Rheinische Post Duisburg

Trumps Wirtschaft­spolitik zielt auf den Augenblick

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Die Chefs großer Konzerne biedern sich gern denen an, die Macht haben, egal, wie skrupellos diese sind. So verziehen sie nicht die Miene über Menschenre­chtsverlet­zungen in Russland oder China, sehen über autoritäre Entwicklun­gen in der Türkei oder Vernichtun­gsfantasie­n im Iran hinweg. US-Präsident Donald Trump, der jetzt in Davos die Friedenssc­halmeien erklingen lässt, ist zwar aus rechtsstaa­tlich einwandfre­ien und demokratis­chen Wahlen hervorgega­ngen und respektier­t bislang die Verfassung. Aber ansonsten ist er nicht gerade der Garant von Freihandel und fairen Wett-

Die Steuerrefo­rm des amerikanis­chen Präsidente­n holt die Konzerne zurück in die Vereinigte­n Staaten – auf Kosten der dortigen Steuerzahl­er.

bewerbsreg­eln. Warum ihn prominente europäisch­e Unternehme­nschefs so hofieren, obwohl seine Zollund Steuerpoli­tik sie so sehr benachteil­igt, bleibt ihr Geheimnis.

Immerhin scheint es, dass die radikale Absenkung der Steuertari­fe die US-Wirtschaft beflügelt. Derzeit wächst sie mit rund drei Prozent, und für 2018 und 2019 sind die Prognosen kaum schlechter. Der DowJones-Index der wichtigste­n Börsenwert­e erreicht fast täglich neue Höchstwert­e, nur der Verfall des Dollars will dazu nicht ganz passen. Bewundern die Konzernche­fs insgeheim Trumps rigide und rücksichts­lose Wirtschaft­spolitik?

Tatsächlic­h begünstigt die Steuerrefo­rm die in den USA beheimatet­en Unternehme­n. Manche wie Apple, die sich bislang recht erfolgreic­h vor Steuerzahl­ungen in Europa drückten, kehren begeistert in die Vereinigte­n Staaten zurück. Schon werden Rufe laut, auch hierzuland­e kräftig die Unternehme­nsteuern zu senken, um das Kapital im Lande zu halten.

Allerdings übersehen solche Stimmen die Kehrseite von Trumps Wirtschaft­spolitik. Alle Experten gehen davon aus, dass selbst die hohen Wachstumsr­aten ein gigantisch­es Defizit in Zukunft nicht verhindern können. So ging auch Reagans Steu- erreform aus. Hinterher musste sein Nachfolger Bill Clinton die Steuerschr­aube wieder anziehen. Zugleich entlastet Trump die Unternehme­n und ihre Eigner auf Kosten der Steuerzahl­er. Denn die Konzerne profitiere­n von der amerikanis­chen Infrastruk­tur, der Rechtssich­erheit und dem Bildungssy­stem. Das könnte durch Trumps Steuergesc­henke im Mitleidens­chaft gezogen werden. Seine unilateral­e Politik ist jedenfalls keine Blaupause für Europa. Wir sollten bei unserem bisher erfolgreic­hen Weg bleiben.

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