Drogen-Rückfall in der Entzugsklinik
Ein Patient des Niederrheinischen Therapiezentrums macht der Forensik-Leitung Vorwürfe: In der Einrichtung für Straftäter würde gedealt, er sei rückfällig geworden. Was sagt die Klinikleitung dazu?
RHEINHAUSEN Der Anruf kam direkt von der Station, ein Patient der Forensik Hohenbudberg (Niederrheinisches Therapiezentrum Duisburg, NTZ) fühlt sich von Ärzten, Betreuern und Pflegern der Einrichtung im Stich gelassen. Hauptaussage des Mannes: In dieser Einrichtung könne man nicht clean werden.
Im NTZ an der Dahlingstraße werden 100 Patienten betreut, allesamt drogenabhängige Männer mit teils langjähriger krimineller Laufbahn. Unter ihnen Jurek A. (Name von der Redaktion geändert), seit 25 Jahren ist er heroinabhängig, seit drei Jahren in der Einrichtung. Hauptvorwurf des Mannes, der sich am Telefon klar und gewählt ausdrückt: „Ich bin hier rückfällig geworden. Es ist ein Leichtes, in der Einrichtung an Drogen zu kommen.“Jetzt müsse er die Klinik ver-
„Wir bekommen die Einrichtung nicht
drogenfrei“
Dr. Dita Zimprichova lassen und zurück ins Gefängnis. Eine echte Chance darauf, clean zu werden, habe er nicht gehabt.
Was sagt das Therapiezentrum (177 Mitarbeiter sind hier tätig) dazu? Besuch bei Chefärztin Dr. Dita Zimprichova. Sie in ihrem Büro auf dem Gelände an der Dahlingstraße sprechen zu können, ist nur nach Abgabe des Handys und dem Passieren einer Sicherheitsschleuse an der Pforte möglich. Die Medizinerin stellt klar: „Wir bekommen die Einrichtung nicht drogenfrei.“Will heißen, Möglichkeiten, unerlaubte Substanzen einzuschmuggeln, gebe es (ähnlich wie in Gefängnissen übrigens auch). Man könne es trotz intensiver Kontrollen von Patienten und Besuchern nicht komplett verhindern. Die Patienten würden regelmäßig gescreent und auf Drogen getestet. Im Verdachtsfall geschehe dies täglich. Im Unterschied zu anderen Einrichtungen würden alle Proben zur intensiven Begutach- tung in ein Viersener Labor geschickt. „Wir tun, was möglich ist.“
Dita Zimprichova spricht nicht über einzelne Fälle im NTZ. Sie sagt, dass der Therapieansatz, eine Mischung aus Psychotherapie und Arbeit, nicht für alle Patienten geeignet sei. Mehr als die Hälfte würde die Therapie abbrechen, zurückge- hen ins Gefängnis. Und auch nach absolvierter mehrjähriger Behandlung im NTZ würde ein Drittel der Männer rückfällig, bei einem weiteren Drittel komme es sogar zu erneuten Verurteilungen. Ein Drittel aber bekomme sein Leben nach der Therapie ganz gut in den Griff. „Man muss dabei sehen, dass die Männer zum Teil über 50 sind mit langen Gefängnisaufenthalten. Kaum ein Arbeitgeber stellt sie ein.“
Dass jemand während der Therapie rückfällig werde und darüber enttäuscht sei, könne sie nachvollziehen. Von einer Drogenschwemme in der Einrichtung will Frau Dr. Zimprichova indes nichts wissen. „Allerdings gibt es immer auch Drogen, die wir nicht nachweisen können. So tauchten vor einigen Jahren neue Canabinoide auf. Damals war ein Patient kollabiert, einer wollte sein Zimmer nicht verlassen und die Polizei musste kommen.“Das seien die einzigen Vorfälle in der seit 2010 bestehenden Klinik gewesen.