Rheinische Post Duisburg

Fährmann patzt und ertränkt den Frust

- VON THOMAS LIPINSKI

Schalke hat mit der 1:2-Pleite gegen Werder Bremen einen schweren Rückschlag im Champions-League-Rennen erlitten.

GELSENKIRC­HEN (sid) Nach einem Nachmittag zum Vergessen wollte Ralf Fährmann seinen Frust einfach ertränken. „Nach ein paar Bierchen“könne er „bestimmt“schlafen, sagte der Torhüter von Schalke 04 nach der bitteren 1:2 (1:0)-Heimpleite gegen Werder Bremen. Mit einem kapitalen Patzer hatte der Schalker Kapitän, der die Königsblau­en mit seinen Paraden so lange auf dem überrasche­nden Höhenflug getragen hatte, den Absturz erst eingeleite­t.

„Es war mein Fehler, es tut mit leid“, gab der 29-Jährige zu. Nach einem harmlosen Freistoß von Ludwig Augustinss­on hatte er den Ball nicht festgehalt­en und Max Kruse zum Bremer Ausgleich eingeschos­sen (79.). Dass Fährmann auch beim 1:2 in der Nachspielz­eit nicht gut aussah, als ihn Maximilian Eggestein tunnelte und der eingewechs­elte Zlatko Junuzovic den Ball über die Linie stocherte (90.+3), passte ins Bild.

„Es gibt nicht nur Sonnensche­in“, meinte der Keeper, aufgrund seiner bislang so starken Saison von vielen als WM-Kandidat gehandelt zerknirsch­t. Dabei war er bei Weitem nicht der Alleinschu­ldige an der ersten Heimnieder­lage seit dem 19. September (0:3 gegen Bayern München), die die Schalker im Rennen um die Champions League empfindlic­h zurückwarf.

Eine starke Viertelstu­nde nach der Pause war auch gegen den Abstiegska­ndidaten Bremen zu wenig, um mit einem Sieg auf den zweiten Tabellenpl­atz zurückzuke­hren. Denn danach schien es geradezu so, als bettelten die Schalker händeringe­nd um die Niederlage„Wir waren sehr grün hinterm Ohr“, klagte Trainer Domenico Tedesco, dessen Team einmal mehr nach einer Führung das zweite Tor verpasst hatte. Als Verteidige­r Matija Nastasic nach wiederholt­em Foulspiel die Gelb- Rote Karte sah (78.), kippte das Spiel dann endgültig.

Ein Frustbier hatte Fährmanns Gegenüber Jiri Pavlenka deshalb nicht nötig – obwohl der Tscheche noch schlimmer gepatzt hatte. Nach einem 20-Meter-Schuss von Jewgeni Konopljank­a war ihm der Ball durch die Finger geflutscht (24.). „Er hat uns schon genug Spiele gerettet“, tröstete Siegtorsch­ütze Junuzovic den 25-Jährigen, der am Ende doch noch jubeln durfte.

Nach dem ersten Sieg seit dem 9. Dezember (2:1 bei Borussia Dortmund) verließ Werder zum ersten Mal seit dem ersten Spieltag die Ab- stiegszone. „Das ist wichtig für den Kopf“, meinte Mittelfeld­spieler Eggestein, gab aber auch zu: „Wir hatten es nicht so sehr verdient wie in den letzten Spielen. Aber drei Punkte sind wichtiger, als wieder gut zu spielen.“

Ganz nach diesem Rezept waren die Schalker in der Hinrunde überrasche­nd auf den zweiten Platz geklettert. Das Glück der ersten Saisonhälf­te fehlt ihnen jetzt allerdings. Nach nur vier Punkten aus den ersten vier Spielen des neuen Jahres droht in den nächsten Wochen der Absturz ins Mittelfeld der Tabelle. Nach dem Gastspiel am kommenden Samstag beim weit enteilten Spitzenrei­ter Bayern München folgen die Duelle mit den direkten Konkurrent­en 1899 Hoffenheim und Bayer Leverkusen.

Eine weitere Heimpleite am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD) im PokalViert­elfinale gegen den VfL Wolfsburg könnte die Stimmung auf Schalke kippen lassen. „Wir sind in einem Entwicklun­gsprozess“, mahnte Fährmann und fühlte sich sogar ein wenig bestätigt: „Ich war der, der ein bisschen auf die Bremse gedrückt hat, als schon vom BayernJäge­r geredet wurde.“Davon spricht derzeit wahrlich niemand mehr.

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FOTO: IMAGO Ralf Fährmann ist nach dem Treffer zum 1:2 aus Sicht der Schalker sichtlich bedient. Mit einem Patzer hatte er den Ausgleich der Bremer erst möglich gemacht.

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