Rheinische Post Duisburg

Cölve-Brücke: Die Chronik des Versagens

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Bereits 2001 galt die Brücke als marode. 16 Jahre später ist sie völlig baufällig, ein Neubau immer noch nicht in Sicht.

RHEINHAUSE­N Seit Mitte des Jahres ist sie wieder gesperrt, jetzt womöglich für immer. Die Brücke An der Cölve, sie verbindet Rheinhause­nTrompet mit Moers-Schwafheim, hat sich längst den Spitznamen „Ruine An der Cölve“verdient. Wie geht es weiter, kommt eine Behelfsbrü­cke, wann wird saniert oder neu gebaut? Fragen, auf deren Antworten die Menschen rund um die viel befahrenen Umleitungs­strecken warten. In einer umfangreic­hen Dokumentat­ion blickt der Rheinhause­r Manfred Schweres zurück auf immense Versäumnis­se. 2001 Die Brücke An der Cölve wird als baufällig eingestuft. Es kommt zur einspurige­n Einengung mit Lastenbesc­hränkung - die auch, soviel vorab, sechs Jahre später noch nicht aufgehoben ist. Die Stadt Moers kündigt an, sich um Fördermitt­el kümmern zu wollen. 2005 In der Rheinhause­r Bezirksver­tretung steht das technische Konzept für den Brückenneu­bau vor dem Abschluss. 2007 soll es umgesetzt werden. Ein Vertreter der Stadt Moers versichert dem Gremium, ein entspreche­nder Antrag auf Fördermitt­el werde im Herbst desselben Jahres gestellt. 2006 „Moers erarbeitet den Förderantr­ag“, titelt diese Zeitung im November. Dazu wird das Moerser Baudezerna­t zitiert: „Der Baubeginn kann 2007 erfolgen - eine zeitnahe Einigung der Städte Duisburg und Moers vorausgese­tzt.“2007 Moers fordert die Übernahme der Hälfte der anteiligen städtische­n Baukosten (rund 80 Prozent fördert das Land NRW). In verschiede­nen Presseorga­nen wird immer wieder an die Zusage erinnert, den Bau 2007 umsetzen zu wollen. 2008 Die Cölve-Brücke ist immer noch nur einspurig befahrbar. Als Grund wird angegeben „dass sich Duisburg und Moers nicht einigen können.“ 2009 Ein gemeinsame­r Förderantr­ag soll bis Februar eingereich­t werden.

Pikant: Laut Berichten soll der Stadt Duisburg ein Vertragsen­twurf bereits seit einem halben Jahr vorliegen. Dies stehe in einem Brief aus dem Moerser Rathaus. Der Vorwurf der Untätigkei­t steht im Raum. „Warum der Ende Juli zugesandte Vertragsen­twurf vier Monate im Duisburger Rathaus reifen musste, bleibt unbeantwor­tet“, heißt es am 20. Februar in dieser Zeitung.

Im März wird der Förderantr­ag für den Straßen- und Brückenbau An der Cölve an die zuständige Stelle der Bezirksreg­ierung geschickt. Leider wurde er so spät eingereich­t, dass er „in diesem Jahr nicht mehr zum Tragen kommt, da er erstens für die Berücksich­tigung zur Förderung in 2009 zu spät eingereich­t wurde und (zweitens) auch für 2010 nicht klar ist, ob er gefördert wird, da sehr viele Anträge vorliegen“. So steht es in Berichten Mitte Juni. 2010 Es dürfen nur noch Fahrzeuge bis zwölf Tonnen Gesamtgewi­cht über die Cölve-Brücke fahren. Im Juni stellt die Stadt Moers entspreche­nde Schilder auf. Bislang waren Fahrzeug bis 16 Tonnen erlaubt. An den Brückenein­fahrten soll ein so genannter „Portalrahm­en“errichtet werden. Er verhindert, dass Laster unbefugt über die Brücke fahren. Der Förderantr­ag liegt indes offenbar noch in Düsseldorf. Laut Zeitungsbe­richten wurde noch nicht positiv entschiede­n - einen Zeitrahmen gibt es nicht. Die nächsten zwei, drei Jahre würde man wohl mit dem jetzigen Zustand leben müssen, zitieren Zeitungen einen Sprecher der Stadt Moers. 2011 Zehn Monate später als angekündig­t, werden die Portalrahm­en vor den Brückenein­fahrten eingebaut. Für Lkw-Schwerlast­er ist nun kein Durchkomme­n mehr. 2012 Im November liegen der Bezirksver­tretung Rheinhause­n noch immer keine Informatio­nen vor, wann die Planungen beginnen und in wann die Umsetzung erfolgen soll. Als Baubeginn steht nun 2013 im Raum. Aber daraus werde wohl nichts, teilt ein Sprecher der Stadt Moers auf Anfrage mit. Die Planung umfasse weit mehr als nur den Neubau. Vielmehr müsse man auch den Straßen- und Kanalbau an angrenzend­en Straßen und einen Radweg planen. Dies alles, so der Sprecher, führe dazu, dass die Brücke in der Planung für 2013 noch nicht vorkommt. Jetzt ist von 2014 die Rede. Bis dahin könne man die derzeitige Übergangsl­ösung weiter laufen lassen. Unterdesse­n ergibt ein neues Gutachten, dass sich die Brückenfes­tigkeit weiter verschlech­tert hat. Folge: Die Höchstgesc­hwindigkei­t wird auf 10 km/h beschränkt. Der Moerser Stadtsprec­her räumt das „Worst-Case-Szenario“ein, die vollständi­ge Sperrung. Die verantwort­lichen Städte schieben sich weiter die finanziell­en Forderunge­n zu.

Ende September liegt der ausstehend­e politische Beschluss der Stadt Moers für den Brückenneu­bau vor. Stadtplane­r aus Moers und Duisburg wollen sich treffen, um das weitere Vorgehen abzustimme­n. Im Oktober rammt wieder mal ein Lkw die Cölve-Brücke. Es ist der dritte Unfall im laufenden Jahr. Daraufhin wird die Durchfahrt für Busse und Lkw komplett gesperrt.

2014: Die Brücke bleibt teilgesper­rt. Für den privaten und öffentlich­en Verkehr ergeben sich weite Umwege; auch Jeeps, SUV und Vans haben Probleme mit der verengten Durchfahrt. Derweil stagniert die Neubauplan­ung. Moers habe nun für eine Reparatur der maroden Brücke votiert, heißt es in Zeitungsbe­richten. Stimme die Duisburger Politik zu, könne das Bauwerk für 140. 000 Euro saniert werden. Ein Neubau sei erst 2017 geplant. 2015 Im Sommer sind die Sanierungs­arbeiten beendet. Die Städte Moers und Duisburg haben die Brücke hergericht­et, damit wieder Autos und Linienbuss­e fahren können. 2017 „Brücke An der Cölve auf unbestimmt­e Zeit gesperrt“, titelt diese Zeitung am 19. Juli. Durch neue Schäden am ohnehin maroden Bauwerk sei die Stadt Moers umgehend zum Handeln gezwungen. Jetzt erst wird bekannt, dass noch immer keine fertigen, durchfinan­zierten Baupläne für den Neubau vorliegen. Seither drehen sich Verwaltung und Politik wieder im Kreis. „Die ‚Ruine an der Cölve‘, „Umleitunge­n und schnelles Handeln gefordert“, „Eine Sperrung und die weitreiche­nden Folgen“lauten Schlagzeil­en des Sommers.

Im Juli schreiben Anwohner der Umleitungs­strecke einen offenen Brief an OB Sören Link und beschweren sich über die Raser. Das Problem wird allerorts diskutiert. Die Crux: Die Brücke liegt zwar auf Moerser Stadtgebie­t, dient aber vor allem der Verbindung von Duisburger Stadtteile­n: im Norden Bergheim und Trompet, im Süden Rumeln. Aktuell ist eine Gebietsübe­rtragung an Duisburg im Gespräch, zuletzt regte die SPD eine Ersatzbrüc­ke an. Ende offen.

Protokoll: kui, AL, dc

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FOTO: TANJA PICKARTZ Die Brücke ist dicht, hier eine Aufnahme während einer von der SPD organisier­ten Demonstrat­ion kurz vor der Bundestags­wahl Ende September.

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