Des Pfarrers Krakelschrift machen Ahnenforscher lesbar
Eine Gruppe des Freundeskreises lebendige Grafschaft digitalisiert alte Kirchenbücher. Eine Bestandsaufnahme.
FRIEMERSHEIM Sütterlin oder andere altdeutsche Schriften zu lesen bereitet den meisten Menschen schon dann Probleme, wenn die Buchstaben deutlich geschrieben sind. In Kirchenbücher werden nicht nur unterschiedliche Schriften verwendet, sondern wird oft und gerne auch noch undeutlich geschrieben. „Ein Kirchenbuch ist für normale Menschen eigentlich nicht lesbar. Die größte Herausforderung ist die Handschrift des Pfarrers“, sagt Kurt Willutzki von der Gruppe Ahnenforschung vom Freundeskreis lebendige Grafschaft. Wenn die besonders schlecht ist, ist es für die Ahnenforscher nicht einfach, die eingetragenen Namen zu erkennen. 34 Bücher der evangelischen Gemeinde Friemersheim haben sie gesucht, gefunden, abgeschrieben und digitalisiert.
Jetzt machen sich die ehrenamtlichen Historiker an ihr nächstes Projekt: die Kirchenbücher von Hochemmerich. Knapp 30 gibt es, 14 davon haben sie schon digitalisiert.
Das sieht dann so aus, dass jede einzelne Buchseite fotografiert und ihr Inhalt in eine Excel-Tabelle übernommen wird. So kann später gezielt mit dem Computer nach Namen gesucht werden. Die Daten aus Hochemmerich reichen bis zum Jahr 1590 zurück. Damit sind sie noch älter als die Friemersheimer Namen von 1641. Zwölf Jahre hat es gedauert, alle 34 Bücher für
Friemersheim aufzu- finden und abzuschreiben. Dafür fahren die Ahnenforscher auch regelmäßig in Kirchenarchive. Zum Beispiel jenes der evangelischen Kirche in Boppard. Aber auch im ehemaligen Gemeindeamt Hochemmerich an der Moerser Straße durfte die Gruppe im Keller nach Historischem fahnden.
Neben den reinen Namen- und Datumsangaben haben die Pfarrer bei besonderen Anlässen manchmal einen Kommentar hinterlassen.
So habe bei einer Taufe gestanden, dass man inzwischen das 16. Kind über den gefrorenen Rhein getragen und getauft habe. Auch besonders skurrile Todesursachen wurden erwähnt.
Etwa der Junge, der beim Glockenläuten von den Brettern gefal- len ist oder der Bauer, der bei einem Unglück von seiner eigenen Kuh erwürgt wurde.
„Unser großer Traum ist es, ein Ortsfamilienbuch aufzulegen“, sagt Brigitte Baß, die Leitern der Gruppe Ahnenforschung. Darin werden Eltern mit ihren jeweiligen Kindern aufgeführt und mit weiteren Verwandten verknüpft. So lassen sich beispielsweise Stammbäume nachverfolgen. Mitstreiter sind sehr willkommen Dafür freuen sich die Ahnenforscher auch immer wieder über fleißige Mitstreiter. Sie treffen sich jeden ersten Donnerstag im Monat im Lehrerhaus Friemersheim. Dann bieten sie auch denjenigen Hilfe an, die ein historisches Familien-Dokument haben und es nicht zu lesen wissen. Außerdem halten sie eine
Brigitte Baß Einsteiger-Anleitung für angehende Familienforscher bereit. Darin sind die ersten Schritte auf dem Weg beschrieben, irgendwann vielleicht einmal selbst ein Kirchenbuch lesen zu können.
Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.lehrerhausfriemersheim.de.
„Unser großer Traum ist es, ein Ortsfamilienbuch
aufzulegen“