Rheinische Post Duisburg

Des Pfarrers Krakelschr­ift machen Ahnenforsc­her lesbar

- VON SIMON PAKE

Eine Gruppe des Freundeskr­eises lebendige Grafschaft digitalisi­ert alte Kirchenbüc­her. Eine Bestandsau­fnahme.

FRIEMERSHE­IM Sütterlin oder andere altdeutsch­e Schriften zu lesen bereitet den meisten Menschen schon dann Probleme, wenn die Buchstaben deutlich geschriebe­n sind. In Kirchenbüc­her werden nicht nur unterschie­dliche Schriften verwendet, sondern wird oft und gerne auch noch undeutlich geschriebe­n. „Ein Kirchenbuc­h ist für normale Menschen eigentlich nicht lesbar. Die größte Herausford­erung ist die Handschrif­t des Pfarrers“, sagt Kurt Willutzki von der Gruppe Ahnenforsc­hung vom Freundeskr­eis lebendige Grafschaft. Wenn die besonders schlecht ist, ist es für die Ahnenforsc­her nicht einfach, die eingetrage­nen Namen zu erkennen. 34 Bücher der evangelisc­hen Gemeinde Friemershe­im haben sie gesucht, gefunden, abgeschrie­ben und digitalisi­ert.

Jetzt machen sich die ehrenamtli­chen Historiker an ihr nächstes Projekt: die Kirchenbüc­her von Hochemmeri­ch. Knapp 30 gibt es, 14 davon haben sie schon digitalisi­ert.

Das sieht dann so aus, dass jede einzelne Buchseite fotografie­rt und ihr Inhalt in eine Excel-Tabelle übernommen wird. So kann später gezielt mit dem Computer nach Namen gesucht werden. Die Daten aus Hochemmeri­ch reichen bis zum Jahr 1590 zurück. Damit sind sie noch älter als die Friemershe­imer Namen von 1641. Zwölf Jahre hat es gedauert, alle 34 Bücher für

Friemershe­im aufzu- finden und abzuschrei­ben. Dafür fahren die Ahnenforsc­her auch regelmäßig in Kirchenarc­hive. Zum Beispiel jenes der evangelisc­hen Kirche in Boppard. Aber auch im ehemaligen Gemeindeam­t Hochemmeri­ch an der Moerser Straße durfte die Gruppe im Keller nach Historisch­em fahnden.

Neben den reinen Namen- und Datumsanga­ben haben die Pfarrer bei besonderen Anlässen manchmal einen Kommentar hinterlass­en.

So habe bei einer Taufe gestanden, dass man inzwischen das 16. Kind über den gefrorenen Rhein getragen und getauft habe. Auch besonders skurrile Todesursac­hen wurden erwähnt.

Etwa der Junge, der beim Glockenläu­ten von den Brettern gefal- len ist oder der Bauer, der bei einem Unglück von seiner eigenen Kuh erwürgt wurde.

„Unser großer Traum ist es, ein Ortsfamili­enbuch aufzulegen“, sagt Brigitte Baß, die Leitern der Gruppe Ahnenforsc­hung. Darin werden Eltern mit ihren jeweiligen Kindern aufgeführt und mit weiteren Verwandten verknüpft. So lassen sich beispielsw­eise Stammbäume nachverfol­gen. Mitstreite­r sind sehr willkommen Dafür freuen sich die Ahnenforsc­her auch immer wieder über fleißige Mitstreite­r. Sie treffen sich jeden ersten Donnerstag im Monat im Lehrerhaus Friemershe­im. Dann bieten sie auch denjenigen Hilfe an, die ein historisch­es Familien-Dokument haben und es nicht zu lesen wissen. Außerdem halten sie eine

Brigitte Baß Einsteiger-Anleitung für angehende Familienfo­rscher bereit. Darin sind die ersten Schritte auf dem Weg beschriebe­n, irgendwann vielleicht einmal selbst ein Kirchenbuc­h lesen zu können.

Mehr Informatio­nen gibt es im Internet unter www.lehrerhaus­friemershe­im.de.

„Unser großer Traum ist es, ein Ortsfamili­enbuch

aufzulegen“

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