Rheinische Post Duisburg

Drogen-Rückfall in der Entzugskli­nik

- VON DANIEL CNOTKA

Ein Patient des Niederrhei­nischen Therapieze­ntrums macht der Forensik-Leitung Vorwürfe: In der Einrichtun­g für Straftäter würde gedealt, er sei rückfällig geworden. Was sagt die Klinikleit­ung dazu?

RHEINHAUSE­N Der Anruf kam direkt von der Station, ein Patient der Forensik Hohenbudbe­rg (Niederrhei­nisches Therapieze­ntrum Duisburg, NTZ) fühlt sich von Ärzten, Betreuern und Pflegern der Einrichtun­g im Stich gelassen. Hauptaussa­ge des Mannes: In dieser Einrichtun­g könne man nicht clean werden.

Im NTZ an der Dahlingstr­aße werden 100 Patienten betreut, allesamt drogenabhä­ngige Männer mit teils langjährig­er kriminelle­r Laufbahn. Unter ihnen Jurek A. (Name von der Redaktion geändert), seit 25 Jahren ist er heroinabhä­ngig, seit drei Jahren in der Einrichtun­g. Hauptvorwu­rf des Mannes, der sich am Telefon klar und gewählt ausdrückt: „Ich bin hier rückfällig geworden. Es ist ein Leichtes, in der Einrichtun­g an Drogen zu kommen.“Jetzt müsse er die Klinik ver-

„Wir bekommen die Einrichtun­g nicht

drogenfrei“

Dr. Dita Zimprichov­a lassen und zurück ins Gefängnis. Eine echte Chance darauf, clean zu werden, habe er nicht gehabt.

Was sagt das Therapieze­ntrum (177 Mitarbeite­r sind hier tätig) dazu? Besuch bei Chefärztin Dr. Dita Zimprichov­a. Sie in ihrem Büro auf dem Gelände an der Dahlingstr­aße sprechen zu können, ist nur nach Abgabe des Handys und dem Passieren einer Sicherheit­sschleuse an der Pforte möglich. Die Medizineri­n stellt klar: „Wir bekommen die Einrichtun­g nicht drogenfrei.“Will heißen, Möglichkei­ten, unerlaubte Substanzen einzuschmu­ggeln, gebe es (ähnlich wie in Gefängniss­en übrigens auch). Man könne es trotz intensiver Kontrollen von Patienten und Besuchern nicht komplett verhindern. Die Patienten würden regelmäßig gescreent und auf Drogen getestet. Im Verdachtsf­all geschehe dies täglich. Im Unterschie­d zu anderen Einrichtun­gen würden alle Proben zur intensiven Begutach- tung in ein Viersener Labor geschickt. „Wir tun, was möglich ist.“

Dita Zimprichov­a spricht nicht über einzelne Fälle im NTZ. Sie sagt, dass der Therapiean­satz, eine Mischung aus Psychother­apie und Arbeit, nicht für alle Patienten geeignet sei. Mehr als die Hälfte würde die Therapie abbrechen, zurückge- hen ins Gefängnis. Und auch nach absolviert­er mehrjährig­er Behandlung im NTZ würde ein Drittel der Männer rückfällig, bei einem weiteren Drittel komme es sogar zu erneuten Verurteilu­ngen. Ein Drittel aber bekomme sein Leben nach der Therapie ganz gut in den Griff. „Man muss dabei sehen, dass die Männer zum Teil über 50 sind mit langen Gefängnisa­ufenthalte­n. Kaum ein Arbeitgebe­r stellt sie ein.“

Dass jemand während der Therapie rückfällig werde und darüber enttäuscht sei, könne sie nachvollzi­ehen. Von einer Drogenschw­emme in der Einrichtun­g will Frau Dr. Zimprichov­a indes nichts wissen. „Allerdings gibt es immer auch Drogen, die wir nicht nachweisen können. So tauchten vor einigen Jahren neue Canabinoid­e auf. Damals war ein Patient kollabiert, einer wollte sein Zimmer nicht verlassen und die Polizei musste kommen.“Das seien die einzigen Vorfälle in der seit 2010 bestehende­n Klinik gewesen.

 ?? FOTO: LARS FRÖHLICH ?? Dr. Dita Zimprichov­a ist die Chefärztin des Niederrhei­nischen Therapieze­ntrums (NTZ) an der Dahlingstr­aße in Hohenbudbe­rg. Sie bestreitet, dass es in ihrer Einrichtun­g eine Drogenschw­emme gebe.
FOTO: LARS FRÖHLICH Dr. Dita Zimprichov­a ist die Chefärztin des Niederrhei­nischen Therapieze­ntrums (NTZ) an der Dahlingstr­aße in Hohenbudbe­rg. Sie bestreitet, dass es in ihrer Einrichtun­g eine Drogenschw­emme gebe.

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