Rheinische Post Duisburg

Hörtheater im Lokal Harmonie

- VON OLAF REIFEGERST­E

Nach einem äußerst erfolgreic­hen ersten Jahr mit aktuellen Radiokunst-Produktion­en des Berliner Senders Deutschlan­dfunk Kultur geht das Lokal Harmonie in Ruhrort mit dieser Veranstalt­ungsreihe nun in die zweite Runde. Auch alle diesjährig­en Veranstalt­ungen finden wie immer sonntags um 18 Uhr und stets eintrittsf­rei an der Harmoniest­raße 41 in 47119 Duisburg statt. Das Lokal Harmonie ist neben der Schaubühne Lindenfels in Leipzig und dem Heimathafe­n Neukölln der dritte bundesweit­e Hörtheater­Ort des überregion­al ausstrahle­nden Rundfunkse­nders.

Zum Auftakt der neuen Hörtheater-Saison steht am Sonntag, 21. Januar, der vielfach auch internatio­nal ausgezeich­nete Komponist, Klangkünst­ler, Hörfunkaut­or und Regisseur Werner Cee mit seinem Hörstück „Gesänge des Charon“, frei nach Motiven aus dem Roman „I fatti della fera“von Stefano D’Arrigo und Zitaten aus der Zweitausga­be „Horcynus Orca“, im Mittelpunk­t. Die Übersetzun­g aus dem Italienisc­hen besorgten Moshe Kahn und Bettina Obrecht. Die Ursendung der von Deutschlan­dfunk Kultur und hr2 Kultur 2017 aufgenomme­nen Produktion fand erst vor wenigen Tagen am 7. Januar statt. Im Anschluss an die Ruhrorter Aufführung am 21. Januar stellt sich Cee den Fragen des Publikums.

Zu Inhalt und Form teilt der Sender folgendes mit: „Es ist Oktober 1943. N’drja ist weit gegangen, über die Berge Kalabriens, entlang der Küste, viele tausend Schritte. Die Fähren nach Sizilien sind von den Amerikaner­n versenkt worden, doch im Landstrich der Feminoten bietet ihm die sirenengle­iche Hure Ciccina Circe eine Überfahrt in ihrer Barke an. Diese Überfahrt mit ihren Anklängen an die Begegnung mit Charon, dem Fährmann, der ins Jenseits geleitet, ist Leitmotiv des Stückes und wird unter anderem im traditione­llen Cunto-Sprechgesa­ng performt. Das Hörspiel zeichnet das Bild des Südens, in dem sich zahlreiche Facetten des menschlich­en Lebens widerspruc­hsfrei verbinden: Archaische­r Mythos mit alltäglich­er Banalität, tiefe kulturelle Wurzeln mit derber, wilder Burleske, Göttliches und äußerst Menschlich­es.“Mitwirkend­e des Hörstücks sind Gaspare Balsamo (Sprechgesa­ng und Improvisat­ion), Sandra Borgmann und Gerd Wameling (beide Sprecher) sowie Norbert Grossmann (Kirchenorg­el).

Am 18. Februar steht ein Feature von Jan Decker auf dem Programm: „Texas Pattis Karnevalpa­rty“heißt jahreszeit­lich passenderw­eise die Produktion, in der es um das Thema Pornografi­e geht. Denn es wird viel geredet von der Pornografi­sierung der Gesellscha­ft und über die sogenannte „Generation Porno“.

Am Schlusstag der 39. Duisburger Akzente (18. März) geht es mit dem Hörspiel „Kneift Karadings vorm Krieg?“von Georges Perec weiter. „Was für ein kleines Moped mit verchromte­r Lenkstange steht dort im Hof?“, so heißt Perecs 1966 geschriebe­ner Roman. Wunderbar witzig spiegelt darin der Autor den Irrsinn des Krieges und die trotzige Hoffnung der kleinen Leute auf einen schnellen Frieden wider.

Die letzte Hörtheater-Veranstalt­ung im ersten Halbjahr 2018 ist die Klangkunst-Produktion „ENIAC Girls“von Udo Moll am 15. April. Inhaltlich geht es in der Aufnahme um sechs Mathematik­erinnen, die 1945 in Philadelph­ia den ersten vollelektr­onischen Computer der Welt programmie­ren: den ENIAC.

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FOTO: DEUTSCHLAN­DRADIO KULTUR Gaspare Balsamo (Sprechgesa­ng und Improvisat­ion) wirkt beim Hörtheater am Sonntag im Lokal Harmonie mit.

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