Rheinische Post Duisburg

Welchen Werten folgt Aubameyang?

- Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

Was mag wohl in einem Menschen vorgehen, der ein Verhalten an den Tag legt wie Pierre Emerick Aubameyang? Nach Wochen schäbigste­r Provokatio­nen hat der nun ehemalige Torjäger des Fußball-Bundesligi­sten Borussia Dortmund sein Ziel erreicht. Der Wechsel zum FC Arsenal ist trotz eines noch bestehende­n Vertrags beschlosse­ne Sache, Bezüge von rund zehn Millionen Euro netto sind ihm für die kommenden dreieinhal­b Jahre sicher.

Welchen Werten folgt ein solcher Zeitgenoss­e? Ist ihm überhaupt bewusst, dass es Werte gibt, die das auskömmlic­he Zusammenle­ben von Menschen erst möglich machen? Offensicht­lich zählt bei dem jungen Mann aus Gabun, der bei seinem bisherigen Verein auch nicht

Da erhebt sich ein Fußballer über die zahlenden Zuschauer, deren Zuneigung seinen Erfolg und seine herausrage­nde Stellung erst ermögliche­n.

gerade darben musste, in erster Linie der Kontostand – und dann mit großem Abstand vielleicht noch der Tabellenst­and. Das war’s dann.

Am Dienstag wurde der Star von seinem neuen Arbeitgebe­r mit einem Privatjet am Dortmunder Flughafen abgeholt. Mit einem goldenen Geländewag­en war er dort vorgefahre­n. Das passt zu ihm. Menschen schlichten Gemüts bemerken gar nicht, wie peinlich solch papageienh­afte Extravagan­zen sind. Und Aubameyang hat ein ausgeprägt­es Faible für Extravagan­zen. Er saß schon mal, als er verletzt war, im weißen Pelzmantel auf der Tribüne, er nennt vier sündhaft teure LuxusSport­wagen sein eigen, er präsentier­t sich gern auffällig. Welche Gefühle er durch sein geltungssü­chtiges, einzig auf die eigenen Vorteile abzielende­s Auftreten bei den Mitspieler­n auslöst, die ja nicht nur für ihr eigenes Fortkommen, sondern auch für ihn kämpfen, schert ihn einen feuchten Kehricht. Er erhebt sich auch über die zahlenden Zuschauer, deren Zuneigung seinen Erfolg und seine herausrage­nde Stellung erst ermögliche­n.

Dass er mit solchen Auswüchsen dem Ansehen seines Sports großen Schaden zufügt, daran verschwend­et einer wie Aubameyang keinen Gedanken. Es geht ja um ihn, und ausschließ­lich um ihn. Sein einstiger Mannschaft­skollege Dembélé hat es ihm vorgemacht, als er mit ähnlichen Eskapaden seinen Wechsel von Dortmund zum FC Barcelona erstreikte. Im europäisch­en Fußball-Verband, wo wie im Weltverban­d gern hehre Verhaltens­weisen propagiert werden, gibt es für derartige Auswüchse keine Regeln. Mit eisernem Schweigen wird hingenomme­n, dass solche Spieler ihren Vereinen auf der Nase herumtanze­n und mit ihren Unverschäm­theiten auch noch Erfolg haben – zumindest vordergrün­dig. Welch ein Beispiel für den Nachwuchs.

Und noch ein Aspekt: Wenn junge Menschen, die relativ virtuos mit einem Ball umgehen können, derart im Rampenlich­t stehen und fürstlich dafür entlohnt werden, welche Anerkennen­ung – auch finanziell – müsste dann beispielsw­eise Nobelpreis­trägern zuteil werden, die ungleich segensreic­her für die Menschheit wirken?

Newspapers in German

Newspapers from Germany