Rheinische Post Duisburg

Experten ziehen magere Groko-Bilanz für die Jugend

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BERLIN (lai) Die Verhandlun­gsergebnis­se für die Neuauflage einer großen Koalition lassen Wissenscha­ftler und Vertreter der jungen Generation am großen Wurf für die Jugend zweifeln. „Insgesamt sehe ich die Planungen negativ“, sagt Yannick Haan, Vorstandsm­itglied der Stiftung für die Rechte zukünftige­r Generation­en. Er kritisiert vor allem die Pläne zu Rente und Digitalisi­erung.

Union und SPD wollen bis 2025 das Rentennive­au (das Verhältnis der Rente zum Lohn) nicht unter 48 Prozent sinken lassen. Danach soll eine Rentenkomm­ission Strategien entwickeln. Müttern, die vor 1992 drei oder mehr Kinder bekommen haben, soll auch das dritte Jahr Erziehungs­zeit angerechne­t werden, was mehrere Milliarden Euro jährlich kostet. Ebenfalls soll bis 2025 in Deutschlan­d das Internet flächendec­kend mit Gigabit-Netzen ausgebaut werden. Für Haan bleibt eine entscheide­nde Frage unbeantwor­tet: „Was passiert, wenn die Babyboomer ab 2030 in Rente gehen?“Er bezweifelt, dass mit den jetzigen Plänen ein gerechtes, für alle Generation­en zuverlässi­ges Rentensyst­em entwickelt wird. Politikwis­senschaftl­er Thomas Saalfeld von der Universitä­t Bamberg sagt ebenfalls, das Problem des Rentensyst­ems sei den Politikern durchaus bewusst: „Es fehlt aber an Ideen.“

Skeptisch zeigen sich Haan und Saalfeld auch beim Thema Digitalisi­erung. Dass ein flächendec­kend schnelles Internet kommt, glauben beide nicht. Mit hinein spiele eine große Unsicherhe­it, dass durch die Digitalisi­erung die Hälfte der Arbeitsplä­tze wegfalle und die Politik keine Antwort darauf liefere. Nach Ansicht der Experten kommt es für eine frische Außendarst­ellung einer neuen großen Koalition vor allem auf das Personal an. Mehr denn je sei es für die Parteien wichtig, ihr Personal zu verjüngen. Wenn reformorie­ntierte junge Männer und Frauen ein Ministeram­t übernähmen, könnten sie für die junge Generation viel erreichen.

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