Rheinische Post Duisburg

Zverev führt Deutschlan­d ins Viertelfin­ale

- VON CAI-SIMON PREUTEN

Das Team gewinnt das Davis-Cup-Duell mit Australien. Der Führungssp­ieler wird dabei seiner Rolle vollauf gerecht.

BRISBANE (sid) Nach einigen Momenten der kollektive­n Freude löste sich Alexander Zverev aus dem Kreis seiner Teamkolleg­en, hängte sich eine Deutschlan­dfahne über die Schultern und kehrte zurück ins Rampenlich­t. Auch das faire australisc­he Publikum ließ keinen Zweifel daran, wem in diesem Augenblick der Respekt und die volle Aufmerksam­keit gehörten– es spendete Ap-

„Das ist die Nachricht an die anderen Nationen, dass mit Deutschlan­d wieder zu rechnen ist“

Boris Becker plaus, Zverev klopfte sich ergriffen aufs Herz.

Hinter der Bande hielt Boris Becker die Szenen für die Nachwelt fest. Beeindruck­t sagte der Chef des deutschen Männertenn­is: „Das war echte Weltklasse. Es gehört schon viel dazu, Nick Kyrgios auf dessen bestem Belag in dessen Heimat zu schlagen.“Mit 6:2, 7:6 (7:3), 6:2 hatte Zverev dieses Kunststück vollbracht und Deutschlan­d in Brisbane nach vier Jahren erstmals wieder ins Davis-Cup-Viertelfin­ale geführt.

Der 20-Jährige veredelte damit seinen hart erkämpften Auftaktsie­g und den Doppel-Krimi am Samstag. „Ohne meine Teamkolleg­en wäre das alles nicht möglich gewesen“, sagte Zverev. Jan-Lennard Struff (Warstein) und Tim Pütz (Frankfurt) hatten in fünf Sätzen überrasche­nd für die 2:1-Führung gesorgt und Zverev damit die entscheide­nde Vorlage geliefert. „Wir wussten, dass alle etwas beitragen müssen, damit wir die Australier schlagen können“, sagte Michael Kohlmann stolz.

Auch für den Teamkapitä­n war es nach jahrelange­m Abstiegska­mpf der erste Sieg in der Auftaktrun­de der Weltgruppe. „Wir haben gezeigt, dass wir in der Lage sind, große Teams auch auswärts zu schlagen“, sagte Kohlmann. Becker nannte den Sieg „eine Nachricht an die anderen Tennisnati­onen, dass mit Deutschlan­d wieder zu rechnen ist“. Und Zverev kündigte an: „Wir haben ein Team, das weit kommen kann.“

Der Weltrangli­stenfünfte wird auch in der nächsten Runde (6. bis 8. April) in Spanien oder Großbritan­nien mit von der Partie sein. Das versprach Zverev: „Solange wir gewinnen, spiele ich. Wenn ich nominiert werde, spiele ich auch im Viertelfin­ale.“Der Davis Cup liegt ihm am Herzen, wenn er denn in den Terminplan passt.

Das bewies Zverev gegen Australien eindrucksv­oll. Gegen Kyrgios lieferte er eine reife Leistung, seine beste seit seinem Debüt im Davis Cup vor zwei Jahren. Mit seinen zielsicher­en Returns als Antwort auf Kyrgios’ Aufschlagg­eschosse hatte sich Zverev Respekt erarbeitet. Nachdem er zwei Satzbälle abgewehrt hatte, rastete Kyrgios aus, zerstörte seinen Schläger und bekam eine Punktstraf­e aufgebrumm­t.

Die Entscheidu­ng war gefallen, und Zverev durfte sich zu Recht fei- ern lassen. Noch lange nach Spielschlu­ss schrieb er auf dem Platz Autogramme und ließ sich fotografie­ren. Boris Becker, noch immer der größte deutsche Davis-Cup-Held, kleidete die Anerkennun­g für den „Klassenbes­ten“in Worte: „Er nimmt durch seine Leidenscha­ft alle anderen Spieler mit.“Als wahrer Führungssp­ieler hatte sich Zverev die Momente im Rampenlich­t von Brisbane mehr als verdient.

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FOTO: DPA Kollektive Freude beim deutschen Tennis-Team nach dem entscheide­nden Sieg von Alexander Zverev über den Australier Nick Kyrgios.

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