Rheinische Post Duisburg

Mkhitaryan oder: Wenn Träume wahr werden

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Henrikh Mkhitaryan hat nicht nur einen tollen Namen, bei dessen Eingabe sich mitteleuro­päische Finger auf der Computer-Tastatur gern mal verhaken. Er hat auch sehr anschaulic­he Träume. Neulich mal wieder. „Ich habe immer davon geträumt, für den FC Arsenal zu spielen“, sagte er. Und kaum hatte er das gesagt, da ging der Traum auch schon in Erfüllung. Er wechselte von Manchester United nach London.

Vor anderthalb Jahren zog es ihn von Borussia Dortmund in die schöne weite Premier-League-Welt. „Ein Traum wird wahr“, jubelte der Armenier, „ich wollte immer für Manchester United spielen.“

Im Frühjahr 2013 spielte er noch für Schachtjor Donezk. Und es begab sich nach einem wahrschein­lich anstrengen­den Trainingst­ag, dass Mkhitaryan wieder einmal einen Traum hatte. Den Inhalt verriet er im folgenden Sommer. „Es war ein

Der Armenier ist nun Spieler vom FC Arsenal. Davon habe er immer geträumt, sagt er. Das hat er auch nach seinen Engagement­s bei Borussia Dortmund und Manchester United gesagt. Träumen kann er also.

Traum von mir. Mein Herz hat sich für Borussia Dortmund entschiede­n“, versichert­e er. Dass es dabei nur am Rande auch um traumhafte Verdienstm­öglichkeit­en ging, verriet er erst einmal nicht.

Möglicherw­eise fühlt sich Mkhitaryan als dreifacher Martin Luther King („Ich hatte einen Traum“) des Transferwe­sens. Er sorgt auf jeden Fall für moralische Bestleistu­ngen auf einer nach unten offenen Skala.

Sein ehemaliger Dortmunder Vereinskol­lege Pierre-Emerick Aubameyang steht ihm da wenig nach. Der Gabuner träumt zwar nicht so konkret und öffentlich wie Mkhitaryan, dafür ist er ihm in der Fachabteil­ung „Zickereien, die einen Wechsel provoziere­n“ein deutliches Stück voraus. Seinen (Noch-)Arbeitgebe­rn hat er in der Winterpaus­e und den ersten Wochen der Saison überaus erfolgreic­h den letzten Nerv geraubt. Sie werden ihn ziehen lassen, trotz eines von beiden Seiten einst bis zum Jahr 2021 geschlosse­nen Vertrags. Unterschri­ften unter solche Kontrakte gelten längst nur noch als Vereinbaru­ngen über die mögliche Länge der Zusammenar­beit. Eine Bindung leiten die Spieler daraus nicht mehr ab. Und eine moralische Verpflicht­ung schon gar nicht.

Das wäre ohnehin ein bisschen viel verlangt. Selbst die Dortmunder Funktionär­e, die Aubameyang­s Verhalten zu Recht beklagen, fügen sich den Gesetzen des Unterhaltu­ngsgeschäf­ts. Und wenn die ihnen die Möglichkei­t zum Gewinn verschaffe­n, kennen sie natürlich keine überflüssi­gen Bedenken. So haben sie vor knapp fünf Jahren nicht sehr laut gejammert, als Mkhitaryan­s Traum vom Wechsel zum BVB wahr wurde – obwohl der Spieler in Donezk vertraglic­h noch zwei Jahre gebunden war und ein Trainingsl­ager schwänzte, damit der Arbeitgebe­r in der Ukraine verstand, wie ernst es ihm mit der Erfüllung des Traums war. Die Dortmunder waren damals profession­ell, so muss man das wohl sagen. Und sie sind es heute, diesmal zähneknirs­chend.

Weniger profession­ell verhalten sich die Funktionär­s-Kollegen beim anderen großen Verein aus Westfalen. Die Schalker Führung stellt Leon Goretzka als eine Art Vaterlands­verräter an den Pranger. Dabei hat der es lediglich gewagt, nach Ablauf seines Vertrags mit Schalke zum FC Bayern zu wechseln. Er hat weder gezickt wie Aubameyang noch von Träumen gefaselt wie Mkhitaryan. Das Schalker Management behandelt ihn aber so. Das ist schlechter Stil und scheinheil­ig zugleich. Als Goretzka 2013 aus Bochum kam, hat schließlic­h auch kein Schalker Manager über selbstsüch­tige Karrierepl­äne genölt.

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