Clara Blessings sensationelles Konzertexamen gefeiert
Werke des deutschen Hochbarock erklangen jetzt im Kleinen Konzertsaal der Folkwang-Universität.
Der Abend dauerte kaum eine Stunde, enthielt aber außergewöhnlich viel Substanz. „Alte Musik“ist neben „Klavier“und „Kammermusik“einer der drei Fachbereiche am Campus Duisburg der FolkwangUniversität der Künste (die RP berichtete). Schon dass das seit einiger Zeit bestehende Studierendendensemble FolkwangBAROCK, einstudiert vom Folkwang-BarockcelloDozenten Markus Möllenbeck, hier drei erstklassige Werke des deutschen Hochbarock auf höchstem Niveau aufführte, war ein bemerkenswertes und bewegendes Ereignis. Ha-Na Lee und Teodora Erakovic (Violine), Tania Cornejo (Viola), Salome Ryser (Violoncello), Ioannis Babaloukas (Violone, also barocker Kontrabass) und Lisa Schäfer (Cembalo) spielten historisch kompromisslos, traumverloren schön und jugendlich lebendig. Sie rahmten mit der Sonate für zwei Violinen, Viola und Basso continuo d-Moll FWV N:d3 von Johann Friedrich Fasch und der womöglich noch einfallsreicheren Sonate für dieselbe Besetzung G-Dur op. 5 Nr. 4 von Georg Friedrich Händel, in der auf die rasante Gigue noch ein bekanntes Menuett folgt.
Fast ausverkauft war der Kleine Konzertsaal hier aber vor allem wegen dem, was zwischen Fasch und Händel kam, nämlich wegen des dann in der Tat sensationellen Konzertexamens der Ausnahmeoboistin Clara Blessing, geborene Geuchen, aus der Klasse von Prof. Michael Niesemann. Sie konzertierte bereits als Solistin und Orchestermusikerin mit führenden Ensembles der Alte-Musik-Szene. Im vergangenen Sommer lief der kammermusikalische Teil ihres Konzertexamens am Folkwang-Campus Essen, jetzt in Duisburg war sie die charismatische, souveräne und detailbewusste Solistin in dem Konzert für Oboe d’amore, zwei Violinen, Viola und Continuo D-Dur BWV 1053R von Johann Sebastian Bach, das ist eine hypothetische Rekonstruktion nach Bachs Kantatensätzen BWV 169,1, 169,5 und 49,1. In Zukunft müssen wir auf die Essener Oboistin in unserer Region weitgehend verzichten, denn schon seit 2016 ist sie Lehrbeauftragte für historische Oboe an der Hochschule für Musik in Würzburg.