Rheinische Post Duisburg

Duisburg lässt Millionen liegen

- VON TIM HARPERS

Die Stadt hat insgesamt 21,6 Millionen Euro an Fördermitt­eln aus dem Programm „Gute Schule 2020“nicht abgerufen. Die Kommune verweist auf die angespannt­e Personalsi­tuation. Für die CDU ist das ein Versagen der Stadtspitz­e.

Zu Beginn war die Freude groß. Als das Land 2016 verkündete, dass es Duisburg insgesamt 86 Millionen Euro zur Verfügung stellen würde, um die zum Teil maroden Schulgebäu­de in der Stadt instandzus­etzen, lobte Oberbürger­meister Sören Link das Projekt „Gute Schule 2020“in höchsten Tönen. „Das ist ein hervorrage­ndes Programm, das wir dringend brauchen“, sagte er bei der Vorstellun­g der Initiative. „Un-

„Ein frühzeitig­er Abruf hätte zu einem nicht kalkulierb­aren Risiko ge

führt“

Gabi Priem

Stadtsprec­herin

sere Stadt hat nun mal wenig Geld, darum konnten wir über Jahre zu wenig in die Gebäude investiere­n.“Umso überrasche­nder ist es, dass die Stadt es im vergangene­n Jahr offenbar verpasst hat, den ersten Teil der Fördermitt­el in Höhe von 21,6 Millionen Euro abzurufen.

Man habe im vergangene­n Jahr damit begonnen, im Rahmen des Projektes 15 Maßnahmen zur Sanierung von Schultoile­tten umzusetzen, teilt die Stadt jetzt mit. Bedingt durch andere Förderprog­ramme und auch der dringenden Notwendigk­eit, temporären Schulraum zu schaffen, seien zu diesem Zeitpunkt jedoch alle verfügbare­n personelle­n Kapazitäte­n „mehr als ausgeschöp­ft“gewesen. „Der Bedarf an zusätzlich­en Mitarbeite­rn war enorm“, sagte Stadtsprec­herin Gabi Priem. Die Rekrutieru­ng von dringend benötigtem Personal sei durch die angespannt­e Situation am Arbeitsmar­kt (gerade bei den Architekte­n als auch der Fachingeni­eure) deutlich schwierige­r gewesen als gedacht. „Zudem verfolgt die Stadt Duisburg bei der Umsetzung des Projektes die Zielsetzun­g, das eigene Personal nur zur Steuerung und Kontrolle externen Sachversta­ndes (weitere Architekte­n, Ingenieure, externe Projektste­uer) zu nutzen“, erläutert Priem.

Im Hinblick auf einen möglichen Verfall der Fördermitt­el, versucht die Stadt zu beschwicht­igen. „Anders als bei den meisten Förderprog­rammen werden die Kreditmitt­el für „Gute Schule 2020“automatisc­h in das Jahr 2018 übertragen“, sagt Priem. „Es kommt insofern zu kei- nem Verlust der Fördermitt­el, sondern nur zu einem zeitlich verschoben­en Abruf.“Mit dem Abruf der Fördermitt­el beginne eine Frist zu laufen, in der die Verwendung der Fördermitt­el dargelegt werden müssten. „Ein frühzeitig­er Abruf des Geldes in 2017 hätte zu einem nicht kalkulierb­aren Risiko des nicht fristgerec­ht einzureich­enden Verwendung­snachweise­s geführt“, sagt Priem. Insofern habe sich die Stadt Duisburg dazu entschloss­en, 2017 auf den Abruf der Kreditmitt­el zu verzichten. Der Abruf der Gelder werde aber voraussich­tlich noch im ersten Quartal 2018 erfolgen.

Die Parteien im Stadtrat sind anders als die Stadtspitz­e jedoch nicht bereit, diese Entscheidu­ng einfach so auf sich beruhen zu lassen. Die CDU bewertet das Nicht-Abrufen der Fördermitt­el gar als Versagen der Stadtspitz­e. „Das geht alles viel zu langsam“, findet Peter Ibe, schulpolit­ischer Sprecher der CDU-Fraktion. „Das ist bei der Vorstellun­g des Projekts anders dargestell­t worden. Im kommenden Schulaussc­huss werden die Verantwort­lichen einige Fragen beantworte­n müssen.“

Auch die Grünen erwarten in der kommenden Sitzung am 16. Febru- ar klare Aussagen von Stadtspitz­e und Immobilien­management. „Infolge der Sparmaßnah­men der vergangene­n Jahre fehlt der Verwaltung offensicht­lich an entscheide­nden Schlüsselp­ositionen das notwendige qualifizie­rte Personal“, sagt Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Gerhard Schwemm „Dieser Mangel muss mit Hochdruck beseitigt werden, auch wenn der Verweis auf die angespannt­e Lage auf dem Arbeitsmar­kt berechtigt sein mag.“Um trotzdem die enormen Anforderun­gen durch die genannten Förderprog­ramme stemmen zu können, könne auf die Inanspruch­nahme externen Sachversta­nds nicht verzichtet werden. „Allerdings sind die hierfür notwendige­n Schritte offensicht­lich zu zögerlich angegangen worden.“

„Die notwendige­n Schritte sind offensicht­lich zu zögerlich ange

gangen worden“

Gerhard Schwemm

Grüne

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Schuldezer­nent Thomas Krützberg (2. v. l.) und OB Sören Link (Mitte) gaben sich motiviert. Das Bild zeigt die Projektver­antwortlic­hen beim Startschus­s zu „Gute Schule 2020“. Damals war noch nicht abzusehen, dass es durch Personalpr­obleme zu...
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