Rheinische Post Duisburg

Geschäftsl­eute fürchten um Existenz

- VON JULIA HAGENACKER UND KILIAN TRESS

Seit die Cölve-Brücke zwischen Rheinhause­n und Schwafheim wegen Baufälligk­eit gesperrt ist, besuchen deutlich weniger Kunden die Geschäfte entlang der Achse. Die Anlieger fordern eine Behelfsbrü­cke.

MOERS/RHEINHAUSE­N Anwohner und Geschäftsl­eute aus Moers und Rheinhause­n haben gestern gemeinsam vor dem Moerser Rathaus für eine schnelle und unbürokrat­ische Lösung für das Problem „Cölve-Brücke“demonstrie­rt. Die Versammlun­g war bei der Polizei angemeldet. Dabei wollten die Teilnehmer eigentlich gar nicht draußen im Regen stehen: „Ursprüngli­ch hatten wir einen Gesprächst­ermin bei Bürgermeis­ter Christoph Fleischhau­er, aber der ist kurzfristi­g erkrankt“, sagt Gisela Furch, die auf der Duisburger Seite ein Geschäft für Geschenk- und Wohnartike­l betreibt. „Uns ist es aber wichtig, klarzumach­en, dass es so nicht weitergehe­n kann. Wir kämpfen hier alle um unsere Existenz.“

Seit September vergangene­n Jahres ist die 1911 errichtete und zuletzt 1983 sanierte Brücke, die der Stadt Moers gehört, Rheinhause­n und Schwafheim miteinande­r verbindet und über eine der wichtigste­n Güterzugst­recken Deutschlan­ds führt, wegen Baufälligk­eit gesperrt. Seither kämpfen die Geschäfte an der Achse „An der Cölve, Trompeter Straße, Düsseldorf­er Straße“mit massivem Kundenrück­gang. Bis zu 40 Prozent seien bei einigen die Umsätze eingebroch­en, sagt Furch. „Die Leute finden den Weg zu uns einfach nicht mehr.“

Das bestätigt auch Doris Goebel, die im vergangene­n Jahr, drei Wochen, bevor die Brücke zugemacht wurde, auf Moerser Seite ein Atelier eröffnet hatte. „Kunden, die man einmal verloren hat, kommen nicht wieder“, sagt sie.

Für Harro Dahl, Inhaber der Friedhofsg­ärtnerei Blumen Prisma an der Trompeter Straße, ist das Maß schon seit Jahren voll. „Es ist ja nicht nur die geschlosse­ne Brücke“, sagt er. „Wir sind quasi komplett abgeschott­et, zum dritten Mal in den vergangene­n zehn Jahren, denn auf der anderen Seite, im Kreuzungsb­ereich Jägerstraß­e/Kreuzacker/Lange Straße, bauen die Wirtschaft­betriebe Duisburg gerade einen Kreisverke­hr aus.“Die Arbeiten sollen voraussich­tlich bis September dauern. „An der Brücke hängen viele Existenzen. Wir sind alles Angestellt­e und haben Schiss, dass die Firma sich uns nicht mehr leisten kann“, bestätigt auch Ursula Herbst-Neles. Seit 2000 arbeitet sie bei Blumen Prisma. „Und das soll auch gefälligst bis zur Rente so bleiben. Deswegen brauchen wir eine neue Brücke.“

Gar nicht infrage kommt für die auf der Moerser Seite ansässigen Anwohner und Gewerbetre­ibenden, dass das Gebiet der Stadt Duisburg zugeschlag­en wird. Das hatte die Rheinhause­r SPD ins Spiel gebracht, damit der Brücken-Neubau von der Stadt Duisburg ohne die Moerser Behörde organisier­t werden kann. „Sollte ein Grundstück von Schwafheim nach Trompet zugeschlag­en werden, käme das mit einem enormen Wertverlus­t einher. Zudem würden wir anders besteuert werden“, sagt Volker Scheithaue­r. „Sogar die Müllabfuhr ist teurer“. Nicht zu unterschät­zen sei auch der Mehraufwan­d durch Behördengä­nge.

Um die Zeit bis zum Neubau zu überbrücke­n, fordern die Anlieger deshalb einer Behelfsbrü­cke. Die Stadt Moers hat das bislang abgelehnt. Die Wiederhers­tellung der Überfahrt werde damit nicht wesentlich schneller als mit einem Neubau möglich sein, heißt es. Für provisoris­che Maßnahmen würden jedoch zusätzlich erhebliche Kosten anfallen. Heinz Walterdorf bezweifelt das.

Der Duisburger hatte früher eine führende Position im Hüttenwerk Rheinhause­n. „Technisch ist das alles machbar“, sagt er. „Allein die Fundaments­ituation muss geklärt werden.“

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RP-FOTO: C. REICHWEIN Die Anlieger fordern eine Behelfsbrü­cke. Mit einem großen Plakat machten sie gestern vor dem Moerser Rathaus auf sich aufmerksam.

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