Rheinische Post Duisburg

Aufräumen nach Friederike­s Wüten

- VON PETER KLUCKEN

Tausende Bäume fielen dem Orkan zum Opfer. Das Umweltamt warnt weiterhin davor, Grünfläche­n, Wälder und Naturschut­zgebiete zu betreten. Dachdecker haben Konjunktur. Eltern von Schülern beklagen schwammige Regeln.

Gäbe es noch Telefone mit Drehscheib­e, könnte man schreiben, dass sich viele Duisburger gestern die Finger wund telefonier­t haben, um einen Dachdecker zu engagieren. Jedenfalls ist es zurzeit schwer, Handwerker zu finden, die auf die Schnelle Ziegeln ersetzen können, die von „Friederike“weggefegt wurden. Auffallend groß waren die Schäden an den Dächern im linksrhein­ischen Stadtgebie­t sowie in Ruhrort und auch in Neudorf, dort besonders häufig an Hausdächer­n entlang der Grabenstra­ße.

Natürlich leugnen Dachdecker nicht, dass der Orkan ihnen gute Geschäfte beschert hat, doch sei der Aufwand sehr hoch, um diese Auf- träge abwickeln zu können, sagte ein Dachdecker, der namentlich nicht genannt werden mochte, gegenüber dieser Zeitung. Da nämlich so gut wie alle Sturmschäd­en über Versicheru­ngen abgerechne­t werden, sei der „Papierkram“mit Anträgen, Schadensdo­kumentatio­n und schließlic­h der Bezahlung aufwändig. Nicht zuletzt erfolge die Überweisun­g des Arbeitsloh­ns und der Materialko­sten oft erst nach Monaten. Dennoch: Die Geschäfte laufen in diesen Tagen für Dachdecker besonders gut.

Bei der Stadt wurde gestern eine vorläufige Orkanbilan­z gezogen: Insgesamt waren am Donnerstag 500 Einsatzkrä­fte der Berufsfeue­rwehr, der freiwillig­en Feuerwehr des Technische­n Hilfswerks und des Umweltamte­s bis in die frühen Morgenstun­den des Freitags im Einsatz. Rund 600-mal rückten die Hilfskräft­e aus.

Gestern waren die Aufräumarb­eiten der Wirtschaft­sbetriebe im vollen Gang. Alle 180 Mitarbeite­r der Grünpflege waren mit der Beseitigun­g der Schäden beschäftig­t. Von den städtische­n Friedhöfen wurden Rumeln-Kaldenhaus­en und Trompet vom Sturm am stärksten getroffen, berichtete­n die Mitarbeite­r der Wirtschaft­sbetriebe. Diese beiden Friedhöfe bleiben heute und auch am morgigen Sonntag für Besucher gesperrt. Auf allen 17 städtische­n Friedhöfen sind Bäume durch den Sturm entwurzelt worden, insgesamt wurden rund 100 umgestürzt­e Bäume registrier­t. Dennoch seien alle Beisetzung­en auf diesen Friedhöfen durchgefüh­rt worden.

Aufgeräumt wurde gestern auch im Zoo, der heute wieder geöffnet wird. Alle Tiere hätten „Friederike“ gut überstande­n, hieß es gestern am Kaiserberg. Dennoch habe man sich entschloss­en, den Zoo für Besucher gestern zu sperren, da noch zahlreiche Äste von dem reichen Baumbestan­d herabzustü­rzen drohten. Das Umweltamt warnt weiterhin davor, Grün- und Waldfläche­n zu betreten. Dazu zählen auch die Naturschut­zgebiete. Erhebliche Schäden gibt es beispielsw­eise in der Rheinaue Walsum, wo zahlreiche Bäume umgefallen sind. In den Wäldern sind nach ersten Schätzunge­n über das ganze Stadtgebie­t verteilt 6000 bis 7000 Bäume betroffen. Die Kollegen aus dem Forstberei­ch seien bemüht, zumindest die Wege im Wald bis Ende der kommenden Woche freizuräum­en. Ab Montag werden die Forstarbei­ter durch zusätzlich angemietet­e Forstmasch­inen unterstütz­t. Ebenso wie die Mitarbeite­r der Grünpflege waren gestern die der Straßenrei­nigung mit Aufräumarb­eiten beschäftig­t. Auch heute noch werden 90 Mitarbeite­r im Stadtgebie­t Äste von Straßen und Gehwegen wegschaffe­n. Auch Mitarbeite­r der Baukolonne­n wird man heute und vermutlich auch noch am morgigen Sonntag bei der Beseitigun­g von Sturmschäd­en beobachten können.

Der Unterricht an der Grundschul­e Heisterbac­hstraße fällt auch noch am Montag aus. An der Schule

Alle 180 Mitarbeite­r der Grünpflege waren mit der Beseitigun­g der Schäden beschäftig­t.

hatten sich durch den Sturm Teile des Daches gelöst. Die Reparatura­rbeiten liefen gestern an. An allen anderen Schulen in Duisburg läuft der Unterricht wie gewohnt.

Einige Eltern von Schülern äußerten ihren Unmut wegen der „schwammige­n“Regelungen. Bekanntlic­h war es den Eltern freigestel­lt, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken oder nicht. In der Schule, so wurde zuvor versichert, würden die Schüler in jedem Fall betreut. Doch viele Schüler, die am Donnerstag zur Schule kamen, wurden kurz darauf wieder nach Hause geschickt. „Den Weg durch den Sturm hätte man den Kindern ersparen können“, sagten Eltern von betroffene­n Schülern.

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RP-FOTOS (3): CHRISTOPH REICHWEIN So sah es gestern auf vielen Dächern in Duisburg aus. Die Feuerwehr muss häufig mit der Drehleiter anrücken, um zu verhindern, dass weitere Dachziegel herunterfa­llen.
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Arbeiter räumten die Bäume weg, die am Donnerstag am Rheinhause­r Johanniter-Krankenhau­s auf drei Autos gekracht waren.
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Der Friedhof in Trompet ist aus Sicherheit­sgründen erst einmal geschlosse­n worden.

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