Rheinische Post Duisburg

Mit Hüftschwun­g in den Rollstuhl

- VON INGO HODDICK

„Kochen mit Elvis“von Lee Hall war die jüngste Schauspiel-Premiere im ausverkauf­ten Foyer III unterm Dach des Duisburger Theaters. Es wird gekocht, gezickt und auch gesungen, vor allem sehr lebendig geschauspi­elert.

Ein zeitgenöss­isches englisches Stück, uraufgefüh­rt 1998, das auch noch in der deutschen Übersetzun­g von Michael Raab auf sehr britische Art und Weise besticht durch seine schlagfert­igen Dialoge (der Güteklasse „Was machst Du hier?“- „Hier?“- „Nein, in der Westminste­r Abbey“) und durch seinen schwarzen Humor, auch durch seinen unterhalts­amen Tiefgang. Noch einmal kurz zum Inhalt: Dad war ElvisImita­tor. Nach einem Autounfall sitzt er querschnit­tsgelähmt und sprachunfä­hig im Rollstuhl. Mam (43) kommt mit der Situation nicht zurecht, will noch etwas haben von ihrem Leben und trinkt. Ihre Tochter Jill (14) sucht das Heil der Welt im Kochen und im Essen. In diese „Idylle“gerät Stuart (26), gut aussehend und zunächst etwas einfältig wirkend. Mam bringt ihn eines Tages mit nach Hause und kurze Zeit später zieht er bei ihr ein. Doch Jill will die Familie zusammenha­lten und plötzlich überschlag­en sich die Ereignisse. Es geht um Schönheits­ideale und darum, wie alle Menschen gleicherma­ßen nach Liebe suchen.

Duisburgs Schauspiel-Chef Michael Steindl, der auch für die Deutsche Erstauffüh­rung von „Kochen mit Elvis“im Jahr 2000 in Essen verantwort­lich war, hat das Stück jetzt kongenial ins Foyer III gebracht, nutzte jede Gelegenhei­t sowohl für eine Pointe als auch für eine poetische Vertiefung. Dabei half ihm die erstklassi­ge Ausstattun­g von Anja Müller – ihre Kostüme bringen die Figuren zum Leuchten und ihr Bühnenbild macht skizzenhaf­t Küche und Zimmer deutlich, mit zwei Türen plus einer Schrankwan­d, die auch eine Rolle spielt.

Auf der Bühne stehen vier vorzüglich­e Darsteller, die sich bestens mit ihren Rollen identifizi­eren. Es sind die beiden gestandene­n Profis Ulrike Volkers (Mam) und Kai Better- mann (Dad) sowie die aus dem Jugendclub „Spieltrieb“hervorgega­ngenen, angehenden Profis Hannah Joe Huberty (19, als Jill) und Tim Zielke (21, als Stuart). Kai Bettermann kann auch hier wieder seine große Stärke ausspielen, Rockgrößen auf eigene Art zum Leben zu erwecken, in diesem Fall den „King“Elvis Presley. Herrlich etwa, wie er nach dem ersten Song mit einem Hüftschwun­g wieder zurück in den Rollstuhl fällt. Hannah Joe Huberty zeigt uns, dass Kochen und Essen etwas mit Sinnlichke­it und überhaupt mit allem zu tun haben. Grandios auch die Zickenkrie­ge zwischen Mutter und Tochter.

Wir wollen aber nicht alles verraten und empfehlen den Besuch einer der nächsten Aufführung­en. Am 19. Januar ist bereits ausverkauf­t, es gibt aber noch Karten für die Vorstellun­gen am 24. und 31. Januar, 1., 8., 13., 14., 18. und 23. Februar, jeweils um 19.30 Uhr unter karten@theater-duisburg.de.

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FOTO: SASCHA KREKLAU Szene aus „Kochen mit Elvis“mit (v.l.): Ulrike Volkers, Tim Zielke, Hannah Joe Huberty und Kai Bettermann.

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