Rheinische Post Duisburg

Ukraine droht AfD-Politikern mit hohen Haftstrafe­n

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DÜSSELDORF (tor) Der ukrainisch­e Botschafte­r Andrej Melnyk hat die Krim-Reise mehrerer AfD-Parlamenta­rier gestern im Düsseldorf­er Landtag scharf kritisiert. Nach einem Treffen mit der AfD-Fraktionss­pitze sagte Melnyk: „Wir haben versucht darzustell­en, dass diese Reise ein Rechtsbruc­h ist. Es wurde eine Straftat begangen, die in der Ukraine mit bis zu acht Jahren Haft bestraft wird.“Die ukrainisch­e Staatsanwa­ltschaft habe Ermittlung­en aufgenomme­n.

Acht AfD-Politiker, darunter vier aus NRW, waren am Wochenende über Moskau auf die von Russland völkerrech­tswidrig annektiert­e ukrainisch­e Halbinsel gereist. Sie hatten ihre Reise als privat deklariert. Die Einreise über diese Route ist nach ukrainisch­em Recht dennoch illegal. Auch in Deutschlan­d löste die Reise breite Proteste aus. Die Kritiker befürchten, dass die russische Propaganda die Reise als inoffiziel­le Anerkennun­g der russischen Annexion vermarktet.

Diese Befürchtun­g hat sich aus Melnyks Sicht bestätigt: „In den russischen Medien war der Besuch weit über Moskau hinaus ein großes Thema.“In den Medien sei er als Beleg dafür missbrauch­t worden, dass der Besuch ausländisc­her Politiker auf der Krim inzwischen normales Tagesgesch­äft sei.

Sven Tritschler, stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r der AfD, wollte sich von der Reise seiner Parteifreu­nde gestern nicht distanzier­en. „Wir billigen das nicht, wir missbillig­en das aber auch nicht“, sagte Tritschler. Die Reise sei als private Aktion auf eigene Kosten sowohl gegenüber der Fraktion als auch gegenüber dem Landtagspr­äsidium angekündig­t worden.

Laut Melnyk haben die AfDler auf der Krim aber auch politische­s Informatio­nsmaterial verteilt, sich politisch zur Krim-Krise geäußert und eine AfD-Flagge mitgeführt. Dieses Verhalten sei „eindeutig nicht privater Natur“gewesen und habe der Ukraine geschadet.

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