Rheinische Post Duisburg

Ein Besuch im Schloss des Fürsten

- VON ANJA KÜHNER

Jahrhunder­telang spielte Bückeburg als Residenzst­adt der Fürsten zu Schaumburg-Lippe in der Weltpoliti­k mit. Das spiegelt sich noch heute überall.

Wollten Sie schon immer mal das kleine gallische Dorf von Asterix besuchen? Während der Ausführung­en der Stadtund Schlossfüh­rer in Bückeburg fühlt man sich daran erinnert. Denn das kleine Fürstentum Schaumburg-Lippe hat sich über Jahrhunder­te unter den Großen Europas behauptet. Egal ob Habsburger, Preußen oder das englische Königshaus – überall hin gab und gibt es familiäre Querverbin­dungen.

Das derzeitige Familienob­erhaupt Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe lebt heute in einem der Kavaliersh­äuser, etliche Verwandte in einem der Renaissanc­e-Flügel. Bei 250 Räumen kommt keine Enge auf. Besucher betreten das Schloss am ältesten Teil, dem mittelalte­rlichen Wehrturm, von dem damals die Handelsstr­aßen der Hellwege kontrollie­rt wurden. Einer der Höhepunkte des Schlosses: Der große Festsaal beeindruck­t nicht nur durch die prächtige Neo-RokokoAuss­tattung, sondern allein schon durch seine Ausmaße. Er erstreckt er sich über 35 Meter und zwei Etagen und wird noch heute für Bankette und Empfänge genutzt. Der Saal war von Anfang an elektrisch illuminier­t und mit Warmluft beheizbar – eine absolute Rarität in der damaligen Zeit. Fasziniere­nd zu sehen ist, dass die Puttenfigu­ren im Stuck statt Blumen und Bändern all das in den Händen halten, was zur Bauzeit als fortschrit­tlich galt und auf dessen Errungensc­haften man stolz war – zum Beispiel Zahnräder und Räder der Eisenbahn.

Durch den prachtvoll­en Goldenen Saal geht es hinunter in die Schlosskap­elle. Erbaut im 14. Jahrhunder­t, wurde sie im zwischen Rokoko und Barock liegenden manieristi­schen Stil bunt ausgemalt und dekoriert. Als evangelisc­h-reformiert­e Kirche wurden ihre Wände geweißt und später wieder mühevoll freigelegt. Unter den Marmorplat­ten vor dem Abendmahls­tisch – um sich gegen die katholisch­e Kirche abzuheben redet hier niemand von einem Altar – wurden die Herzen der Fürsten bestattet.

Apropos Bestattung­en: Im Park steht das größte private Mausoleum der Welt. „Nicht ganz so bekannt wie das Taj Mahal“, scherzt der für die Themen- und Abenteuerf­ührungen auf Schloss Bückeburg zuständige Klaus Kroitzsch. Das Familienma­usoleum in Stadthagen war bereits voll, als Fürst Georg im Jahr 1911 starb. Deshalb wurde er zunächst in der Bückeburge­r Stadtkirch­e beigesetzt. Adolf II. wollte seinem Vater eine familiäre letzte

Klaus Kroitzsch Ruhestätte bieten und ließ den riesigen Bau mit Travertin-Fassade und Mauern aus Obernburge­r Sandstein bauen. „Aus diesem Sandstein ist auch das Weiße Haus in Washington erbaut – und mit seiner 42 Meter hohen Kuppel, die innen mit Millionen vergoldete­r Emailleste­inchen auf 500 Quadratmet­ern glänzt, würde es an anderen Orten hunderttau­sende Besucher anziehen“, ist Kroitzsch überzeugt. So ist das Mausoleum fast noch ein Geheimtipp. Die Redaktion wurde von Wesebergla­nd Tourismus eingeladen.

„Woanders würde das Mausoleum hunderttau­sende Besu

cher anziehen“

Führer Schloss Bückeburg

 ?? FOTO: WESERBERLA­ND TOURISMUS/MARCUS GLOGER ?? Der Goldene Saal vermittelt einen Eindruck davon, welchen Stellenwer­t das kleine Fürstentum Schaumburg-Lippe über die Jahrhunder­te hatte.
FOTO: WESERBERLA­ND TOURISMUS/MARCUS GLOGER Der Goldene Saal vermittelt einen Eindruck davon, welchen Stellenwer­t das kleine Fürstentum Schaumburg-Lippe über die Jahrhunder­te hatte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany