Risikolos
Zu „Kirche ist politisch“(RP vom 29. Dezember): Wie kann man die Situation der Jahrzehnte in der DDR eingesperrten und von der Stasi total überwachten Menschen mit unserer heutigen freien Gesellschaft in einen Topf werfen. Es haben sich in der DDR einige Kirchenmänner und -frauen gegen den Unrechtsstaat aufgelehnt, dabei ständig mit der Gefahr lebend, selbst im Stasi-Gefängnis zu landen. Das erforderte Herz, Entschlossenheit, eine große Risikobereitschaft und – Mut. Heute von der Kanzel politisch zu schwadronieren, ist absolut risikolos, und Mut braucht es dafür schon gar nicht. Ich bin gerne Katholik, war auch gerne Messdiener. Nur habe ich mit seinen heutigen Vertretern meine Probleme. Wenn ich zur Heiligen Messe gehe, will ich mir keine weiteren aus Tagesschau, Heute, NTV oder RTL zusammengeschriebenen Kommentare anhören. Ich wünsche mir etwas Besinnliches vielleicht sogar Aufbauendes, so dass ich nicht frustriert aus dem Weihnachtsgottesdienst nach Hause gehe. Denn da warten schon die Tagesschau, Heute, N-TV und RTL und alle anderen verfügbaren Medien mit neuen Hiobsbotschaften aus ferner Welt auf mich. Ich bin in Flingern nahe der Liebfrauenkirche aufgewachsen. Die Glocken gehörten zu meinem täglichen Leben. Obwohl, manchmal, am Wochenende, nach einem langen Altstadt-Besuch haben sie mich morgens gestört. Mit Anfang 20 bin ich von Flingern weggezogen, um nach mehreren Jahrzehnten jetzt wieder hier zu wohnen. Jedes Mal, wenn ich nun die Glocken von der Liebfrauenkirche höre, ist das „Heimat“; es sind vertraute Klänge. Ich wäre tief betroffen, wenn nun aus Lärmschutzgründen diese Glocken nicht mehr oder nur noch selten läuten würden.