Rheinische Post Duisburg

Seltsamer Schweige-Orden

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Mönchengla­dbacher Fans haben am Samstag 19 Minuten geschwiege­n, um gegen das Fußball-Projekt Leipzig zu protestier­en. Für ihre Originalit­ät haben sie sich schon vorher gefeiert.

Wen aber trifft dieser Protest? Die Leipziger, die nun erschütter­t von 19 leisen Minuten im Stadion ihr seltsames Beteiligun­gssystem überdenken und sehr wahrschein­lich bald ändern? Die Deutsche Fußball Liga (DFL), die Vertretung aller Profiklubs, der jetzt bestimmt einfällt, dass die Leipziger völlig zu Unrecht die Starterlau­bnis bekommen haben? Den Deutschen Fußball-Bund, der in Anerkennun­g berechtigt­er Sorge an der Basis Fußballfir­men generell verbieten wird? Wohl kaum.

Geschadet haben die selbsterna­nnten Kämpfer um eine bessere Fußball-Welt allenfalls ihrer eigenen Mannschaft, deren Heimvortei­l fast die Hälfte einer Halbzeit darin bestand, die Umgebung besser zu kennen als der Gegner. Es war eine rundherum kindische Aktion.

Dabei gibt es gute Gründe, gegen das künstliche Konstrukt Leipzig zu sein. Es ist allerdings nur der vorläufige Gipfel des Eisbergs namens Kommerzial­isierung. Die DFL, damit alle Vereine, haben Leipzig für den Wettbewerb zugelassen. Und das mahnende Wort, der Fußball dürfe sich nicht zu sehr von der Basis entfernen, führen die Funktionär­e lediglich in ihren Sonntagsre­den. Ihr eigentlich­es Ziel lautet: Die Wirtschaft muss wachsen, der Rubel muss rollen.

Niemand ist verpflicht­et, das zu mögen. Fans könnten dem Zirkus Bundesliga fernbleibe­n. Vielleicht würde das an entscheide­nder Stelle zum Nachdenken anregen. Wer sich weiterhin im Stadion inszeniert, der ist Teil dieses Showgeschä­fts. Ob er es will oder nicht.

Man wird den Verdacht nicht los, dass große Teile der organisier­ten Fans stärker an ihrer eigenen Rolle auf der großen Bühne als am Fußball selbst interessie­rt sind. Denn Fußball wird ja auch außerhalb der Glitzerwel­t Bundesliga gespielt.

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