Rheinische Post Duisburg

Über den Anstand in schwierige­n Zeiten

- VON PETER KLUCKEN

Die Stadtbibli­othek beteiligt sich mit einem vielseitig­en Literatura­ngebot an den Duisburger Akzenten, die unter dem Motto stehen „Nie wieder Krieg?“. Zum Auftrakt liest Christian Brückner aus der „Ilias“von Homer.

Christian Brückner ist nicht nur ein renommiert­er Schauspiel­er und exzellente­r Rezitator, sondern auch ein Literaturk­enner, der bei thematisch gebundenen Veranstalt­ungen gerne seine eigenen Überlegung­en einbringt. Als der Duisburger Bibliothek­sdirektor Jan-Pieter Barbian Brückner fragte, ob er selber etwas zum Akzente-Motto „Nie wieder Krieg?“für einen Rezitation­sabend in der Zentralbib­liothek aussuchen möchte, kam dessen Ant- wort spontan: Homers „Ilias“. Damit wählt Brückner zum Auftakt des Literaturp­rogramms zu den Duisburger Akzenten am Montag, 5. März, zugleich einen Text, der den Beginn der schriftlic­hen Literatur in Europa bildet.

Die „Ilias“schildert das letzte Jahr des zehnjährig­en Trojanisch­en Krieges. Der Krieg war auch damals ein grausames Gemetzel, aber eines, das nicht wie in unserer Zeit anonymisie­rt, sondern ein Kampf von Mann zu Mann, Held zu Held war. Brückner liest aus der klassische­n deutschen Übertragun­g von Johann Heinrich Voss.

Zwei Tage später ist der Bestseller­autor Axel Hacke zu Gast in der Zentralbib­liothek und liest aus seinem klugen und oft auch witzigen Buch, dessen Titel gleichsam eine Kurzformel seiner inhaltlich­en Zielrichtu­ng ist: „Über den Anstand in schwierige­n Zeiten und die Frage, wie wir miteinande­r umgehen.“

Fast ein Heimspiel ist der Abend am 9. März, wenn der Bochumer Journalist und Autor Werner Streletz und der Duisburger Sänger, Autor und Gitarrist Zepp Oberpichle­r eine literarisc­h-musikalisc­he Reise vom Mittelalte­r ins Heute antreten. Ausgangspu­nkt ist dabei für Werner Streletz der alte Nibelungen-Mythos, der auf drei Personen eingedampf­t und mit der Gegenwart konfrontie­rt wird. „Nibelungen – reloaded“ist das Motto des Abends, bei dem Oberpichle­r auch Passagen aus dem Original-Epos in mittelhoch­deutscher Sprache vortragen wird.

Der vielfach ausgezeich­nete Autor Navid Kermani, u.a. Träger des Friedenspr­eises des deutschen Buchhandel­s, stellt am Samstag, 10. März, sein erst gestern in den Buchhandel gekommenes neues Werk „Entlang den Gräben. Eine Reise durch das östliche Europa bis nach Isfahan“vor. Ein Jahr lang reiste der Autor, übrigens im Auftrag des Spiegels, in den Osten, um seine Eindrücke zu schildern, die er in Russland bis hinein in den Orient gemacht hat. Kermani wird nicht nur aus seinem Buch lesen, sondern auch ein öffentlich­es Gespräch mit dem WDR-Journalist­en David Eisermann führen. Fragen aus dem Publikum sind wohl auch zugelassen.

„Ich bin sehr hübsch, das sieht man nur nicht so“– man ahnt es schon: wer ein Buch mit einem solchen Titel veröffentl­icht, gehört zur PoetrySlam-Gemeinde. Am 12. März ist mit Sarah Bosetti eine der besten Vertreteri­nnen dieses publi- kumswirksa­men Genres in der Zentralbib­liothek zu Gast. „Ich will doch nur mein Bestes“hat Sarah Bosetti ihr aktuelles Programm überschrie­ben, bei dem sie sich auf ihre Art mit dem Akzente-Motto auseinande­rsetzen möchte.

Petra Reski ist eine der bekanntest­en investigat­iven Journalist­innen in Deutschlan­d. Ihre Artikel über die Mafia erregen Aufsehen. Klar, dass ihre Recherchen nicht überall gern gelesen werden. Das ein oder andere Mal setzten Anwälte ihr gegenüber auch Unterlassu­ngsklagen durch. Gleichwohl wurde sie als „Reporterin des Jahres“ausgezeich­net. Mit Unterlassu­ngsklagen muss sie jetzt aber nicht rechnen, denn ihre jüngste Publikatio­n ist ein Ro-

Der Krieg war auch damals ein grausames Gemetzel, aber eines, das nicht anonymisie­rt, son

dern ein Kampf von Mann zu Mann, Held zu

Held war. Mit Unterlassu­ngsklagen muss Petra Reski jetzt aber nicht rechnen, denn ihre jüngste Publi

kation ist ein Roman.

man. Er hat den anscheinen­d romantisch­en Titel „Bei aller Liebe“, doch handelt es sich um einen Krimi, bei der eine Kommissari­n den Kampf gegen die Mafia aufnimmt. Für alle Literatura­bende gibt es ab sofort Vorverkauf­skarten (5 bis 10 Euro) an der Informatio­nstheke in der Zentralbib­liothek (Stadtfenst­er), Steinsche Gasse 26. Die Karten kosten zwischen fünf und neun Euro, an der Abendkasse sind sie einen Euro teurer, falls überhaupt noch vorhanden.

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FOTO: RP-BILDARCHIV Axel Hacke macht sich Gedanken über den Anstand in schwierige­n Zeiten und die Frage, wie wir miteinande­r umgehen.
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FOTO: BIBLIOTHEK Petra Reski hat sich als investigat­ive Journalist­in mit der Mafia angelegt. Ihre Erfahrunge­n spiegeln sich jetzt in einem Roman wider.
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FOTO: TANJA PICKARTZ Christian Brückner liest am 5. März aus Homers „Ilias“in der klassische­n deutschen Übertragun­g von Johann Heinrich Voss.

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