Rheinische Post Duisburg

SPD-Basis ist in der Groko-Frage tief gespalten

- VON TIM HARPERS

Die Diskussion um eine mögliche Wiederaufl­age der Großen Koalition beschäftig­t die SPD-Basis. In Duisburg gibt es dabei offenbar drei Lager.

Die Duisburger SPD-Basis blickt dem Sonderpart­eitag der Sozialdemo­kraten am kommenden Sonntag mit Spannung entgegen. Noch immer besteht keine Einigkeit darüber, ob die Delegierte­n am Wochenende für oder gegen die Aufnahme von Koalitions­verhandlun­gen stimmen werden. Bärbel Bas, Bundestags­abgeordnet­e für den Duisburger Süden, parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der SPD-Bundestags­fraktion und stellvertr­etende Unterbezir­ksvorsitze­nde, traut sich im Hinblick auf den Sonderpart­eitag keine Prognose zu. „Ich weiß ehrlich nicht, wie die Deligierte­n am Sonntag entscheide­n werden“, sagt sie. „Ich habe in den vergangene­n Wochen den Eindruck gewonnen, dass die Basis in der Koalitions­frage tief gespalten ist.“

Nach dem erfolgreic­hen Abschluss der Sondierung­sgespräche hatte die Groko-Frage in der Partei bundesweit für tiefe Verwerfung­en gesorgt. Vor allem die Jusos, allen voran ihr BundesVors­itzender Kevin Kühnert, hatten sich strikt gegen eine Wiederaufl­age der großen Koalition ausgesproc­hen. Einigkeit besteht offenbar nur darin, dass die SPD selbstbewu­sst auftreten muss, sollte sich der Parteitag für die Aufnahme der Verhandlun­gen ausspreche­n. Beim Treffen der Landes-SPD am vergangene­n Wochenende in der Rheinhause­n-Halle gab es in der Koalitions­frage ebenso kein einheitlic­hes Stimmungsb­ild wie auch schon beim Duisburger Unterbezir­ksparteita­g wenige Wochen zu-

Bärbel Bas vor. Zu den erklärten Gegnern der Großen Koalition zählt bereits seit der Bundestags­wahl Ralf Jäger, Unterbezir­ksvorsitze­nder. Er hatte es schon im September für richtig gehalten, in die Opposition zu gehen.

„Ich glaube, dass es hier derzeit weder für noch gegen die Große Koalition eine Mehrheit gibt“, sagt Bärbel Bas. „Die Basis ist gedrittelt. Ein Drittel ist davon überzeugt, dass wir Regierungs­verantwort­ung übernehmen müssen, ein anderes ist strikt gegen die Neuauflage der großen Koalition. Und der Rest traut sich schlicht und ergreifend nicht zu, abzuschätz­en, welche Entscheidu­ng die richtige für die Zukunft der SPD ist.“

Reiner Friedrich, der Vorsitzend­e des SPD-Bezirksver­bands Rheinhause­n, ist einer von jenen, die für die Aufnahme der Koalitions­verhandlun­gen sind. Er hält es für wichtig, alles zu tun, um einen erneuten Urnengang zu verhindern. „Ich bin immer dafür, zu verhan- deln, wenn am Ende die Inhalte für die SPD stimmen“, sagt er. Vor allem bei der Europapoli­tik sowie bei den wichtigen Themenfeld­ern Pflege und Rente sei es entscheide­nd, dass die Vorstellun­gen der Sozialdemo- kraten zum Tragen kämen. „Ich habe aber gerade hier festgestel­lt, dass es noch große Unterschie­de zu den Forderunge­n der CSU gibt“, meint der Bezirksver­bandsvorsi­tzende.

Auch Sarah Philipp, Ortsverein­svorsitzen­de in Buchholz und Landtagsab­geordnete, ist dafür, zunächst einmal in Verhandlun­gen zu treten. „Wir sollten jetzt erst einmal in Ruhe beobachten, welchen Verlauf die Koalitions­verhandlun­gen nehmen“, sagt sie. Vor allem bei den Themen Rente, Steuer und Bürgervers­icherung erwartet sie, dass sich die SPD durchsetze­n kann.

Damit teilt sie die Auffassung von Bärbel Bas. „Ich habe mir bei den Sondierung­sgespräche­n einmal die Duisburg-Brille aufgesetzt und geschaut, was da für uns dabei ist“, sagt Bas. „Und da gibt es tatsächlic­h einige Punkte, die sehr interessan­t sind. Zum Beispiel die finanziell­en Hilfen für die Kommunen, die vereinbart wurden, und das Pflegepake­t.“Sie glaube, dass diese Themen bei Koalitions­verhandlun­gen weiter ausgearbei­tet werden könnten. „Ich würde es schade finden, wenn wir diese Möglichkei­t von vornherein ausschließ­en.“

„Ich glaube, dass es derzeit weder für noch gegen die Groko eine

Mehrheit gibt“

SPD

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