitgenommen werden kann? Es darf nicht passieren, dass ein Hund dann wie- der zurück ins Tierheim muss.“Das Ausbildungszentrum kann in solchen Fällen aushelfen, kooperiert mit Hundetagesstätten. Am besten ist es, wenn alles glatt läuft und der Vierbeiner mit zur Arbeit darf. Das, erzählt Richter, ist für die jeweiligen Besitzer nicht nur praktisch. Allein die Anwesenheit habe außerdem noch eine beruhigende Wirkung – auch für die Kollegen am Arbeitsplatz. „Dazu gibt es wissenschaftliche Studien.“