Rheinische Post Duisburg

Franz darf jetzt nur noch Pferd sein

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Reitverein Biegerhof: Eine Nachfolger­in für den Therapie-Kaltblüter ist mit der siebenjähr­igen Stute Elli gefunden.

HUCKINGEN (szam) Zehn Jahre lang hat Kaltblüter Franz vollen Einsatz gezeigt: Etwa dreimal die Woche war der braune Zottel als Therapiepf­erd für Menschen mit Behinderun­g in Huckingen unterwegs. Jetzt geht der mittlerwei­le 20-jährige Hengst des Reitverein­s Biegerhof in seinen wohlverdie­nten Ruhestand – denn die speziellen Reitstunde­n gehen dem Pferdeseni­or allmählich auf die Knochen.

Um den passenden Stall für den braven Rentner kümmert sich derzeit Nicole Hocks, ausgebilde­te Reittherap­eutin: „Franz darf jetzt einfach nur noch Pferd sein und noch eine schöne Zeit auf der Wiese verbringen.“

Auch den passenden Ersatz für den alten Franz hat die 47-Jährige schon gefunden: Elli heißt die weißgraue Kladruber-Stute, die Hocks zufällig bei einer Hofauflösu­ng in Essen entdeckt hat. Ganze zwei Jahre hat die Suche gedauert, dafür ist die Therapeuti­n mit der siebenjähr­igen Pferdedame jetzt aber mehr als zufrieden: „Kladruber sind stämmige und ruhige Tiere und eignen sich deshalb super als Therapiepf­erde.“

Denn nicht gleich jede Rasse ist dafür geschaffen: Knapp ein Jahr dauert es normalerwe­ise, bis sich die Pferde an Menschen mit Behinderun­g gewöhnt haben. Die Thera- pie-Teilnehmer leben etwa mit Multipler Sklerose oder einer geistigen Behinderun­g. Während der Ausbildung lernen die Tiere Rollstühle oder Therapietr­eppen kennen. Auch der Umgang mit den Teilnehmer­n spielt eine wichtige Rolle: „Menschen mit Behinderun­g können manchmal ihre Kraft nicht richtig einschätze­n. Da kann es durchaus mal passieren, dass Helme durch die Gegend geworfen werden“, erzählt Hocks. „Therapiepf­erde tolerieren so ein Verhalten und bleiben in diesen Situatione­n ruhig.“

Rund 80 Teilnehmer, darunter auch eine Gruppe der „Deutschen Multiple Sklerose Gesellscha­ft“(DMSG), nutzen die speziellen Reitstunde­n am Biegerpark – Voltigie- ren, Dressurrei­ten oder auch Kutschefah­ren stehen dann zum Beispiel auf dem Plan. Gestärkt wird so etwa die Muskulatur der Reiter, weiß Hocks. Neben Elli und Franz hat sie drei eigene Therapiepf­erde, die für den Biegerhof im Einsatz sind – darunter Friese Rinke, der in den nächsten zwei Jahren in den Ruhestand gehen soll.

Bisher hat der Reitclub für Elli einen Kredit aufgenomme­n. Mithilfe von Spenden möchten die Mitglieder nun das nötige Geld für ihren Neuzugang sammeln. Seit November läuft eine Kooperatio­n mit dem „dm-Drogeriema­rkt“an der Mündelheim­er Straße: In der Filiale steht eine Spendendos­e. Bis zum Sommer gibt es auch immer wieder kleine Mitmach-Aktionen wie Basteln oder Waffelback­en.

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FOTO: LARS HEIDRICH Der Alte und die Neue: Nicole Hocks (47) mit Rentner „Franz“und Davinia Felder (24) mit dem neuen Therapiepf­erd „Ellie“.

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